SPD-Legende gestorbenHans-Jochen Vogel (94) ist tot

SPD-Legende Hans-Jochen Vogel (94) ist tot

SPD-Legende Hans-Jochen Vogel ist tot. Das Bild wurde 2019 aufgenommen.

München – Der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel ist tot. Er starb am Sonntag, 26. Juli, im Alter von 94 Jahren in München (Bayern) nach langer Krankheit, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Umfeld der Familie erfuhr.

SPD-Legende Hans-Jochen Vogel (94) ist tot

SPD-Legende Hans-Jochen Vogel ist tot. Das Bild wurde 2019 aufgenommen.

Mit 34 Jahren wurde der 1926 in Göttingen geborene Professoren-Sohn Oberbürgermeister in München – und damit jüngstes Stadtoberhaupt einer deutschen Großstadt. Die 4444 Amtstage an der Isar prägten Vogel stärker als spätere Stationen.

Er trug dazu bei, die Olympischen Spiele 1972 nach München zu holen. Wegen heftiger Auseinandersetzungen mit der SPD-Linken warf der damalige Vertreter der Parteirechten das Handtuch und ging in die Bundespolitik.

Alles zum Thema Henriette Reker

Karriere von Hans Jochen Vogel: Glanzpunkte und Niederlagen

Die Karriere von Hans-Jochen Vogel war gezeichnet von vielen Glanzpunkten, aber auch Niederlagen: Bundesbau- und Bundesjustizminister, für knapp vier Monate Regierender Bürgermeister in Berlin, SPD-Partei- und Fraktionschef - und Kanzlerkandidat. Doch da unterlag er Helmut Kohl.

hans jochen vogel

Blick in die Vergangenheit: SPD-Ehrenvorsitzender Willy Brandt (Mitte) nach der Unterzeichnung des Manifests zur Wiederherstellung der Einheit der SPD im Berliner Kongreßzentrum. Links steht Hans-Jochen Vogel und Wolfgang Thierse ist rechts zu sehen. 

In der SPD galt Vogel zeitlebens als gutes Gewissen mit unerschütterlichen moralischen Grundsätzen. Abgesehen vom großen Thema «soziale Gerechtigkeit» trieb Vogel bis ins hohe Alter aber noch ein anderes Problem um: der drohende Zerfall Europas. Schon als der Austritt Großbritanniens aus der EU sich erstmals abzeichnete, sagte Vogel, dass 70 Jahre Frieden in Europa nur durch die Überwindung des Nationalismus möglich geworden seien.

Kölner OB Reker zum Tod von Hans-Jochen Vogel: „Er war Mahner, Ideengeber, Visionär bis ins hohe Alter”

Auch die Kölner OB Henriette Reker gab ein Statement zum Tod des ehemaligen Politikers ab. Wie die Stadt Köln am Sonntag (26. Juli) mitteilte, erreichte die Nachricht von Vogels Tod die Oberbürgermeisterin im Urlaub.

„Mit Hans-Jochen Vogel verliert die Politik einen Denker und Macher, der seine kommunalen Erfahrungen als Oberbürgermeister auch in die großen politischen Debatten einwarf. Seine Sorge um bezahlbaren Wohnraum gerade in Großstädten formulierte er schon vor über 40 Jahren als Münchner Oberbürgermeister und wiederum noch vor wenigen Monaten in seinem letzten Buch. Er war Mahner, Ideengeber, Visionär bis ins hohe Alter, immer geprägt von seiner Nähe zu den Menschen“, so Reker.

Hans Jochen Vogel hasste Computer

Seine Parkinson-Erkrankung hatte Vogel erst wenige Jahre vor seinem Tod öffentlich gemacht, bis zuletzt lebte er mit seiner Frau Liselotte in einer Seniorenresidenz in München.

Hier ließ er sich – sofern es seine Gesundheit zuließ von Freunden - von Journalisten und auch Parteifreunden besuchen. Mit ihnen diskutierte er dann auch gerne über hochaktuelle Fragen wie die Flüchtlingskrise oder die Gefahren, die rechten Strömungen ausgehen.

Wer Vogel erreichen wollte, der brauchte aus heutiger Sicht viel Geduld – bis zu seinem Tod verschmähte er Handy und Computer. (dpa)