„Situation beunruhigt mich sehr“Jens Spahn und RKI-Chef Wieler mit Corona-Warnung

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Gesundheitsminister Jens Spahn nd RKI-Chef Lothar Wieler bei der Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage am 8. Oktober.

von Martin Gätke (mg)

Berlin – Gesundheitsminister Jens Spahn hat am Donnerstag (8. Oktober) um 9 Uhr zusammen mit dem RKI-Chef Wieler eine Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage abgegeben.

Das RKI hat über 4000 neue Fälle gemeldet innerhalb von 24 Stunden, erneut ein Höchstwert seit April. Sowohl Spahn als auch Wieler mahnten die Menschen eindringlich, die sich für unverletzlich halten.

Die wichtigsten Punkte der Pressekonferenz im Ticker:

  • Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärt zu Beginn:
  • Es sei nun wichtig zu verhindern, „dass wir die Kontrolle verlieren. Dass die Zahlen exponentiell steigen.”
  • Es gehe um die richtige Balance aus Zuversicht und Achtsamkeit innerhalb der Gemeinschaft.
  • Spahn will die AHA-Regeln im Winter ergänzen:
  • „Wir machen gemeinsam den entscheidenden Unterschied“, so der Gesundheitsminister weiter. „Wir müssen wachsam durch den Winter gehen.”
  • Die Pandemie sei ein Charaktertest „für uns als Gesellschaft”.
  • Anschließend kommt RKI-Chef Lothar Wieler zu Wort.
  • Es gebe viele kleinere Ausbrüche in weiten Teilen Deutschlands.
  • Das Virus „verbreitet sich dort, wo Menschen zusammenkommen: am Arbeitsplatz und auf Feiern. „Und leider auch vermehrt in Altenheimen und Pflegeheimen.”
  • Die meisten Übertragungen fänden innerhalb Deutschlands statt, so Wieler.
  • Vor allem junge Menschen haben das Virus bisher übertragen
  • Wieler: „Wir sind vergleichsweise gut durch den Sommer gekommen. Einige behaupten, das zeige, dass das Virus doch nicht so gefährlich sei – das ist ein Trugschluss. Es sind nicht so viele Menschen gestorben, weil wir Maßnahmen ergriffen und uns daran gehalten haben.“
  • Wieler: „Die aktuelle Situation beunruhigt mich sehr. Wir wissen nicht, wie sich die Lage in Deutschland in den nächsten Wochen entwickeln wird. Es ist möglich, dass wir mehr als 10.000 neue Fälle pro Tag sehen. Es ist möglich, dass sich das Virus unkontrolliert verbreitet.“
  • Es sei wichtig, ein unkontrolliertes Ausbreiten zu vermeiden. „Um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten und die Todeszahlen gering zu halten.”
  • „Nur wenn die Infektionen niedrig bleiben, kann das Leben einigermaßen normal weiter gehen“, so Wieler.
  • Susanne Herold von der Infektiologie an der Uni Gießen kommt danach zu Wort. Mittlerweile seien 470 Menschen in Deutschland wegen Corona auf der Intensivstation, sagt sie. Sie stellt verschiedene Medikamente wie Dexamethason und Remdesivir vor, die derzeit bei Corona-Patienten eingesetzt werden. „Es gibt weiterhin Forschungsbedarf“, so Herold.
  • Sie mahnt: Corona sei „keine Erkrankung der Alten und Schwachen”.

Bürger aus Orten mit hohen Corona-Infektionszahlen müssen sich im Herbst bei Urlaubsreisen innerhalb Deutschlands auf erhebliche Schwierigkeiten einstellen.

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Innerdeutsches Reisen für Menschen aus Risikogebieten

Als Reaktion auf die steigenden Fallzahlen hatten die Bundesländer am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, dass innerdeutsche Urlauber aus Risikogebieten nur dann beherbergt werden dürfen, wenn sie einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test vorweisen können. Greifen soll dies für Reisende aus Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen.

Fünf Länder gaben zu dem Beschluss aber abweichende Erklärungen ab. Thüringen machte deutlich, dass es ein Beherbergungsverbot nicht mittragen wolle, Berlin will zumindest nicht sofort einsteigen. Niedersachsen und Bremen wollen prüfen. Mecklenburg-Vorpommern will bei noch strengeren Regeln bleiben. (mg/dpa)