Neue Studie kurz vor Corona-GipfelImpfungen und warmes Wetter stoppen Welle nicht

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Ein an Covid-19 Erkrankter wird Mitte Februar in einer Intensivstation im Uniklinikum in Tübingen behandelt. Wie eine neue Studie nun darlegt, werden weder die Impfungen noch das warme Wetter die dritte Welle stoppen können.

von Martin Gätke (mg)

Berlin – Eine neue Studie, die Wissenschaftler den Teilnehmern des Corona-Gipfels mit Bund und Ländern am Montag (22. März) vorlegen wollen, legt nahe: Die dritte Welle könnte in Deutschland härter ausfallen als die zweite Ende 2020. Die Forscher warnen: Impfungen und warmes Wetter könnten diese Welle nicht verhindern.

  • Forscher legen neue Studie kurz vor dem Corona-Gipfel vor
  • Darin heißt es, dass auch Impfungen und warmes Wetter die dritte Welle nicht brechen
  • Grund für die dramatischere Lage ist die Corona-Mutation B.1.1.7

Wie „Business Insider” aus dem Papier zitiert, sehen führende Forscher die Lage in der Corona-Pandemie offenbar kritischer als je zuvor. In der Studie, die am Montag auch den Politikern auf dem Bund-Länder-Gipfel präsentiert werden soll, heißt es: „Unsere Simulationen zeigen, dass selbst mit den Restriktionen vom Januar die dritte Welle höhere Inzidenzen aufweisen wird als die zweite.“

Verfasst wurde das vertrauliche Papier von Forscherteams um Kai Nagel, Professor Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik an der TU Berlin und wissenschaftlicher Berater der Regierung, sowie Christof Schütte, Professor am Zuse-Institut Berlin.

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Studie vor Corona-Gipfel: Bisherige Maßnahmen reichen nicht aus, um Mutante effektiv zu bekämpfen

Die Wissenschaftler legen darin da, dass die Corona-Mutation B.1.1.7 für höhere Inzidenzwerte in der dritten Welle sorgen werde. Denn die britische Mutante ist wesentlich ansteckender als der bisherige Virus-Typ. Laut den Wissenschaftlern reichten die bisherigen Corona-Maßnahmen nicht aus, um die Mutante effektiv zu bekämpfen.

Ihre Warnung in der Studie: „Wenn vermieden werden soll, dass die dritte Welle höher als die zweite wird, dann muss eine Gesamtstrategie gefunden werden, die besser wirkt als die vom Januar.” Laut den Berechnungen könnten wärmeres Wetter und fortschreitendes Impfen die dritte Welle nicht verhindern.

Die Berechnungen der Forscher zeigten: Bei den zurzeit geltenden Maßnahmen und dem derzeitigen Aktivitätsniveau ist etwa bis Mai mit einer Sieben-Tage-Inzidenz (pro 100.000 Einwohner) jenseits der 1000 zu rechnen. Es sei daher wichtig, dass der R-Wert unter 1 gehalten wird.

Neue Corona-Studie vor Gipfel: Derzeitiges Impftempo reicht nicht aus

„Die dämpfende Wirkung, die wir durch die wärmere Jahreszeit ab April erwarten, ist bei uns im Modell bereits berücksichtigt; ohne diese wäre die zu erwartende dritte Welle nochmals doppelt so hoch“, heißt es weiter in der Studie.

Zum Thema Impfungen erklären die Forscher: „Bei Fortsetzung des derzeitigen Impftempos werden Mitte April knapp 15 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Erstimpfung haben. Das senkt überschlägig den R-Wert um 15 Prozent, und ist damit deutlich zu wenig, um die durch B.1.1.7 verursachte Erhöhung des R-Wertes um 35 bis 70 Prozent auszugleichen.“ Fazit: „Wir gehen also mit schlechteren Voraussetzungen als 2020 in die wärmere Jahreszeit.”

Forscher raten vor Corona-Gipfel: Kontakte in Innenräumen stark  einschränken

Und was raten die Forscher nun? Um die Ausbreitung von B.1.1.7 zu minimieren, müssten „gegenseitige private Besuche, ungeschützte Kontakte bei der Arbeit und ungeschützte Kontakte in Schulen“ stärker als bisher verhindert werden.

Um die dritte Welle zu brechen, sollten private Kontakte nur noch erlaubt werden, wenn sie draußen oder — durch Selbsttests, Impfungen oder Masken — geschützt stattfinden, so der Vorschlag der Forscher.

Ausgangssperren würden Kontakte zwar reduzieren. „Es ist allerdings anzunehmen, dass die Bevölkerung mittelfristig auf frühere Besuchszeiten ausweicht, insofern ist dies ein Werkzeug, welches relativ schnell stumpf werden dürfte.”

Für Schulen empfehlen die Forscher: „Maskenpflicht, Schnelltests, Ausdünnen (= Wechselunterricht)“. (mg)