Eine fast vergessene, tödliche Krankheit, bekannt aus dem Ersten Weltkrieg, breitet sich in den Schützengräben in der Ukraine aus. Für viele kommt jede Hilfe zu spät.
Tödliche KrankheitUkraine: Front-Ärzte schlagen Alarm

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Ein ukrainischer Soldat in einem Schützengraben. In den nassen und dreckigen Gräben breitet sich eine tödliche Krankheit aus (Symbolbild).
Aktualisiert
Medizinerinnen und Mediziner schlagen Alarm, weil sich eine fast ausgerottet geglaubte Krankheit wieder ausbreitet: der Gasbrand.
Die bakterielle Infektion war bereits im Ersten Weltkrieg gefürchtet und führt zu einem rapiden Absterben von Muskelgewebe.
Die brutalen Kampfbedingungen mit ständigen Drohnenangriffen machen es fast unmöglich, verletzte Soldatinnen und Soldaten rechtzeitig zu evakuieren und zu behandeln. Die Sterberate bei einer Infektion ist enorm hoch. Das berichtet „t-online“.
Ein Arzt, der freiwillig an der Front in der Region Saporischschja im Einsatz ist, wird mit den dramatischen Worten zitiert: „Wenn man ins Freie tritt, wird man von einer Drohne getötet. Das ist keine Übertreibung.“
Die Infektion wird durch Bakterien ausgelöst, die sich in sauerstoffarmem, also abgestorbenem Gewebe, explosionsartig vermehren. Laut der Mikrobiologin Lindsey Edwards vom King’s College London liegt die Sterblichkeitsrate ohne Behandlung bei fast 100 Prozent.
Oft harren die Verletzten wochenlang in unterirdischen Notlazaretten aus. „Solche Verzögerungen bei Evakuierungen gab es in den vergangenen 50 Jahren noch nie – wahrscheinlich seit dem Zweiten Weltkrieg, vielleicht sogar noch länger“, so der Frontarzt.
Die Behandlung ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Normalerweise müssen Chirurginnen und Chirurgen das infizierte Gewebe entfernen, während gleichzeitig hohe Dosen Antibiotika verabreicht werden. Doch an der Front ist das kaum möglich.
Erschwerend kommt hinzu, dass viele Bakterienstämme Resistenzen gegen gängige Antibiotika entwickelt haben, was die Behandlung noch komplizierter macht. Die Zustände erinnern an die schlimmsten Schlachtfelder der Weltkriege. (red)
