Kim-Bruder vergiftetTäterinnen glaubten an TV-Streich – jetzt droht die Todesstrafe

Kim Jong-un

Der Bruder von Nordkoreas Diktator Kim Jong Un soll an einem Flughafen in Malaysia ermordet worden sein.

Kuala Lumpur – Jetzt droht ihnen die Todesstrafe: Wegen des Giftmords am Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un droht den beiden mutmaßlichen Täterinnen nun die Höchststrafe.

Die zwei Frauen im Alter von 25 und 29 Jahren stehen seit Montag in Malaysia vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, Kim Jong Nam (45) Mitte Februar auf dem Flughafen der Hautstadt Kuala Lumpur mit dem Nervengas VX ermordet zu haben (hier mehr über den mysteriöser Polit-Krimi lesen).

Mehrere Verdächtige festgenommen

Beide plädierten auf nicht schuldig. Sie bestritten die Tat nicht, hielten das Ganze aber angeblich nur für einen TV-Scherz. Vermutet wird, dass hinter dem Anschlag der nordkoreanische Geheimdienst steckt.

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Die Führung des kommunistischen Staates weist alle Vorwürfe zurück. Von den mutmaßlichen Hintermännern ist niemand in Haft. Mehrere Nordkoreaner, die sich zur Tatzeit in Malaysia aufhielten, verließen das südostasiatische Land unter merkwürdigen Umständen. Die Staatsanwaltschaft sprach am Montag von vier weiteren Verdächtigen, ohne aber Namen oder Nationalität zu nennen.

Anwärter auf Nachfolge

Kim Jong Nam war der älteste Sohn des langjährigen Machthabers Kim Jong Il (1941-2011). Er galt eine Zeit lang auch als erster Anwärter auf die Nachfolge, fiel dann aber in Ungnade.

Die letzten Jahre hielt er sich außerhalb Nordkoreas auf, oft in Malaysia und dem chinesischen Spielerparadies Macao.

Mehrfach äußerte er sich kritisch über sein Heimatland. Als Regimegegner galt er jedoch nicht.

Kim Jong-nam

Kim Jong Nam im Jahr 2010. Jetzt wurde er offenbar von nordkoreanischen Agentinnen ermordet.

Es gibt Experten, die vermuten, dass er sich als Ersatz für den Fall bereithielt, dass Kim Jong Un gestürzt würde.

Die zwei Angeklagten – die Vietnamesin Doan Thi Huong (25) und die Indonesierin Siti Aishah (29) – wurden unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen in das Gericht in einem Vorort von Kuala Lumpur gebracht. Aus Furcht vor einem Hinterhalt trugen sie schusssichere Westen.

Beide Frauen behaupten, von Fremden angeheuert worden zu sein. Sie dachten, sie müssten ihrem Opfer für eine Art „Versteckte Kamera“ im chinesischen Fernsehen Öl oder Pfeffer in Gesicht drücken.

Tödliches Nervengas wirkte bereits nach wenigen Minuten

Die Anklage glaubt hingegen, dass die Frauen genau Bescheid wussten und die Tat auch probten. Allerdings war das Risiko, selbst das Gift einzuatmen oder in Hautkontakt zu kommen, enorm.

Bei der tödlichen Substanz handelte es sich um das Nervengas VX, das von den Vereinten Nationen als Massenvernichtungsmittel eingestuft wird. Die Tat wurde von Überwachungskameras gefilmt. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie Kim Jong Nam nach dem Überfall an einen Schalter geht und um Hilfe bittet. 20 Minuten später war er tot.

Obduktion bereitete Probleme

Der erste Arzt, der Kim Jong Nam am Flughafen untersuchte, berichtete vor Gericht von dramatischen Szenen. Der Nordkoreaner – ein Mann zwischen 120 und 140 Kilogramm – habe rasenden Puls und hohen Blutdruck gehabt. Dann habe er Krämpfe bekommen und auf Ansprache nicht mehr reagiert.

Er starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Seine Leiche wurde erst nach wochenlangen diplomatischen Querelen nach Nordkorea gebracht.

Nordkorea-Attentäterin

Die angeklagte Indonesierin wird von schwer bewaffneten Polizisten ins Gericht gebracht. 

Der Fall hatte die Beziehungen zwischen Nordkorea und Malaysia – einem der wenigen Staaten, die noch halbwegs normale Kontakte mit Pjöngjang unterhielt – massiv belastet.

Beide Länder wiesen gegenseitig die Botschafter aus. Mittlerweile hat sich die Lage wieder beruhigt. Allerdings empfahl Malaysia jetzt vor dem Prozess seinen Bürgern, keinesfalls nach Nordkorea zu reisen.

So wird in Malaysia die Todesstrafe verhängt

Der Prozess wird vermutlich mindestens zwei Monate dauern. Insgesamt sollen mehr als 150 Zeugen befragt werden. Einen Antrag der Verteidigung, die Identität der weiteren Verdächtigen offenzulegen, lehnte das Gericht ab.

Nach Medienberichten handelt es sich dabei um nordkoreanische Agenten.

Malaysia gehört zu den Ländern, die die Todesstrafe nicht nur im Gesetzbuch stehen haben, sondern auch vollstrecken. Auch in diesem Jahr gab es bereits Hinrichtungen. Normalerweise wird das Urteil durch den Strang vollstreckt.

(dpa)