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Preise gehen durch die DeckeDrohende Inflation: Müssen wir uns Sorgen machen?

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Die Kunden spüren es täglich beim Einkaufen : Vor allem Nahrungsmittel sind deutlich teurer geworden.    

von Maternus Hilger (hil)

Berlin – Die meisten von uns dürften es längst gemerkt haben. Auf breiter Front steigen die Preise, nachdem sie das letzte Jahr über fast immer gefallen waren. Im Februar lag die Inflationsrate bei 1,3 Prozent – Tendenz steigend.

  • Preise steigen
  • Die Gründe für steigende Preise
  • Müssen wir uns Sorgen um die weitere Inflation machen?

Mit dem Begriff Inflation wird die Geldentwertung, also das Absinken der Kaufkraft, bezeichnet. Behält Bundesbankpräsident Jens Weidmann (52) recht, könnte die Teuerungsrate in der zweiten Jahreshälfte sogar noch auf mehr als drei Prozent steigen. Eine Drei vor dem Komma – das gab es zuletzt vor 13 Jahren.

Steigende Preise: Was wurde alles teurer?

Vor allem Nahrungsmittel und Dienstleistungen, aber auch Wohnungsmieten. Tiefer in die Tasche greifen müssen die Deutschen zudem beim Tanken und Heizen. Grund dafür sind gestiegene Rohölpreise, aber auch politisch gewollte Preistreiber – wie die neue CO2-Abgabe auf alle fossilen Brennstoffe. Und das Ende der befristeten Mehrwertsteuersenkung von 16 beziehungsweise 5 Prozent zum Jahreswechsel.

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Die Inflation wird vom Statistischen Bundesamt mit Hilfe eines Warenkorbs ermittelt, der die Preissteigerungen für ausgewählte Produkte enthält.

Steigende Preise: Wird der Trend anhalten?

Für die nächsten Monate sehr wahrscheinlich. Die Gründe: Unternehmen und Geschäfte, die im Zuge des Corona-Lockdowns riesige Verluste einfuhren, dürften versuchen, mit höheren Preisen wenigstens einen Teil der jüngsten Einbußen auszugleichen – wie etwa Friseure, Hotels, Gaststätten oder Reiseveranstalter.

Das war nach dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr schon so: Die Preise beim Friseur lagen im September um 6,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt herausfand. Wenn sich zudem die Reallöhne nicht entsprechend an die Inflationsrate anpassen, sinkt die Kaufkraft der Bevölkerung zusätzlich, was die Unsicherheit noch verstärken dürfte.

Preistreiber Staat

Doch nicht nur Unternehmen drehen an der Preisschraube. Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung EY plant eine Mehrheit von 64 Prozent der Städte und Gemeinden, Steuern oder Abgaben zu erhöhen. Teurer werden sollen insbesondere die Müllabfuhr, die Straßenreinigung, die Wasserversorgung und die Parkgebühren.

Die Grundsteuer soll bei immerhin jeder fünften deutschen Kommunen steigen, die Gewerbesteuer bei jeder neunten. So soll der durch die Pandemie bedingte Schuldenanstieg gebremst werden.

Drohende Inflation: Müssen wir uns Sorgen machen?

Die Meinungen der Experten sind sehr unterschiedlich. Optimisten gehen davon aus, dass bei einer Normalisierung des Wirtschaftslebens nach Corona eine zu hohe Inflation verhindert werden kann – und sich die Preise wieder einpendeln wie vor Corona.

Viele Ökonomen erwarten aber, dass das 2021 nicht der Fall sein wird. Sie weisen auch darauf hin, dass viele Menschen in der Krise wenig(er) Geld ausgegeben haben – und das bald nachholen

Preistreiber Erspartes

Tatsächlich stieg die Sparquote zum Jahresende auf 16 Prozent – der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. „In den beiden Pandemie-Jahren zusammen beläuft sich diese zusätzliche Ersparnis der privaten Haushalte auf schätzungsweise 200 Milliarden Euro“, sagt Stefan Kooths.

Konjunkturexperte am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Es sei damit zu rechnen, „dass ein Teil davon preistreibend wirken wird, sobald Konsummöglichkeiten wieder im gewohnten Maße gegeben sind“.

Steigende Preise: Steigen nun auch die Zinsen?

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt trotz der Inflationssorgen weiter nur langsam steigende Preise an, die Verbraucher zu zeitnahen Konsumausgaben sowie Firmen zu Investitionen ermutigen sollen. Bis auf weiteres hält Präsidentin Christine Lagarde (65) an ihrem Inflationsziel von knapp zwei Prozent im Euroraum fest.

Zwei Prozent im Jahresvergleich scheinen gering zu sein, sie machen über zehn Jahre hinweg jedoch schon eine Teuerungsrate von 22 Prozent aus. Entsprechend höher fällt die Belastung aus, wenn die Inflationsrate explosionsartig durch die Decke gehen sollte. Eigentlich müsste die EZB dann von Negativzinsen Abschied nehmen. Doch die lässt alles beim Alten.

Im Klartext: Höhere Zinsen sind nicht zu erwarten. Bei steigender Inflation wird deshalb auch Erspartes durch die schleichende Geldentwertung an Wert verlieren. Vorerst werden also nur die Preise steigen.

Das macht die EZB

Die Währungshüter wollen wegen der Corona-Belastungen und den Inflationssorgen nochmal die Anleihenkäufe im zweiten Quartal deutlich beschleunigen. Christine Lagarde will die Entwicklung aber genau beobachten.

Denn die Anleiherenditen waren zuletzt gestiegen, da Anleger angesichts milliardenschwerer Konjunkturprogramme und der Geldschwemme der Notenbanken mit einer steigenden Inflation rechnen. Das könnte sich im schlimmsten Fall auf längerfristige Privatkredite – wie etwa Hypotheken – auswirken. Allerdings ist das Niveau noch extrem niedrig.

Steigende Preise: Ende der Fahnenstange

Pessimisten allerdings sind alarmiert, dass Notenbanken und Staaten seit der Finanzkrise und erst recht seit Ausbruch der Corona-Pandemie die Geldschleusen in atemberaubenden Tempo geöffnet haben. Irgendwann, so ihre Warnung, ist das Ende der Fahnenstange erreicht, um noch wirksam gegenzusteuern.

Schulden leicht gemacht: Denn die wesentlichen Ursachen der Krise – hohe staatliche Defizite und Schulden – können nicht allein durch die lockere Geldpolitik behoben, nur abgefedert werden. Die Probleme gibt es nicht erst seit Corona. Noch profitieren viele Länder anders als die Verbraucher von der Politik der EZB.

Dank Nullzinsen müssen sie deutlich weniger Geld aufbringen, um die Kredite zu bedienen. Das aber hat so manchen dazu verleitet, über seine Verhältnisse zu leben. Und das könnte uns alle mal teuer zu stehen kommen...