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„Schneller und harter Lockdown“Spahn, Lauterbach und Schaade über die Corona-Lage

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Gesundheitsminister Jens Spahn (r.) und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kurz vor der Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage am Freitag (19. März).

von Martin Gätke (mg)

Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), SPD-Politiker Karl Lauterbach und RKI-Vize-Präsident Lars Schaade haben am Freitag (19. März) bei einer Pressekonferenz über die aktuelle Corona-Lage in Deutschland informiert.

  • Jens Spahn und Karl Lauterbach sind für Verschärfung der derzeitigen Corona-Maßnahmen
  • Lauterbach wünscht sich einen sofortigen „schnellen und harten Lockdown“
  • Appell an die Bürger: Ostern auf keinen Fall Reisen

Spahn hat die Bevölkerung darauf eingestimmt, dass die dritte Corona-Welle in Deutschland nicht durch Impfungen gestoppt werden kann. „Wir befinden uns in der dritten Welle der Pandemie, die Zahlen steigen, der Anteil der Mutationen ist groß“, sagte er.

Es gebe nicht genügend Impfstoff, um die dritte Welle allein durch Impfen zu stoppen. Die derzeit steigenden Infektionszahlen könnten nun bedeuten, dass es vielleicht keine weiteren Öffnungsschritte geben könne – sondern im Gegenteil„sogar Schritte rückwärts“.

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Karl Lauterbach: „Müssen zurück in den Lockdown“

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich dafür ausgesprochen, die Corona-Maßnahmen schnell wieder zu verschärfen. „Man kann es drehen und wenden wie man will, wir müssen zurück in den Lockdown“, sagte er. Es mache keinen Sinn zu warten.

Seinen Angaben nach ist durch die sich immer stärker ausbreitende Mutation B.1.1.7 Mitte April mit einer bundesweiten Inzidenzzahl von 200 zu rechnen. Wenn die Fallzahlen nicht abgebremst würden, sei eine Überlastung der Intensivstationen in wenigen Wochen zu erwarten.

Pressekonferenz am Freitag (18. März): Was sagten Spahn, Lauterbach und Schaade?

Wir fassen für Sie an dieser Stelle die wichtigsten Aussagen der RKI-Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in übersichtlichen Stichpunkten für Sie zusammen:

  • Gesundheitsminister Jens Spahn geht zunächst auf die ausgesetzten Astrazeneca-Impfungen ein: Nach drei Tagen gehe es heute nun in den Bundesländern weiter, weil „der Nutzen bei Weitem die Risiken überwiegt“.
  • „Wir werden einen langen Atem brauchen“, so Spahn. Auch wenn die nächsten Lieferungen mit Impfstoffen aus EU-Bestellungen pünktlich kommen, dauere es noch einige Wochen, bis die Risikogruppen vollständig geimpft sind. „Erst dann können wir auch über breitere Öffnungen der Gesellschaft reden.“
  • Spahn weiter: „Wir befinden uns in der dritte Welle.“ Es gebe nicht genug Vakzine in Europa, um diese dritte Welle zu brechen, so die „ehrliche Lageanalyse.“
  • RKI-Vize Schaade erklärt: Die Fallzahlen und die Kurve seien „deutlich exponentiell.“ Die Zahl der Intensivbetten stagniere, die Zahl der Toten gehe zum Glück weiter leicht zurück. „Wir müssen aber damit rechnen, dass in einigen Wochen wieder mehr Menschen in Verbindung mit Covid-19 sterben“, so Schaade.
  • Bis Ostern seien wieder Zustände wie an Weihnachten möglich, so Schaade. Sein Appell: „Bitte verbringen Sie Ostern mit möglichst wenig Personen und verzichten Sie auf das Reisen“.
  • Karl Lauterbach geht anschließend auf die möglichen, sehr seltenen Nebenwirkungen bei Astrazeneca ein. Auch der SPD-Gesundheitspolitiker sieht einen wesentlich größeren Nutzen als Risiken. „Der Impfstoff ist sicher, der Nutzen gewährleistet. Ich begrüße, dass die Impfungen mit Astrazeneca fortgesetzt werden.“
  • Lauterbach: „Wir sind im Beginn einer fulminenten dritten Welle“. 75 Prozent der registrierten Fälle sei auf die Mutante zurückzuführen. Der R-Wert allein der Mutante betrage etwa 1,3, das bedeute eine Verdopplung in 10 bis 14 Tagen.
  • Entwickle sich die Situation so weiter wie bisher, „hätten wir im April eine Inzidenz von 200 zu erwarten“, so Lauterbach.
  • Intensivstationen würden in kürzester Zeit überlastet, auch weil die Patienten jünger wären und dort länger bleiben müssten, „weil sie nicht so schnell sterben.“
  • Die Situation könne man aber abfedern: „Wir kommen nicht um einen Lockdown herum“.
  • Es gebe die Möglichkeit einers frühzeitigen Lockdowns, „schnell und hart“. Aber auch die Möglichkeit eines „verzögerten Lockdowns“, der nach hinten aber dafür aber länger dauere. „Je später der Lockdown, desto mehr Zeit verliert man am Ende“, erklärt Lauterbach.
  • Die Testungen an Schulen und Testzentren aufzubauen, sei jetzt die wichtigste „Brückentechnologie“, so Lauterbach weiter. Es brauche außerdem so viele Erstimpfungen wie möglich.
  • Auch Lauterbach rät dringend von Reisen zu Ostern ab. Rückkehrer sollten sofort getestet werden, fordert der Epidemiologe.
  • Es folgen die Fragen der Journalisten. Ist Lauterbach der bessere Gesundheitsminister, lautet eine provokante Frage. „Wer weiß, vielleicht wird er ja nochmal Gesundheitsminister“, so Spahn schmunzelnd. Er und der SPD-Politiker hätten in der Vergangenheit stets voneinander profitiert.
  • Warum gehen wir denn nicht sofort in den Lockdown, wenn Lauterbach das fordert?, lautet eine weitere Frage. In den vorherigen Beschlüssen sei ja die „Notbremse“ beschlossen worden, das betreffe eben auch „nicht nur Schritt nach vorne, sondern auch zurück“, erklärt Spahn. Weitere Schritte müssten am kommenden Montag mit den Bundesländern besprochen werden. „Ich selbst sehe immer den Gesundheitsschutz an erster Stelle.“
  • Lauterbach geht auf die Testungen in Schulen ein: Aus seiner Sicht seien diese Testungen besonders zu priorisieren. „Es gibt keine Altersgruppe, bei denen sich das Virus derzeit schneller verbreitet, als bei den Kindern und bei den jungen Erwachsenen.“
  • Schaade ergänzt: Je mehr sich das Virus verbreitet, je mehr man die „Sache so laufen lasse“, desto mehr junge Menschen würden  in den Intensivstationen landen. Auch die Todeszahlen könnten zu den Jüngeren schwenken. „Das ist ein rein statistischer Prozess.“
  • Karl Lauterbach geht auch die Rolle von Kindern bei der Verbreitung des Virus ein: „Wir werden im Sommer keine Impfstoffe für Kinder haben.“ Die Anforderungen an Impfstoffe für Kinder sei zu hoch. Deshalb gebe es bald ein Problem bei der Herdenimmunität: „Durch die Mutation muss aber vielleicht bald eine höhere Herdenimmunität erreicht werden.“ Daher sei es so wichtig, gerade jetzt die Zahlen zu senken. „Wegen der Mutation sind wir jetzt in der gefährlichsten Phase“, so Lauterbach. „Wir sind im Softspot für Mutationen“, zum einen gebe es viele Fälle und es gleichzeitig bestehe ein „hoher Selektionsdruck“ für das Virus.
  • Lauterbach erklärt, dass der Tod bei den Jüngeren zwar noch nicht vorrangig sei. Die Nachwirkungen aber seien „wie ein Tsunami“. Gegen das „Long-Covid-Symptom“, also die Langzeitschäden nach einer Covid-Erkrankung, gebe es noch keine adäquaten Behandlungsmöglichkeiten. Die Folge: „Viele junge Menschen, die in der ersten Welle erkrankt sind, konnten noch immer nichts ins Arbeitsleben intergriert werden“, so Lauterbach.
  • Auf die Nachfrage nach der gesunkenen Zustimmung in der Bevölkerung erklärt Spahn ehrlich: „Auch ich habe Fehler gemacht“. Jede Entscheidung, die getroffen wird, ziehe auch Kritik nach sich. „Ganz egal, wie ich mich entscheide“. Doch er habe bei jeder Entscheidung „mit bestem Wissen und Gewissen gehandelt“. Es gehe jetzt darum, Deutschland aus dieser Krise herauszuführen, da sei solch eine Umfrage nebensächlich. „Denn so eine Krise hat die Bundesrepublik noch nie erlebt.“

Astrazeneca-Vakzin wird wieder verimpft, wie geht es nun weiter?

Am Donnerstag (18. März) hatte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die weitere Verwendung des Impfstoff von Astrazeneca empfohlen. Einen möglichen Zusammenhang zwischen Impfungen und seltenen, aber gefährlichen Blutgerinnseln im Gehirn konnte die Behörde aber „nicht endgültig“ ausschließen. Allerdings sei „das Risiko geringer als der Nutzen“ des Stoffes.

Jens Spahn äußerte sich auch schon am Donnerstag zu dem Thema, nachdem die bereits für den Nachmittag angekündigte Pressekonferenz zunächst immer wieder verschoben wurde. Am Donnerstagabend sagte er dann, dass es eine „besondere Sorgfaltspflicht gegenüber den Impfwilligen“ gebe. „Die Bürgerinnen und Bürger können darauf vertrauen, transparent informiert zu werden.“

Nach der Aussetzung der Impfungen am Montag gelte es nun, vier verlorene Tage aufzuholen, sagte der Minister. Nun gehe es darum, „dass wir zügig weiterimpfen“. (dpa/mg)