Hotspot GangeltVirologe Streeck nennt Grund für Massen-Infektion bei Karnevalssitzung

Neuer Inhalt

Der Virologe Hendrik Streeck (hier im März 2020 in der Uniklinik Bonn) hat sich mit der Heinsberg-Studie der Untersuchung des ersten Corona-Hotspots in Deutschland verschrieben.

Heinsberg – Was geschah auf der Karnevalssitzung in Gangelt? Mit dem Einzug der Corona-Pandemie nach Deutschland bekam diese Frage eine kaum zu vergleichende Rolle in der Bekämpfung des Virus. Infolge der Sitzung wurde der Kreis Heinsberg schnell zu einer Art Epizentrum für Covid19-Erkrankungen.

Nicht durch Zufall hat Top-Virologe Hendrik Streeck seine Studien auch örtlich auf diesen Bereich um die Karnevalsfeier in Gangelt konzentriert. Wie konnte sich das Virus gerade hier so schnell verbreiten und zum ersten deutschen Hotspot werden?

Karnevalssitzung in Gangelt: 44 Prozent mit Coronavirus infiziert

Zur Erinnerung: An der sogenannten „Kappensistzung“ in Gangelt hatte auch ein infiziertes Ehepaar teilgenommen. Die Ansteckungsrate war enorm: Knapp 44 Prozent der Personen in der Veranstaltungshalle wurden mit dem Coronavirus infiziert. Etwa 300 Menschen aus dem Publikum und weitere 150 aus Künstler- und Personalkreisen erkrankten an Covid19.

Alles zum Thema Corona

So wurde der Begriff das „deutsche Wuhan“ erklärt. Der Kreis Heinsberg gilt als „Erstregion“ und „Epizentrum“ der Corona-Pandemie in der Bundesrepublik. Am 6. März erklärte das Robert-Koch-Institut die Region zum „besonders betroffenen Gebiet in Deutschland“.

Corona: Virologe Hendrik Streeck untersucht deutschen Hotspot mit Heinsberg-Studie

Der Virologe Hendrik Streeck und sein Team haben sich mit der Heinsberg-Studie der Aufgabe verschrieben, erstmals den Ausbruch in einem Corona-Hotspot einer detailliert Untersuchung zu unterziehen.

Die Studie liefert Einblicke in die Dunkelziffer, in die Gefährlichkeit des Virus und das Ansteckungsrisiko in Haushalten. Erste Zwischenergebnisse hatten die Forschenden rund um Professor Hendrik Streeck von der Universität Bonn schon kurz vor Ostern präsentiert – und dafür weltweite Beachtung erhalten.

Eine Frage wurde aber bislang noch nicht explizit beantwortet: Warum konnte sich das Virus gerade auf der „Kappensitzung“ so exponentiell verbreiten?

Massen-Infektion bei „Kappensitzung“ in Gangelt hatte einfachen Grund

Die Antwort holte Streeck jetzt nach. Die rasante Ausbreitung des Coronavirus im ersten deutschen Corona-„Hotspot“ Heinsberg geht auf eine bei der Karnevalssitzung in Gangelt verwendete Umluftanlage zurück.

„Wir sehen einen Zusammenhang zu den Lüftungsanlagen, erklärte der Virologe in der Sendung „Stern TV“. „Wer also näher an einer Zuluft-Anlage gesessen hat, der hat sich eher infiziert als jemand, der bei der Abluft gesessen hat“, so der 43-Jährige.

Streeck weiter: „In solchen Fällen, wo viele Menschen aufeinandertreffen, gemeinsam feiern und schlechte Luft herrscht, spielen Aerosole wirklich eine Rolle.“

Corona-Horror in Flugzeug: Passagierin berichtet von „Debakel“ und erhebt Vorwürfe

Im kommenden Herbst und Winter erwartet Streeck eine kritische Phase der Pandemie. „Wir werden gezwungenermaßen näher aneinander sitzen“, so der Virologe. Man sollte darauf achten, regelmäßig zu lüften (und zwar nicht mit Lüftungsanlage, sondern mit Fenster auf) und mit nicht zu vielen Menschen in einem Raum zu sein.

Streeck rät jedoch zu Gelassenheit. Wenn sich jeder an die Regeln wie Abstand halten und Maske tragen halte, werde man die Jahreszeit gut überstehen. (jv)