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Corona-Schalte mit KanzlerinRamelow entschuldigt sich für „Merkelchen“

Bodo_Ramelow

Bodo Ramelow (Die Linke), hier nach einem Pressestatement am 19. Januar 2021 in Erfurt, hat sich für die Aussagen in der Clubhouse-Talkrunde entschuldigt.

Erfurt – Bodo Ramelow (Die Linke) hat mit seiner unbekümmerten Plauderei bei der neuen Audio-App Clubhouse in der nach zu Samstag (23. Januar 2021) für mächtig Wirbel gesorgt. Nun rudert der Ministerpräsident von Thüringen zurück.

  • Bodo Ramelow spricht in einer Talkrunde bei Clubhouse über Corona-Schalten von Bund und Ländern
  • Thüringens Regierungschef gibt zu, sich bei den Konferenzen mit Handy-Spielen die Zeit zu vertreiben
  • Ramelow entschuldigt sich bei Kanzlerin Merkel

Der Linke-Politiker hatte in dem Format der neuen App Clubhouse berichtet, dass er sich bei den oft stundenlangen Ministerpräsidentenkonferenzen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einem Smartphone-Spiel entspannt.

Corona-Schalten mit Kanzlerin Merkel: Ramelow zockt Candy Crush, Kritik von CDU

Zu späteren Behauptungen, er habe die Kanzlerin in der Talkrunde als „Merkelchen“ bezeichnet, sagte er der Deutschen Presse-Agentur, es seien Versatzstücke aus dem Kontext gerissen worden.

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Der Linken-Politiker hat sich selbst inzwischen mehrfach auf verschiedenste Weise für seine Aussagen in der Nacht zu Samstag entschuldigt. Der kommunikative Fauxpas könnte ihn aber auch in der neuen Woche noch weiter verfolgen.

Der FDP-Fraktionsvize Michael Theurer etwa stellte am Montag (25. Januar 2021) die Frage nach der „Selbstbeherrschung mancher Politiker“, wenn es um die App Clubhouse gehe. „So wie einst Robert Habeck Twitter deinstalliert hat, weil ihm die Disziplin für diese App fehlte, stellen sich ähnliche Fragen, wenn Philipp Amthor (CDU) oder Bodo Ramelow zu nachtschlafender Stunde ein Ständchen trällern“, sagte der Bundestagsabgeordnete der Deutschen Presse-Agentur.

Auf das Geplauder folgten zahlreiche spitze Medienberichte, politische Kritik vor allem aus Thüringen und der Vorwurf, dass der Ministerpräsident bei den wichtigsten Beratungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie nicht verantwortungsvoll agiere. Einer der Kritiker: Thüringens Innenminister. „Wenn sich bewahrheitet, dass Bodo Ramelow während der Ministerpräsidentenkonferenz Handyspiele spielt, dann sollte er sein Verhalten überprüfen“, sagte Georg Maier (SPD) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag). „Dazu ist die Situation zu ernst.“

Ramelow bemühte sich derweil, offensiv und mit zahlreichen Entschuldigungen den Schaden möglichst kleinzuhalten. „Ab sofort, wenn ich jetzt dieses Format anmache, merke ich, im Hinterkopf habe ich jetzt die Lernkurve von vorgestern und gestern“, sagte der Linke-Politiker am Sonntag bei einem erneuten Auftritt bei Clubhouse. Die Analyse eines Mediendienstes, dass der Feind stets mithöre, habe er nun hinsichtlich der App verinnerlicht.

Bodo Ramelow entschuldigt sich für Formulierung „Merkelchen“

Ganz explizit entschuldigte er sich für die Formulierung „Merkelchen“: „Eine kluge Frau hat mir auf @clubhouse_de gerade schlüssig den eigentlichen Fauxpas meiner Clubhaus Plauderei dargelegt und es hat mich überzeugt“, twitterte Ramelow am Sonntagabend. „Den Namen der Bundeskanzlerin zu verniedlichen war ein Akt männlicher Ignoranz. Dafür meine ehrliche Bitte um Entschuldigung.“

Dass er während der Bund/Länder-Beratungen auch mal Candy Crush spiele, sei dagegen kein Aufreger und auch kein Geheimnis. Wenn man wisse, dass eine Ministerpräsidentenkonferenz zurzeit um die zehn Stunden dauere und viel Leerzeit beinhalte, „dann gebe ich gerne zu, dass der eine Sudoku spielt, der andere strickt oder häkelt oder sonst was macht - und ich eben Candy Crush spiele.“

Corona-Konferenzen mit Angela Merkel: Bodo Ramelow steht in der Kritik

Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie gehe es um Leben und Tod sowie um Existenzen und die Zukunft einer Schüler-Generation.

Thüringens CDU-Chef Christian Hirte warf Ramelow Respektlosigkeit und Verantwortungslosigkeit vor. „Entweder ist es Ausdruck von Arroganz der Macht oder Amtsmüdigkeit“, schrieb Hirte am Sonntag (24. Januar) bei Twitter. „Wer sein Amt als Ministerpräsident so versteht, verspielt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger“, schrieb Hirte.

Die Thüringer FDP-Fraktion bezeichnete Ramelows Agieren in der Corona-Pandemie als chaotisch. „Ramelow verbringt in den entscheidenden Beratungen seine Zeit lieber mit Daddeln”, erklärte der parlamentarische Geschäftsführer der Thüringer FDP-Fraktion, Robert-Martin Montag.

Bund-Länder-Schalten zur Corona-Pandemie: Ramelow vertrieb sich Zeit mit Handyspiel

Über den Auftritt des 64-Jährigen in der Clubhouse-Talkrunde hatte zuvor die „Welt am Sonntag“ berichtet. Ihr zufolge sagte Ramelow in der Runde in der Nacht zu Samstag (23. Januar 2021), er schaffe bei den Treffen der Ministerpräsidenten mit Merkel bis zu zehn Candy-Crush-Level.

Das Thema der Clubhouse-Runde sei „Trash und Feuilleton“ gewesen. „Wenn man über Trash redet, dann ist es trashig“, sagte Ramelow. Wenn man das in einer anschließenden Debatte weglasse, finde er das komisch.

„Wenn man daraus eine tiefernste Sache macht, dass es zeigt, wie die Politiker denken, wenn sie privat sind – das finde ich schwierig“, sagte Ramelow, der sehr affin für neue Medien ist und ihre unterschiedlichen Kanäle gerne für seine Kommunikation nutzt.

Clubhouse: Neue Audio-App aus den USA

Clubhouse ist eine Social-Media-App aus den USA, die in Deutschland derzeit einen Hype erlebt. Man kann sich damit an Talkrunden beteiligen, es gibt aber auch geschlossene Gesprächsrunden. Sehen kann man sich in der App nicht, weil es ein Audio-Format ist.

Organisiert hatte die Runde, in die sich Ramelow dann einklinkte, die 19 Jahre alte SPD-Nachwuchshoffnung Lilly Blaudszun aus Mecklenburg-Vorpommern, zusammen mit fünf Freundinnen und Freunden. Es ging um Promis, Klatsch und Tratsch, wie sie der dpa berichtete.

„Dann kam auf einmal Bodo Ramelow dazu, völlig ungeplant.“ Als er und andere Politiker dabei waren, sei grundsätzlich gesagt worden, dass dies kein Raum sei, um über politische Inhalte zu diskutieren. Es sei von Anfang an als „Trash Talk“ bezeichnet worden und habe auch auf der Ebene bleiben sollen.

Bodo Ramelow findet Social-App Clubhouse spannend

Mit Blick auf Clubhouse äußerte Ramelow Datenschutzbedenken, weil Nutzer dazu aufgefordert würden, Zugriff auf ihre Kontakte zu erlauben. Auch, dass es die App bislang nur für iPhone-Nutzer gebe, stört ihn.

„Und das darf nicht so bleiben, sonst wird das nicht mein Medium, wenn das so elitär bleibt.“ Trotz der Kritik an seinem Auftritt bei der Audio-App kann sich Ramelow die Teilnahme an weiteren solchen Talkrunden vorstellen.

„Ich habe da auch zwei andere Nummern einfach als Zuhörer begleitet und fand das total spannend, junge Leute zu hören, die bestimmte Fragen debattieren“, sagte er.

Clubhouse: Moderatorin wünscht sich sachliche Diskussion über Bodo Ramelows Worte

Blaudszun wünschte sich, dass die Diskussion über Ramelows Beitrag sachlicher verlaufe. Natürlich könnten seine Aussagen kritisiert werden, aber gleichzeitig solle man sich auch überlegen, welche Rolle der Journalismus auf dieser Plattform spiele.

Es sei ein Unterschied, ob ein Politiker an einer solchen Diskussion teilnehme oder einem Journalisten ein Interview gebe. Jeder solle sich überlegen, was die eigene Rolle auf der Plattform sei – sie als Moderatorin könne keine Verantwortung dafür übernehmen. (dpa)