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Tesla und Elon MuskViel Show, viel Risiko − wie lange funktioniert das System?

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Elon Musk ist der reichste Mann der Welt. Vor allem an der Börse geht die Tesla-Aktie richtig ab. Auch weil Fonds in Sachen nachhaltige Automobilfirmen nicht viele Alternativen haben und nicht etwa, weil die Autos qualitativ so sehr überzeugen.

von Marie Schäfers (mjs)

Palo Alto – Tesla hat im letzten Quartal so viele Autos ausgeliefert wie noch nie. 180.570 – Rekord. Aufs Jahr gesehen konnte man den Absatz um 36 Prozent steigern – damit hat man zumindest dieses Jahr endlich mal das selbst gesteckte Ziel von einer halben Million ausgelieferter Fahrzeuge – fast – erfüllt.

  • Tesla jagt an der Börse von Rekord zu Rekord
  • Zweifel an der hohen Marktbewertung des Elektrofahrzeugherstellers
  • Die riskanten Tricks von Elon Musk und wie sie ihn reich machen

Aber: Tesla produziert immer noch deutlich weniger Autos als zum Beispiel die deutschen Hersteller, an der Börse geht der US-Elektrobauer aber im Vergleich zu ihnen kometenhaft ab. Der Börsenwert stieg 2020 auf 550 Milliarden Euro. Zum Vergleich: BMW, Daimler und Volkswagen kommen auf 47, 62 und 82 Milliarden Euro. Das liegt auch daran, weil immer mehr Fonds auf der Suche nach einem komplett nachhaltigen Automobilhersteller schlicht und einfach nicht um Tesla herumkommen. In andere Firmen können sie nicht investieren, da diese ja auch noch Verbrenner produzieren. Aber in Tesla schon.

Tesla: Mega-Hype um Elektrofahrzeuge

Der Hype ist also ungebrochen. „Mit seinen innovativen Elektrofahrzeugen hat Musk die Autoindustrie in ihren Grundfesten erschüttert und den Markt für alternative Antriebe erobert“, sagt der US-amerikanische Automobilexperte Edward Niedermeyer. Er hat ein Buch über den Erfolg von Tesla geschrieben („Der Ludicrous-Modus: Die ungeschminkte Wahrheit über Tesla Motors", Redline Verlag, 22 Euro) betrachtet aber nicht nur den Hype, sondern auch, was dahinter steckt. Ein Spiel mit verdammt viel Risiko. Der Ludicrous-Modus. Das Absurd-System. Klingt gemein.

Gemeint ist die nicht wegzudiskutierende Diskrepanz zwischen Popularität der Marke und den alltäglichen Realitäten des Unternehmens. „Einerseits werden die Autos als Zukunft einer Industrie angepriesen. Andererseits weisen sie Mängel auf, die Zweifel an der hohen Marktbewertung aufwerfen.“

Ablenkung wird bei Tesla großgeschrieben

Tesla dachte Autos erstmals im Stil eines Software-Start-ups, das brachte frisches Design, frische Ideen. Jemand, der was wagte, während andere schnachten. Dass die Qualität nicht stimmte – geschenkt. Schauspieler George Clooney beschwerte sich beispielsweise mal über die Pannenanfälligkeit seines ersten Teslas. Musk schoss sofort zurück, machte Clooney lächerlich, sagt er habe sich bestimmt auch übers erste iPhone beschwert.

Aber ein Auto ist kein Smartphone. Doch Ablenkung ist ein großes Tesla-Ding. Ein Musk-Ding. Wenn es Berichte über Qualitätsmängel gab und gibt, zündet Musk einfach eine neue Technik-Highlight-Granate: Hyperloop, Raketen, elektrische Lkw oder wie jüngst ein Mega-Tunnel-Projekt unter der Küstenstadt Miami. Und bei den Elektroautos gehen sogar enttäuschte Kunden  immer wieder in Vorleistung, akzeptieren Lieferverzögerungen.

Wegen Musks zweiter großer Stärke: Den Leuten zeigen, dass sie ja in die Zukunft investieren - und dafür eben investieren müssen. Das ist noch immer nicht für den Massenmarkt, für den Musk ja eigentlich Lösungen versprochen hat. Aber was soll’s?

Tesla: Musk zockt um US-Kredite

Säule Nummer 3: Das Zocken. Z. B., wenn es um Kredite des US-Energieministeriums geht. Einfach behaupten, sich den Kredit schon gesichert zu haben, zu einem Zeitpunkt, zu dem man sich für die öffentliche Zuwendung noch nicht mal beworben hat. Dann Reservierungszahlungen für neue E-Autos einsammeln, die Preise anheben, kurz Gewinne schaffen – dann klappt’s auch mit dem Kredit.

Säule 4 ist das gute Gewissen, das Musk verkauft. Man tut was für die Umwelt. Aber: Der Strom muss eben auch umweltfreundlich entstehen, mit dem die E-Autos geladen werden. Ist nicht immer der Fall. Und: Die verkauften Teslas sollen Einsparung von vier Millionen Tonnen CO2 erzielen. „Dafür musste man aber 19 Milliarden Dollar aus privaten und öffentlichen Quellen beschaffen“, sagt Automobil-Experte Niedermeyer.

„Damit beträgt der Preis des Umweltbeitrags 4750 Dollar pro Tonne CO2 – da erscheint fast jede andere Form der CO2-Senkung attraktiver – sogar die Kohlenstoffabscheidung fossil befeuerter Kraftwerke (600 Dollar pro Tonne) oder staatliche Förderprogramme für den Bau energiesparender Häuser (350 Dollar pro Tonne)“.

Es ist also viel (gute) Show und Risiko-Zockerei, die die Höhenflüge von Tesla und Musk begründen. Aber das System geht auf. Die Frage ist nur: Wie lange?