Studie belegtSterbezahlen deutlich über Durchschnitt – wo es extrem dramatisch ist
Wiesbaden – Das Statistische Bundesamt hat am Freitag, 8. Januar, die Zahlen einer Sonderauswertung zur Sterblichkeit in Zeiten der Corona-Pandemie veröffentlicht. Und sie sind besonders dramatisch, denn hinter jeder Zahl verbirgt sich ein Menschenleben.
Nach Auswertung der Experten ist demnach die Zahl der Todesfälle in Deutschland in der Woche vom 7. bis 13. Dezember deutlich über dem Durchschnitt der Vorjahre gelegen.
In der 50. Kalenderwoche starben vorläufigen Ergebnissen zufolge mindestens 22.897 Menschen. Das sind 23 Prozent oder 4289 mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Dies gehe aus der Sonderauswertung der vorläufigen Sterbefallzahlen hervor, die aktuell bis zur 50. Kalenderwoche zur Verfügung stünden.
Sterblichkeit 88% über Durchschnitt: Entwicklung in Sachsen besonders auffällig
Besonders auffällig ist die Entwicklung der Sterbefallzahlen weiterhin in Sachsen. Die Differenz zum Durchschnitt der vier Vorjahre nimmt dort seit Oktober von Woche zu Woche deutlich zu. In der 41. Kalenderwoche (5. bis 11. Oktober 2020) lag die Zahl der Sterbefälle noch unter dem Durchschnitt; in der 50. Kalenderwoche lag sie 88 % beziehungsweise 970 Fälle darüber.
Auch in Brandenburg (+34 % oder 211 Fälle) und Thüringen (+35 % oder 204 Fälle) lag die Differenz zum Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 zuletzt mindestens 30 % darüber.
Übersterblichkeit: Deutliche Befunde in anderen europäischen Ländern
Das EuroMOMO-Netzwerk zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen meldet zudem für die 50. Kalenderwoche eine außergewöhnlich hohe Übersterblichkeit in anderen europäischen Ländern.
Ungewöhnlich Hohe Übersterblichkeit („extraordinary high excess“)
Schweiz
Slowenien
Sehr hohe oder hohe Übersterblichkeit („very high excess“ oder „high excess“)
Italien
Österreich
Portugal
In anderen europäischen Ländern stellt EuroMOMO für diese Kalenderwoche maximal eine mäßige („moderate excess“) Übersterblichkeit fest.
Sterbefallzahlen für Deutschland – so wurde ausgewertet
Eigene Auswertungen der Sterbefallzahlen sind auf Basis der Sonderauswertung möglich. Dazu zählen Sterbefälle-Fallzahlen
nach Tagen
nach Wochen
nach Monaten
nach Altersgruppen
nach Geschlecht
nach Bundesländern für Deutschland 2016 bis 2020
Für das Jahr 2020 wurden erste vorläufige Daten dargestellt. Bei den vorläufigen Daten handelt es sich um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten.
Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik sind aktuelle Aussagen zur Zahl der Sterbefälle mit einem Verzug von etwa vier Wochen möglich.
Durch die verzögerten Meldungen werden sich die vorliegenden Ergebnisse für das Jahr 2020 noch leicht erhöhen.
Direkte und indirekte Folgen der Covid-19-Pandemie
Neben den direkten und indirekten Folgen der Covid-19-Pandemie können auch Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung zu überdurchschnittlichen Sterbefallzahlen beitragen.
Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie können allerdings auch dafür sorgen, dass weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht werden, was sich ebenfalls auf die Differenz zum Durchschnitt auswirkt. Über die Häufigkeit einzelner Todesursachen können die Sterbefallzahlen jedoch keine Auskunft geben.
Anhand der vorläufigen Sterbefallzahlen können Phasen der Übersterblichkeit identifiziert werden. Für eine abschließende Einordnung der Sterblichkeitsentwicklung eines Jahres werden die Sterbefälle unter anderem ins Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt, um beispielsweise auch den Alterungsprozess der Bevölkerung adäquat einzubeziehen. Die dafür erforderlichen endgültigen Ergebnisse werden Mitte des Jahres 2021 vorliegen.
Die vorläufigen Sterbefallzahlen beziehen sich auf den Sterbetag, nicht auf das Meldedatum. Da die gemeldeten COVID-19-Todesfälle vom RKI nach Sterbetag ebenfalls mit einem Verzug von vier Wochen veröffentlicht werden, ist ein zeitlicher Vergleich mit den vorläufigen Gesamt-Sterbefallzahlen möglich. (dpa/ots)