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Auf zum nächsten LockdownEure neuen Corona-Maßnahmen sind ein schlechter Witz

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Kanzlerin Angela Merkel bei der Sitzung des Deutschen Bundestags am Donnerstag (4. März) nach Verkündung der neuerlichen Corona-Beschlüsse.

von Martin Gätke (mg)

Köln – Keine Frage: Es war eine schwierige Abwägung, welche unsere Politiker da getroffen haben: Während die einen sehnlichst Lockerungen erwartet haben, steigt die Gefahr der Virusvarianten weiter. Die Kurve zeigt nach oben, die dritte Welle kommt. Doch statt weiter hart und konsequent zu bleiben, wird gelockert. Und zwar ohne die versprochenen flächendeckenden Tests und mit einem Impfstoff, der einfach liegen bleibt. Eine Entscheidung, die viel zu riskant ist, findet unser Autor. Ein Kommentar.

Das soll jetzt also die Lösung sein: Ein Stufenmodell, das eher wie das Tarifsystem der KVB aussieht. Das halbgar bleibt und bei vielen wohl eher eine Menge neuer Fragezeichen aufwerfen dürfte. Das Modell zeigt, wie schmal der Grat zwischen Öffnungen und drohender dritter Welle ist. Zu schmal.

Wie flügellos die neuerlichen Beschlüsse sind, zeigt sich schon darin, dass Bund und Länder jetzt eine gemeinsame Taskforce einrichten wollen, um massenhaft Tests unter die Menschen zu bringen. Moment: Die gibt es noch gar nicht? Dies ist nicht schon lange geschehen? Wie soll einem das jetzt Sicherheit geben?

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Kontrolliert werden sollen die Tests auch nicht, erst recht nicht per App. Einer Warn-App, die bislang über 69 Millionen Euro gekostet hat, aber noch immer viel wenig zu bieten hat. Bis auf ein Kontakttagebuch, in dem man händisch alles einschreibt. Händisch!

Corona-Beschluss: Aus der 35 ist nun eine 100 geworden

Und die Impfquote? Bleibt im Keller. Nachdem sich Deutschland erst blamierte mit seinem Impf-Chaos, bleibt jetzt AstraZeneca massenhaft liegen. Hausärzte sollen aushelfen, doch auch das ist noch nicht passiert. Gelockert wird trotzdem.

Drei Wochen ist es her, da wurde die Inzidenz von 35 zu einer magischen Zahl. Bei diesem Wert erst sollten die nächsten Öffnungsschritte beschlossen werden, so hieß es einst von Kanzlerin und Ministerpräsidenten.

Das war einmal. Denn die zuletzt als zentraler Maßstab geltende Sieben-Tage-Inzidenz von 35 für Lockerungen auf breiter Front ist längst Geschichte – nun gilt der Wert 50. Und schon unter 100 sind Lockerungen drin. Merkel und Söder, die beide lange die Fahne der strengeren Maßnahmen hochhielten, sie knickten ein.

Experte warnte vor Corona-Beschlüssen vor exponentiellem Wachstum

Dabei ist allein die 35 schon bloßes Wunschdenken – denn als die beschlossen wurde, sah es so aus, als würde die Kurve nach unten gehen. Nun aber ist das ganze Gegenteil der Fall: Die Zahlen steigen. Und zwar so sehr, wie sie es im Herbst getan haben – doch auf einem noch höheren Niveau. Das erklärte auch der Epidemiologe Prof. Timo Ulrichs bei „Markus Lanz“ (ZDF) am Dienstagabend. Wir stünden damit kurz vor dem exponentiellen Wachstum, so der Experte. Wieder einmal.

Der Anteil der Mutationen in Deutschland werde ebenfalls weiter steigen, das sei unausweichlich, so warnte auch Virologe Christian Drosten.

Lockerungen bedeuten also auch, dass die Fallzahlen noch steiler ansteigen. Dabei hatte die Fachgesellschaft der Intensivmediziner gefordert, bis Anfang April im Lockdown zu bleiben.

Nach Corona-Beschlüssen: Nächster Lockdown kommt bestimmt

Wir fassen zusammen: Die Fallzahlen steigen, die Mutanten sind weiter auf dem Vormarsch, die Impfquote aber bleibt im Keller und flächendeckende Testungen sind immer noch nicht da. Wie soll uns das denn jetzt Sicherheit geben? Ist da der nächste Lockdown nicht schon programmiert?

Es ist nur allzu verständlich, dass die sinkenden Corona-Zahlen der vergangenen Wochen Hoffnungen auf ein baldiges Ende geschürt haben. Klar, wir sind Shutdown-müde, wir wollen unser normales Leben zurück, endlich die Geschäfte öffnen. Doch dass wir noch immer im Lockdown herumdümpeln, dass wir uns in puncto Fallzahlen noch immer auf solch einem hohen Niveau bewegen, liegt eben auch an der bislang halbherzigen Corona-Politik.

Söder selbst spricht von Sorgen und Bedenken nach den Beschlüssen – wie bitte?

Man fühlt sich an den „Lockdown light“ im Herbst erinnert, der schnell zu steigenden Zahlen führte. Zu über 1000 Corona-Toten pro Tag in Deutschland. Zu einem sehr traurigen, stillen Weihnachtsfest.

Söder selbst räumte am Mittwochabend noch ein, man gehe – das hätte er so vielleicht vor zehn Tagen nicht erwartet – nun schon „sehr große Schritte“. „Wir haben kein schlechtes Gewissen dabei, aber wir haben schon Sorgen und Bedenken.“ Söder gibt zu: „Es kann sich zum Guten, aber auch zum Schlechten entwickeln.“ Man hoffe sehr, dass der März ein Chancen-Monat werde. „Garantieren kann das niemand.“

Sorgen und Bedenken? Corona-Maßnahmen, die ein Eindämmen vor der Corona-Pandemie nicht garantieren können? Die noch immer dafür sorgen könnten, dass sich Zahlen zum „Schlechten entwickeln“. Eine Einschätzung, die nicht nur ernüchternd und enttäuschend ist. Nein, das ist völlig inakzeptabel.