„Haben die Lack gesoffen?“Promis und Politiker fassungslos über Astrazeneca-Stopp

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Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, äußert sich auf einer Pressekonferenz zur Aussetzung des Corona-Impfstoffs Astrazeneca. Viele Promis und Politiker kritisieren diese Entscheidung.

von Martin Gätke (mg)Dorothea Köhler (dok)

Köln – Astrazeneca wird als Impfstoff auch in Deutschland vorerst nicht mehr benutzt. Doch was denken die Menschen darüber? Auf Twitter haben wir uns direkt am Montag, 15. März, nach Reaktionen umgesehen und sie gesammelt.

  • Astrazeneca wird in Deutschland vorerst als Impfstoff gestoppt
  • Viele sehen darin Panikmache – andere sehen sich in ihrer Skepsis bestätigt
  • Reaktionen auf Twitter

Nicht nur SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußerte sich sehr kritisch über die Entscheidung, die Verimpfung von Astrazeneca zeitweise auszusetzen. Auch andere Politiker und auch Prominente zeigten sich fassunglos.

Katarina Barley über Astrazeneca: Antibabypille hat als Nebenwirkung Thrombosen

„Übrigens: die neueste Generation der Antibabypille hat als Nebenwirkung Thrombosen bei 8-12 von 10.000 Frauen. Hat das bisher irgendwen gestört?", fragt etwa Katarina Barley (SPD) kritisch. Sie war von 2018 bis 2019 Bundesminister für Justiz und Verbraucherschutz.

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Auch Marina Weisband, Ex-Mitglied des Bundesvorstands der Piratenpartei, schreibt: „Hi. Frau hier. Bei der Pille habt ihr uns erzählt, dass das Thromboserisiko verkraftbar ist.“

Auch ein ehemaliger Mediziner hat ein Problem mit der Entscheidung der Bundesregierung: „Die nüchternen Zahlen: 1,6 Mio Menschen wurden bei uns mit #AstraZeneca geimpft. Bei 7 Personen traten danach Blutgerinnsel auf. Die Verimpfung von #AstraZeneca auf Basis dieser geringen Fallzahlen komplett zu stoppen ist falsch & angesichts der dritten Welle unverhältnismäßig!" Der Tweet stammt von Janosch Dahmen, Mitglied des Deutschen Bundestages für die Grünen und zuvor Oberarzt in Berlin.

Ria Schröder (FDP), bis 2020 Chefin der Jungen Liberalen und Beisitzerin im Bundesvorstand, schreibt: „Ich wollte einen differenzierten kritischen Kommentar zur Aussetzung von #AstraZeneca schreiben, aber meine Toleranz ist echt am Ende. Ich will nur noch wissen, OB DIE LACK GESOFFEN HABEN IM GESUNDHEITSMINISTERIUM??!“

Grüne über Astrazeneca-Stopp: „Nachricht wird zu großer Verunsicherung führen“

Moderator und Autor Micky Beisenherz hat andere Sorgen und unkt: „Ich hab 25 Stadtfeste hinter mir. #AstraZeneca wäre wirklich mein geringstes Problem.“

Britta Haßelmann, Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, fragt: „Und jetzt?! Die Nachricht der Aussetzung der Impfung mit #AstraZeneca wird bei vielen Menschen zu einer großen Verunsicherung führen. Wo ist die sorgfältige, abgewogene, erläuternde Erklärung und die Impfkommunikation darüber, wie es weitergeht von Seiten der Bundesregierung?“

Astrazeneca-Stopp: „Wie zwei Institutionen das Vertrauen ramponiert haben, ist der völlige Wahnsinn“

„Spiegel“-Journalist und Autor Markus Feldenkirchen kommentiert: „Wie zwei deutsche Institutionen das Vertrauen in den #AstraZeneca-Impfstoff ramponiert haben, ist der völlige Wahnsinn! Erst die Stiko (Zulassung zunächst nur bis 65 Jahre) nun das Paul-Ehrlich-Institut (Impfstopp wegen ca. 20 Thrombose-Fällen unter zig Millionen Geimpften).“

Virologe Kekulé forderte schon vor Bekanntgabe einen Impfstopp

Andrew Ullmann, Obmann im FDP-Gesundheitsausschuss im Bundestag: „Hier wird Angst geschürt und ein Impfstoff zerstört. Entweder hat die Bundesregierung Panik und weiß nix oder es existieren Daten, die transparent nicht veröffentlicht werden. Transparenz jetzt von #BMG und #PEI! [Bundesministerium für Gesundheit und Paul-Ehrlich-Institut, Anm. d. Red.] Das ist was wir brauchen und keine panikartigen Reaktionen.“

Doch nicht alle sind dieser Meinung. Der Virologe Alexander Kekulé forderte schon vor der offiziellen Bekanntgabe der Aussetzung einen Impfstopp: „Angesichts der jüngsten Ereignisse sollten die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt und mögliche subtile oder seltene Auswirkungen ausgeschlossen werden. Wir müssen eine weitere Erosion des Vertrauens in die EU-Gesundheitsbehörden vermeiden. (dok/mg)