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Vorschläge der NRW-Corona-ExpertenWie „Zurück zur Normalität“ funktionieren könnte
Düsseldorf – Dieser Artikel wurde aktualisiert am 13. April, 13.06 Uhr – „Zurück zur Normalität“ – das ist der Wunsch der Menschen in Zeiten der Corona-Krise. Eine von Ministerpräsident Armin Laschet und der nordrhein-westfälischen Landesregierung eingesetzte Expertengruppe hat Maßgaben und Vorschläge für Lockerungen der strengen Corona-Einschränkungen vorgelegt.
Der Expertenrat schlägt vor, die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus jetzt „differenzierter und flexibler zu steuern“, um negative Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.
„Die sozialen und gesellschaftlichen Schäden sind extrem groß“, heißt es in dem 15-seitigen Papier, über das die FAZ zuerst berichtete: unter anderem mit Blick auf mögliche Vereinsamung älterer Menschen und eine Zunahme häuslicher Gewalt und Kindeswohlgefährdung. Auch die volkswirtschaftlichen Kosten seien „enorm hoch“.
Strategisches Vorgehen:
„Gleichzeitig muss nun so schnell wie möglich und so langsam wie nötig schrittweise eine verantwortungsvolle Normalität eingeleitet werden“, schreiben die Experten.
Für diesen Wiedereinstieg in die Normalisierung schlagen die Experten unter anderem die Gründung von Task Forces vor, die Zugriff auf „entscheidungsrelevante Indikatoren“, wie psychologische und ökonomische Daten haben. Die Kriterien für die Entwicklung weiterer Strategien sollten möglichst bundesweit einheitlich sein.
Schrittweise Öffnung des sozialen und öffentlichen Lebens
Voraussetzungen:
Die Experten betonen aber auch: „Es wird Rückschritte geben. Wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederholt mit einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen konfrontiert.“ Darauf müsse situativ schnell und strikt reagiert werden.
Testverfahren:
Schulen und Kitas:
Risikogruppen:
Wirtschaftliches Leben:
Das schrittweise Öffnen werde absehbar deutlich schwieriger werden als das abrupte Herunterfahren des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens, heißt es in den Empfehlungen. In einer stufenweisen Öffnung seien Abstandsregeln, Händewaschen sowie Husten- und Nies-Etikette zentral. Auch das Tragen von einfachem Mundschutz sei sinnvoll, etwa in Bus und Bahn sowie in geschlossenen Räumen.
Stabilisierung einer verantwortungsvollen Normalität
Miteinander:
Wirtschaftliche Spätfolgen:
Lehren aus der Krise:
Das Papier schließt mit den Worten: „Jede Entscheidung hat Folgen und zu jeder Entscheidung gibt es immer auch Alternativen.“
Das ist der Expertenrat
Hendrik Streeck, Virologe
Udo di Fabio, früherer Bundesverfassungsrichter
Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln
Christoph Schmidt, früherer Vorsitzender der Wirtschaftsweisen an
Stephan Grünewald, Marktforscher aus Köln
Ottfried Höffe, Philosoph
Monika Kleine vom Sozialdienst katholischer Frauen
Renate Köcher, Meinungsforscherin
Nicola Leibinger-Kammüller, Vorsitzende der Geschäftsführung des Maschinenbauers Trumpf
Armin Nassehi, Soziologe
Claudia Nemat, Vorstandsmitglied für Innovation und Technik bei der Deutschen Telekom
Christiane Woopen, Medizinethikerin
Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und der stellvertretende Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) nahmen an den Beratungen des Expertenrats teil.
Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ nannte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) die Vorschläge „transparent“ und „nachvollziehbar“.
Bundespräsident Steinmeier mit klarem Appell in Corona-Ansprache (hier das Video)
FDP-Chef Christian Lindner will NRW-Plan auf ganz Deutschland ausweiten
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat inzwischen gefordert, den NRW-Plan für einen schrittweisen Abbau der corona-bedingten Einschränkungen zur „Blaupause für ganz Deutschland“ zu machen.
„Einschränkungen der Freiheit sind nur so lange gerechtfertigt, wie es keine bessere Alternative gibt“, sagte Lindner am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Offensichtlich sei der jetzige Zustand für den Gesundheitsschutz nicht mehr zwingend nötig, eine schrittweise Öffnung sei möglich.
Christian Lindner: Leben muss langsam wieder hochgefahren werden
„Mit verantwortlichen Schritten für den Gesundheitsschutz kann und muss nach Ostern das Leben langsam wieder hochgefahren werden“, forderte Lindner. Im Alltag sei Distanz auch ohne komplettes Kontaktverbot möglich. „Jetzt muss auch in den Blick genommen werden, dass der Stillstand auch soziale, psychologische und wirtschaftliche Schäden verursacht. Wenn sie durch eine neue Strategie verhindert werden können, darf diese Möglichkeit nicht ausgeschlagen werden.“
„Die Bundesregierung und die anderen Länder sollten auf der Grundlage der Vorschläge des größten Bundeslandes in dieser Woche einen gemeinsamen Weg für die langsame Rückkehr in die Normalität beschließen“, forderte Lindner.
Lindner sagte, es sei richtig, dass die CDU/FDP-Koalition in Nordrhein-Westfalen diese Diskussion auch öffentlich führe. „Eine offene Beratung sichert die Akzeptanz der Bevölkerung und gibt auch den Menschen eine Perspektive, die schon jetzt Zweifel äußern.“ (dpa)