Bizarre Corona-ShowTrumps dubioser Arzt führt in die Irre – zeigt Video die Wahrheit?

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Dr. Sean Conley, Leibarzt von US-Präsident Donald Trump, beantwortet in einer Pressekonferenz vor dem Militärkrankenhaus am 5. Oktober (Ortszeit) die Fragen der Journalisten.

von Martin Gätke (mg)

Washington – Er stand nach dem positiven Corona-Test von US-Präsident Donald Trump im Mittelpunkt der Medien: Dr. Sean P. Conley, der persönliche Leibarzt von Trump.

Am vergangenen Wochenende war es Conley, der aus dem Walter-Reed-Militärkrankenhaus in Bethesda trat, um in einer Pressekonferenz einen sehr optimistischen Statusbericht zu verkünden: Trump gehe es „sehr gut“, er sei „außergewöhnlich gut gelaunt“. Direkt hinter ihm nahm ein ganzes Team von Spezialisten medienwirksam Aufstellung.

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Dr. Sean Conley (Mitte) und ein ganzes Team aus Spezialisten geben Auskunft über den Gesundheitszustand des an Covid-19 erkrankten US-Präsidenten.

Trump, er scheint seine noch andauernde Corona-Infektion erstaunlich gut wegzustecken. Oder doch nicht?

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Zwar ist Trump seit Montag wieder zurück im Weißen Haus und feuert regelmäßig ein Twitter-Feuerwerk ab, wie man es von ihm gewohnt ist. Doch vieles bleibt bislang im Unklaren. Auch, wie es dem US-Präsidenten denn nun wirklich geht.

Die „New York Times“ hat vor kurzem ein Porträt über den Mann veröffentlicht, der über den Gesundheitszustand von Donald Trump wacht. Und darüber, was nach außen getragen wird: Dr. Conley. Er übernahm 2018 die Rolle des Arztes im Weißen Haus und wurde Nachfolger von Dr. Ronny L. Jackson.

Dr. Sean Conley: Doktor der osteopathischen Medizin

Der hatte Trump in übertrieben klingenden Lobeshymnen eine exzellente Gesundheit und eine tadellose geistige Verfassung attestiert. So sagte Jackson, Trump könnte, auch aufgrund seiner hervorragenden Gene, 200 Jahre alt werden – wenn er sich nur besser ernährt hätte.

Trump hatte ihn als Veteranenminister nominiert, was wegen Vorwürfen um übermäßigen Alkoholkonsum und laxe Praktiken bei der Medikamentenverschreibung aber scheiterte.

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US-Präsident Donald Trump nimmt kurz nach der Ankunft im Weißen Haus die Maske ab. Ein Video zeigt, dass er offenbar Probleme beim Atmen hat.

Nachfolger Conley studierte im Jahr 2006 am Philadelphia College of Osteopathic Medicine und wurde Doktor der osteopathischen Medizin (in den USA auch DOs genannt). Damit ist er kein klassischer Arzt, kein Doktor der Medizin im Sinne der internationalen Bezeichnung MD (Medicinae Doctor, in Deutschland: Dr. med.).

Würde Conley in Deutschland praktizieren, wäre er nicht mit klassischen Ärzten hierzulande gleichgestellt. Im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung ist die Osteopathie ebenfalls nicht enthalten.

Trumps Arzt Dr. Conley: Osteopathie in Deutschland nicht Teil der Schulmedizin

Die osteopathische Medizin hat den Anspruch, sowohl den ganzheitlichen Ansatz der Naturheilkunde wie auch die Wissenschaftlichkeit der Schulmedizin zu vereinen.

Während diese alternative Form der Behandlung in Deutschland mit erheblichen Vorbehalten verbunden ist, erfreut sich ein DO in den USA großer Beliebtheit. Dort haben sie dieselben Privilegien und Rechte wie ein Doktor der Medizin (MD). Sie dürfen Medikamente verschreiben, Spritzen setzen und operieren.

In Deutschland aber sehen Kritiker ein Hauptproblem in der bislang dünnen Datenlage, was die Wirksamkeit von verschiedenen Verfahren innerhalb der Osteopathie angeht. Hierzulande wird die Heilmethode – verkürzt – mit Handauflegen und sanfter Massage verbunden.

Dr. Conley: Er beobachtete Trumps Einnahme von Hydroxychloroquin

Dr. Conley arbeitete nach seinem Studium als Notarzt für die US-Navy, war später als Traumaarzt für die Nato in Afghanistan tätig. Im Mai geriet er dann in die Schlagzeilen, als Trump in Absprache mit Conley das Malaria-Medikament Hydroxychloroquin zur Corona-Prophylaxe einnahm. Das führte zu reichlich Verwunderung, da es bislang keine belastbaren wissenschaftlichen Belege für eine Wirksamkeit des Medikaments im Zusammenhang mit Corona gab.

Nach Trumps Covid-19-Erkrankung geriet Conley dann erneut in die Kritik. Denn Conley liefert die Wahrheit seines wichtigen Patienten nur in homöopathischen Dosen.

Er wich Fragen von Journalisten aus, korrigierte Angaben zum Zeitpunkt der Diagnose im Nachhinein und zeichnete zunächst ein rosiges Bild des Zustands des Präsidenten, von dem sich später herausstellte, dass er doch ernster war.

Video von Donald Trumps Ankunft im Weißen Haus: Er keucht und hat offenbar Schmerzen

Trump habe dem Ärzteteam keine Symptome gemeldet. Ob er welche zeigt, sagte der Chefmediziner der Regierungszentrale nicht. Auf Nahaufnahmen von Trumps Rückkehr ins Weiße Haus, die durch die Medien gingen, war zu sehen, dass der Präsident nach dem Hochsteigen einer Treppe außer Atem war.

Auf dem Video auch zu sehen: Kurz nachdem Trump die Maske absetzte, atmete er mehrere Male tief durch. Und zuckte bei einem Atemzug plötzlich zusammen, als habe er sich die Rippen gebrochen. Folgen der Corona-Erkrankung? US-Medien jedenfalls spekulieren darüber.

Dr. Conley aber versicherte noch am Dienstag: Die Werte Präsidenten seien stabil. Sein Blut weise einen Sauerstoffsättigungsgrad zwischen 95 und 97 Prozent auf. „Insgesamt geht es ihm weiterhin extrem gut.“

Ärzte räumten ein: Trumps Zustand war doch ernster

Dass eben nicht alles „extrem gut“ sein kann, zeigte sich schon am Wochenende. Am Samstag zeichneten die Ärzte ein rosiges Bild, tags darauf räumten sie ein, dass es doch ernster war.

Zwei Mal seien die Sauerstoffwerte des Präsidenten im Verlauf der Erkrankung gefallen, hieß es am Sonntag. Am Freitagmorgen sei die Sauerstoffsättigung des Bluts unter 94 Prozent gesunken, am Samstag erneut auf rund 93 Prozent. Es ist unklar, ob Trump mehr als einmal zusätzlichen Sauerstoff verabreicht bekam. Wenn Covid-19 die Lunge angreift, wird der Körper schlechter mit Sauerstoff versorgt.

US-Präsident Donald Trump: Wann wurde er vor seinem positiven Corona-Test das letzte Mal getestet?

Conley hatte an Samstag für zusätzliche Verunsicherung gesorgt als er sagte, die Diagnose liege 72 Stunden zurück. Das würde auf einen positiven Test am Mittwoch hinweisen. Später korrigierte er sich in einer vom Weißen Haus verbreiteten Mitteilung und erklärte, er habe gemeint, man sei „im dritten Tag“ nach der Diagnose.

Das Weiße Haus und Trumps Leibarzt verweigern weiterhin Angaben dazu, wann der Präsident vor seinem positiven Test am Donnerstag zuletzt negativ auf das Coronavirus getestet wurde. (mg/dpa)