Die Corona-Rettung?Neue Idee für lokale Geschäfte könnte Shopping für immer verändern

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Ein Mann geht an einem Januarmorgen durch die Fußgängerzone von Köln: Corona setzt vor allem den lokalen Einzelhandel unter Druck. Nun soll eine Kooperation mit Ebay helfen.

von Martin Gätke (mg)

Köln – Unsicherheit und Frust, Verärgerung über ein Hin und Her in der Corona-Politik: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist schon lange auf einem Tiefpunkt. Vor allem regionale und lokale Läden fühlen sich abgehängt, während andere US-Online-Giganten Rekordzahlen verbuchen. Auch der Handelsverband Deutschland sucht nach Lösungen und ist eine Kooperation mit Ebay eingegangen.

  • Lokaler Einzelhandel leidet seit Monaten unter den strengen Corona-Bestimmungen
  • Handelsverband Deutschland startet eine Zusammenarbeit mit dem US-Giganten Ebay
  • Die Plattform „Ebay Deine Stadt“ soll regionale und lokale Geschäfte unterstützen

Schon seit Monaten herrscht Alarm in den Innenstädten und Gemeinden der Nation: Vor allem der regionale Einzelhandel steht unter gewaltigem Druck, während der Onlinehandel einen wahren Siegeszug antritt.

Nicht nur die Großen schließen immer mehr Filialen, Media-Markt-Saturn zuletzt ganze 13. Der Online-Boom reißt immer größere Lücken in den Einkaufsstraßen und Shopping-Centern.

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Immer mehr Kunden erledigten ihre Einkäufe im Internet. Zuletzt sei in Deutschland mehr als die Hälfte des Umsatzes des Elektronikhändlers online gemacht worden, berichtete ein Sprecher des Unternehmens. Auch Deutschlands größte Parfümeriekette Douglas will fast jede siebte Filiale in der Bundesrepublik schließen.

Dabei gehört Douglas – wie Media-Markt-Saturn – zu den Unternehmen, die den Sprung in den Onlinehandel noch bemerkenswert gut geschafft haben und auch die Corona-Krise bislang vergleichsweise gut bewältigten. Kleinen lokalen Läden fällt der Schritt in den Onlinehandel deutlich schwerer.

Lokaler Handel unter Druck: Kooperation mit Ebay soll helfen

Das Dilemma: Laut „Welt“ wollen viele Deutschen zwar ihre Region unterstützen und lokal einkaufen, doch viele Händler haben noch keine Onlineplattform. Dabei geht es um die blanke wirtschaftliche Existenz, sie brauchen die regionale Kundschaft dringend.

Auch der Handelsverband Deutschland sucht händeringend nach einer Lösung und startet nun eine Kooperation mit einem der großen Profiteure der Pandemie, Ebay. Der US-Gigant will lokalen Händlern leichten Zugang zu E-Commerce bieten. Und so lokale Online-Marktplätze mit Angeboten von lokalen Boutiquen, Juwelieren, Märkten „um die Ecke“ anbieten. Der Titel: „Ebay Deine Stadt“.

Sollte das Konzept flächendeckend funktionieren, könnte das unser Shopping-Verhalten im Netz nachhaltig verändern. Kunden müssten beim Onlinehandel nicht auf irgendwelche anderen Angebote im Netz zurückgreifen und könnten vergleichsweise einfach auch lokale Produkte finden. Und könnten so gezielt ihre Stadt oder Gemeinde unterstützen.

Ebay-Kooperation: Auch Mönchengladbach beteiligt sich

Zum Start beteiligt sich etwa unter anderem Mönchengladbach, Nürnberg, Lübeck und Potsdam. Am 14. April schaltet das Unternehmen in zunächst zehn Städten das regionale Angebot live. Laut „Welt“ ist das Unternehmen mit über 100 weiteren Städten im Gespräch.

Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland, Stephan Tromp, erklärt der Zeitung: „Zigtausende von Mittelständlern haben immer noch Berührungsängste mit der Digitalisierung. Unsere Aufgabe als HDE ist es, sie niederschwellig heranzuführen.“

Zwar seien die Probleme zu komplex, als dass die einzelne Maßnahme alle Standorte retten könnte. Aber immerhin trage der Ebay-Vorstoß dazu bei, eine Brücke zwischen lokalem Handel und dem Internet zu schlagen. „Da wächst noch enger zusammen, was ohnehin zusammengehört.“

Kooperation mit Ebay: Hauseigene Konkurrenz nur einen Klick entfernt

Kann das funktionieren? Experten sehen zwar tatsächlich eine gute Chance für kleine Läden in den E-Commerce-Einstieg. Aber Ebay stelle mit seinen Kleinanzeigenseiten quasi auch eine hauseigene Konkurrenz für die neuen Lokal-Marktplätze bereit.

Dennoch müssen Lösungen her: Nach einer Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI erkaufen erst rund 45 Prozent der stationären Händler auch über das Internet.

Ebay wiederum will natürlich auch davon profitieren, hofft zum ganz großen Gewinner der Krise, Amazon, aufschließen zu können. (mg)