Corona-Wirrwarr ohne EndeMerkel bringt mit Satz Fehler der Politik auf den Punkt

Maskenpflicht in Fußgängerzone

Die Bundesländer haben sich über neue Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus geeinigt. Das Foto wurde am 14. Oktober in der Frankfurter Innenstadt aufgenommen, wo in der Öffentlichkeit eine Maskenpflicht herrscht.

von Sebastian Oldenborg (so)

Köln – Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland ist am Donnerstag auf einen historischen Höchststand geklettert. Auch der Anteil positiver Testergebnisse ist zuletzt stark gestiegen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräidenten der Bundesländer haben sich am Mittwochabend auf einige neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie geeinigt. Doch diese sind der falsche Ansatz, findet unser Redakteur. Ein Kommentar.

„Es reicht einfach nicht, was wir hier machen“, hat Angela Merkel während der Mammut-Sitzung zu ihren Regierungskollegen gesagt. Und wie Recht sie damit hat.

Die nun beschlossenen einheitlichen Corona-Maßnahmen für Hotspots – Sperrstunde für Gastronomie, weniger Teilnehmer bei privaten Feiern, etc. – tun alles, nur nicht das Coronavirus besiegen. Die Politik macht hier vieles falsch.

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Corona-Maßnahmen falsch: Wir laufen den Infektionszahlen nur hinterher

Die Maßnahmen haben mehrere Probleme.

Zum einen sind sie rein reaktiv, nicht proaktiv. Alles, was die Politik derzeit rund um Corona beschließt, greift erst, wenn in Städten oder Kreisen die Schwelle zum Risikogebiet überschritten wurde. Also dann, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.

So wird man das Virus wohl nie besiegen, im Gegenteil: Man läuft den Zahlen immer nur hinterher und reagiert – statt von vornherein eine Ausbreitung in der Bevölkerung zu verhindern.

Die täglich immer weiter und immer stärker steigenden Infektionszahlen zeigen, dass die aktuellen öffentlichen Einschränkungen hier keine große Hilfe sind.

Corona-Flickenteppich sorgt für völligen Akzeptanz-Verlust in der Bevölkerung

Zum anderen gibt es oftmals keine Einigkeit zwischen den Ländern, wie am Mittwoch der Streit ums Beherbergungsverbot erneut bewiesen hat. So wird aus einheitlichen Maßnahmen ein Flickenteppich.

Stadt A ist kein Risikogebiet? Dann ist hier mehr oder weniger alles erlaubt (allgemeine Hygiene- und Abstandsregeln mal ausgenommen).

Stadt B nur wenige Kilometer weiter hat ein paar mehr Infektionen und ist Risikogebiet? Dann gelten hier andere Regeln.

Und Nachbarstadt C liegt dann in einem anderen Bundesland und handhabt alles wieder anders.

Da steigt kein Mensch mehr durch und mit diesem Wirrwarr verspielt die Regierung sämtlichen Kredit und sämtliche Akzeptanz in der Bevölkerung.

Und zwar in allen Schichten. Sowohl bei denen, die alles für die Bekämpfung des Virus tun wollen und noch striktere Maßnahmen fordern, als auch bei denen, die Maßnahmen per se ablehnen.

Folge: Immer weniger halten sich überhaupt an Regeln – also auch nicht an die einfachen oder wirklich sinnvollen.

Corona: Politik muss anders handeln und die Deutschen müssen mitziehen

Und mal ehrlich: Was sollen denn Wischiwaschi-Maßnahmen wie eine Sperrstunde oder ein Alkoholverbot bringen?

Dann kaufen sich die Menschen den Alkohol eben um zehn vor statt um zehn nach elf – und feiern zu Hause weiter.

Davor hat am Mittwochabend auch Virologe Hendrik Streeck gewarnt, der bei guten Hygienekonzepten keinen Grund für große Einschränkungen in der Öffentlichkeit sieht.

Was braucht es also? Zum einen wohl glasklare, sinnvolle und einheitliche Regeln, die dann aber auch streng kontrolliert werden müssen und nicht nur auf dem Papier bestehen dürfen.

Bei Corona braucht es Vernunft in der Bevölkerung

Zum anderen Vernunft in der Bevölkerung und die Bereitschaft, diese Regeln für einen bestimmten Zeitraum einzuhalten. Wir müssen also alle zusammenarbeiten – um die Zukunft nicht zu gefährden.

Denn eins sollte auch jeder Skeptiker der Maßnahmen verstehen: Wenn wir einen erneuten Lockdown provozieren – weil wir einfach keinen Bock auf die Regeln haben –, hat das extreme Folgen für alle: für die Wirtschaft und damit auch für jeden einzelnen, ob Arbeitnehmer, Gastronomie-Gast oder Unternehmenskunde.

Liegt dieser Bereich erst mal am Boden, dauert es sicherlich länger, zu unserem „alten“ Leben zurückzukehren als uns die Corona-Pandemie akut beschäftigen wird. Und das kann keiner wollen.