Immer mehr Branchen betroffenCoronavirus hat massive Folgen für die Weltwirtschaft

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Das Coronavirus in China hat schlimme Folgen für viele Infizierte, aber auch die Wirtschaft bekommt die Folgen immer mehr zu spüren, wurde quasi angesteckt. 

von Maternus Hilger (hil)

Wuhan – Die Sorge um die Weltwirtschaft wächst angesichts der Ausbreitung des Covid-19-Virus in China. Immer mehr Branchen sind betroffen – auch in Deutschland.

Denn China ist ein extrem wichtiger Markt für Waren „Made in Germany“ – und zudem Lieferant für Produkte der Weiterverarbeitung. Die Angst vor Lieferengpässen wächst mit jedem Tag der Epidemie.

Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht. Die Epidemie werde sich in China möglicherweise erst Ende April stabilisieren, glaubt Zhong Nanshan, Chef der Expertengruppe der chinesischen Regierung. „Das ist eine sehr grobe Schätzung.“

Alles zum Thema Corona

Coronavirus – Auswirkungen auf die Autoindustrie 

China ist der größte Absatzmarkt für Neuwagen und zugleich wichtiger Standort für Hersteller und Zulieferer – auch für Mercedes-Benz, Audi, BMW, Volkswagen und Porsche. Dauern die Corona-Probleme an, hätte das noch massivere Auswirkungen als ohnehin jetzt schon.

Coronavirus – Auswirkungen auf die deutsche Chemieindustrie 

Auch die deutsche Chemiebranche warnt vor den Folgen des Coronavirus für die exportorientierte Branche. Bislang gebe es zwar „kaum Auswirkungen“ für die Firmen in Deutschland, die hierzulande rund 462.000 Menschen beschäftigen.

In China selbst aber hätten deutsche Chemiefirmen schon die Produktion gedrosselt, so der Branchenverband VCI.

Coronavirus: Einbußen in der Reisebranche

Zwar berichten größere Veranstalter von steigenden Buchungszahlen für die traditionell umsatzstarke Sommersaison. Doch ob das Geschäft auch 2020 wächst, ist noch nicht sicher. FTI und Schauinsland stellen bislang keine größere Verunsicherung von Kunden wegen der Ausbreitung des Corona-Virus fest. 

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„Lediglich für einige Destinationen wie zum Beispiel Thailand gibt es ein zögerliches Buchungsverhalten“, heißt es bei FTI. Bremsspuren könnte das Virus allerdings bei den Veranstaltern von Kreuzfahrten in die Region hinterlassen.

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Die Deutsche Zentrale für Tourismus befürchtet zudem, dass es einen Einbruch bei Reisen von Chinesen nach Deutschland geben könnte. Die lassen immer viel Geld hier. Alle Reise-Ausgaben zusammengerechnet hätten sie zuletzt für einen Umsatz von sechs Milliarden Euro gestanden.

Umsatzeinbruch bei Sportartikeln

Das Coronavirus belastet die Geschäfte der deutschen Sportartikelhersteller Adidas und Puma in China. Diese sind dort in den vergangenen Wochen massiv eingebrochen.

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Coronavirus – Lieferengpässe in der Handy-Branche

Miese Stimmung auch bei Apple. Der Technologiegigant meldet bei den in China produzierten iPhones Lieferengpässe. Verschärfen könnte sich die Lage noch dadurch, dass sich der Verkaufsstart des neuen in China gefertigten Billig-iPhones verzögern dürfte – es soll eigentlich Anfang März in die Läden kommen.

Apple ist nicht der einzige Elektronik-Anbieter mit Problemen. So warnte Nintendo vor Engpässen bei seiner Spielekonsole Switch, weil einige Bauteile aus China knapp seien.

Coronavirus verursacht auch Probleme in der Pharmabranche

Viele von uns kennen das schon, wenn der Apotheker bedauert, dass ein Medikament derzeit leider nicht lieferbar ist. Hintergrund ist die Abhängigkeit von Produktionsstätten in China und andere asiatischen Ländern.

Denn Antibiotika und ihre Wirkstoffe, Schmerzmittel, Blutdrucksenker, Herzmedikamente oder Chemotherapien werden mittlerweile zum Großteil außerhalb Europas produziert – mit der Folge, dass es bei Krisen wie der Corona-Epidemie schnell zu Engpässen kommen kann.

Die Börse spürt noch nichts vom Coronavirus

Nur an der Börse sind noch keine Virussorgen zu spüren. „Die Börsen haben sich schon seit Längerem von den realwirtschaftlichen Vorgängen abgekoppelt“, sagt der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, dem „Handelsblatt“.

Turbulenzen wie bei der Finanzkrise 2008/2009, als die Kurse und die Weltwirtschaft an den Rand des Kollaps gerieten, erwarten Ökonomen bislang nicht. Damals waren die Banken- und Finanzsysteme betroffen, die über Ländergrenzen hinweg eng verflochten sind, so Commerzbank-Volkswirte: „Das ist diesmal ja nicht der Fall.“