Berlin – Es sind Aussagen, die jeden von uns treffen und vor allem zum Nachdenken bringen sollten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat unvorsichtiges Verhalten angesichts der gegenwärtigen Ausbreitung von Corona als verheerend für die Gesellschaft bezeichnet.
Einige Menschen würden jede Lücke ausnutzen, die die Politik nicht geregelt habe, sagte Merkel am Dienstag (15. Dezember) bei einem Online-Gespräch mit Studenten in Berlin. „Das ist für den Zusammenhalt der Gesellschaft auch nicht so schön.“
Merkel: „Manche fordern das Risiko heraus.“ Dies sei „verheerend“.
Die Kanzlerin bedauerte, dass die Bereitschaft für Einschränkungen im Vergleich zum ersten Lockdown in Deutschland im Frühjahr gesunken sei. Dabei würden jeden Tag mindestens 400 Menschen an oder mit Covid-19 sterben.
Tod mit 80 oder 90? Merkel nennt Beispiel, das zu denken geben sollte
Manche beruhigten sich damit, dass dies vor allem Ältere treffe. Merkel mahnte, sich Folgendes zu vergegenwärtigen: „Ob meine Eltern mit 80 oder mit 90 sterben, ist schon ein Unterschied.“
Vor allem Menschen über 80 Jahren seien laut RKI inzwischen wieder vermehrt betroffen. Diese haben ein besonders hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von Covid-19.
Kanzlerin Merkel: „Zweite Wellen von Pandemien sind oft die gefährlichsten“
Die Kanzlerin stellte fest: „Die zweiten Wellen von Pandemien sind oft die gefährlichsten.“ Jetzt im Winter sei die Situation viel härter. Eindringlich mahnte Merkel die Menschen in Deutschland, sich den Ernst der Lage vor Augen zu führen.
Dabei hat Merkel auch zu einem konsequenten Kampf gegen sogenannte Verschwörungstheorien in Deutschland aufgerufen. „Das ist ja im Grunde ein Angriff auf unsere ganze Lebensweise“, sagte sie bei dem Online-Gespräch. „Seit der Aufklärung ist Europa den Weg gegangen, sich auf der Basis von Fakten sozusagen ein Weltbild zu verschaffen. Und wenn ein Weltbild plötzlich losgelöst oder antifaktisch ist, dann ist das natürlich mit unserer ganzen Art zu leben sehr schwer vereinbar.“
Kanzlerin Merkel: Verschwörungstheorien sind Angriff auf Gesellschaft
Merkel sagte: „Das übliche Argumentieren, das hilft da nicht, deshalb ist das für uns schon eine besondere Herausforderung.“ Die Kanzlerin sagte: „Das wird vielleicht auch eine Aufgabe für Psychologen sein.“
Merkel erklärte weiter: „Trotzdem sind wir ein tolerantes Land.“. Auch diese Menschen seien seine Bürgerinnen und Bürger. Doch sie wieder in die Welt des gegenseitigen Zuhörens zu führen, werde sehr schwer. Dazu gehöre auch mehr Verständnis für die Rolle sozialer Medien. Hier gebe es Räume, in denen Betroffene nur bestätigt würden. Eine perfekte Antwort habe sie nicht, aber das Problem beschäftige die Politik sehr. (dpa/mg)