Kommentar zu „Hart aber fair”Warum Enissa Amani recht mit ihrer Islam-Behauptung hat

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Enissa Amani war am Montagabend bei „Hart aber fair“ in der ARD zu Gast.

Köln – Enissa Amani spaltet derzeit die Nation.

Der Auftritt der Stand-Up-Comedienne bei „Hart aber fair“ am Montagabend hat Wirkung gezeigt. Es hagelt Kritik und Lob gleichzeitig auf Amani nieder.

Bei aller Kritik an dem Vorgehen von Amani, die sich vehement mit ihren Gesprächspartnern (allen voran CSU-Innenminister Joachim Herrmann und dem umstrittenen Islamwissenschaftler Hamed Abdel-Samed) fetzte und diese teilweise auch nicht aussprechen ließ: Die Deutsch-Iranerin hat den Satz des Abends geliefert und gezeigt, worum es in der ganzen Debatte geht.

Alles zum Thema Hart aber fair

Der Auftritt von Enissa Amani bei „Hart aber fair“ – hier alles nachlesen.

Was sie sagte? Eingeladen zum Thema „Islam ausgrenzen, Muslime integrieren – Kann das funktionieren?“ ging sie sofort auf Kriegsfuß mit der Behauptung des neuen Bundesinnenministers Horst Seehofer, der bekanntlich gesagt hatte, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, aber die hier lebenden Muslime schon. Ein gefundenes Fressen.

Muslime als Feindbild in der deutschen Gesellschaft? 

Amani sagte: „Ich finde, wir kreieren zur Zeit leider ein Feindbild. Anstatt, dass wir uns darauf konzentrieren, ein tolles neues Deutschland zu sein, mit vielen Einflüssen, konzentrieren wir uns nur auf radikale Gruppen, die hier nichts zu suchen haben.“

Damit meint sie unter anderem die Terrorschergen, die im Namen des Islamischen Staates unschuldige Opfer in den Tod reißen. Damit hat sie auf jeden Fall recht. 

Täterrolle passe besser zu Muslimen

Sie sagte auch: „Negativbeispiele wie die Radikalisierung einzelner Fanatiker gebe es in jeder Religion – auch im Christentum.“

Doch die Täterrolle würde keine Gruppe so gut ausfüllen wie die Muslime.

Um es mal runter zu brechen, damit es verständlich wird: Amani beklagt, dass die Muslime alle über einen Kamm geschert werden. Es sind nicht alle Muslime automatisch Terroristen. Es sind auch nicht alle Muslime Hardcore-Gläubige, die versuchen, den Bundesadler durch den Halbmond zu ersetzen. Die Muslime sind, so wie alle anderen Glaubensgruppen auch, eine heterogene Gruppe. Es ist kein Einheitsbrei, die Menschen sind auch dort noch immer Individuen.

Jetzt mal spitz formuliert: Sind dann alle deutschen Christen auch Nazis oder stehen dem rechten Flügel nahe?

Nur weil irgendwelche Leute verrückte Fantasien haben?

Nur weil irgendwelche Idioten durchs Land ziehen und hetzen, was das Zeug hält.

Nur weil die AfD bundesweit auf zwölf Prozent kommt und drittstärkste Kraft im Parlament ist? Die Antwort lautet natürlich Nein. 

Nicht alle Argumente von Enissa Amani waren hieb- und stichfest

Es sind nicht alle Deutschen Nazis und nicht alle Muslime Terroristen. Dies ist aber bis heute bei vielen Menschen nicht angekommen.

Damit das klar ist: Natürlich hatte Amani auch Schattenseiten bei Frank Plasberg. Nicht alle ihre Argumente waren in sich schlüssig und hieb- und stichfest. Dennoch legte sie den besten Auftritt an dem Abend hin neben dem Grünen-Politiker Cem Özdemir. Denn Amani sagte klipp und klar ihre Meinung. Legte sich mit Minister Herrmann an. Und erst recht mit dem umstrittenen Islamwissenschaftler Abdel-Samad, der so ziemlich das Gegenteil von dem behauptet, wofür Amani eintritt.

Vielleicht ist es auch eine Sache mit dem Alter: Amani ist 36 Jahre alt, ihre Eltern sind beide Iraner und sie gehört zu einer jungen Generation, der Glauben, Herkunft und Statussymbole ziemlich egal ist.

Ihr ist es schlichtweg gleich, woran ihr Gegenüber glaubt. Das merkt man, wenn sie auf der Bühne steht oder mit „Rebellcomedy“ durch die Lande zieht.

Das sind junge Komiker, bunt zusammengewürfelt aus aller Herren Länder. Da scherzt ein Schweizer, dann ein Iraner, der sich über seine haarigen Verwandten lustig macht. Dann ein Marokkaner, der  über die typischen Eigenschaften der Deutschen herzieht.

Das Publikum rennt der Truppe die Hütte ein. Denn es geht vor allem um eines: ums Lachen. Der Glaube steht nicht im Vordergrund.

Und genau darauf wollte Amani mit ihrem guten Auftritt bei Frank Plasberg hinaus. Diesen Standpunkt habe ich ihr zu 100 Prozent abgekauft.