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Rosa LuxemburgHassobjekt der Rechtsextremen – heute als „Märtyrerin“ gefeiert

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Rosa Luxemburg kämpfte als überzeugte Marxistin für die „Befreiung“ des Proletariats.

von Maternus Hilger (hil)

Berlin – Für die Linken ist sie bis heute eine Ikone – die vor 150 Jahren geborene Rosa Luxemburg, von der der berühmte Ausspruch „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“ stammt.

  • Rosa Luxemburg kämpfte gegen Unterdrückung
  • Sie saß mehrere Male im Gefängnis
  • Sie wurde gemeinsam mit Karl Liebknecht ermordet

Rosa Luxemburg: Hassobjekt der Rechtsextremen

Ihr ganzes Leben lang kämpfte die überzeugte Marxistin gegen die Unterdrückung der Arbeiter, gegen Kapitalismus und Militarismus – bis zu ihrem tragischen Tod in den Wirren nach dem Ersten Weltkrieg. Als Kommunistin und Jüdin war die charismatische Frau das Hassobjekt der Rechtsextremen, die sie und ihren politischen Weggefährten Karl Liebknecht ermordeten.

Rosa Luxemburg als Rosalia Luksemburg geboren begeistert

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Geboren wird sie als Rosalia Luksemburg am 5. März 1871 in Zamość als fünftes Kind einer jüdischen Holzhändler-Familie. Ihre Heimat gehört damals noch zum vom zaristischen Russland besetzen Teil Polens.

Rosa Luxemburg, wie sie sich später nennt, ist hochbegabt und trotz ihres Hüftleidens, das sie zeit ihres Lebens begleiten sollte, ein Energiebündel. Schon als Teenager engagiert sie sich politisch, auch illegal – beeinflusst von Karl Marx und Friedrich Engels, den Vordenkern des Marxismus.

Das bleibt den Behörden natürlich nicht verborgen – und Rosa entschließt sich schließlich, in die Schweiz zu fliehen. In Zürich findet sie schnell Anschluss. Denn hier leben viele linke Intellektuelle im Exil.

Rosa Luxemburg zieht es nach Berlin, sie geht Scheinehe ein

Doch nach wenigen Jahren zieht es sie nach Berlin, sie will sich der SPD anschließen, der damals größten Arbeiterpartei Europas. Die dafür notwendige deutsche Staatsbürgerschaft erschleicht sie sich durch eine Scheinehe mit einem Bekannten. Schnell macht sie sich in der Partei einen Namen – als scharfzüngige Rednerin und Autorin von Artikeln in Parteizeitungen. Doch sie hat nicht nur Freunde in der SPD.

Denn was die Revolution angeht, ist die Mehrheit der Genossen eher reserviert. Die Partei erwartet zwar den „großen Kladderadatsch“, wie das der legendäre SPD-Mitbegründer, der Kölner August Bebel (1840-1913) einmal genannt hatte. Man setzt dabei aber eher auf das Prinzip Hoffnung, dass der Kapitalismus sowieso irgendwann zusammenbrechen werde. Kein Wunder, dass Rosa Luxemburg mit radikalen Forderungen etwa nach einem politischen Massenstreik, der die Revolution beschleunigen soll, abblitzt.

Rosa Luxemburg sitzt mehrmals hinter Gittern

Doch sie agitiert unverdrossen weiter, was sie auch immer in Konflikte mit der kaiserlichen Staatsmacht bringt. 1904 muss sie wegen Majestätsbeleidigung erstmals für drei Monate ins Gefängnis. Zwei Jahre später wird sie wegen „Aufreizung zum Klassenhass“ noch mal zu zwei Monaten Haft verurteilt. Doch selbst da mischt sie sich mit rausgeschmuggelten Kassibern (geheimen Mitteilungen) weiter ein.

So warnt sie eindringlich vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, vor dem zügellosen Imperialismus, der den Weltfrieden gefährde. Eine Provokation in einem Land, das wie besoffen im Hurra-Patriotismus nach Krieg lechzt und begeistert Kaiser Wilhelm II. applaudiert, als der ausruft: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche.“ Auch die SPD lässt sich einlullen.

Rosa Luxemburg: Bruch mit der SPD

Der Bruch mit den Genossen ist für Luxemburg nicht mehr zu kitten. Zu dieser Zeit sitzt sie bereits wieder im Gefängnis, nach dem sie öffentlich zur Kriegsdienstverweigerung aufgerufen hatte. Fast die gesamte Zeit des Weltkrieges soll sie in Haft bleiben. Dort erfährt sie auch von Lenins Oktoberrevolution in Russland. Die begrüßt sie zwar, kritisiert aber auch den Terror der Bolschewiki.

Erst am 9. November 1918 ist Rosa Luxemburg wieder auf freiem Fuß. Zurück in Berlin erlebt sie eine Stadt im Aufruhr. Nach dem Kieler Matrosenaufstand, der überall im Reich Unruhen auslöste, hat SPD-Politiker Philipp Scheidemann am 9. November vom Balkon des Reichstagsgebäudes die Republik ausgerufen.

Das Ende der Monarchie in Deutschland

Die Monarchie ist Geschichte, das millionenfache Sterben an der Front endlich vorbei. Das ist jedoch keine Revolution nach dem Geschmack Luxemburgs und ihres Mitstreiters Karl Liebknecht. Sie kämpfen weiter für eine andere, linke Räte-Republik – mit dem von ihnen gegründeten Spartakusbund, aus dem Anfang 1919 die KPD hervorgehen wird.

Als am 5. Januar 1919 der „Spartakusaufstand“ in Berlin ausbricht, sind sie an vorderster Front dabei. Doch das Aufbegehren endet in einem Desaster. Mit Billigung der SPD-Übergangsregierung schlagen Armee- und rechtsgerichtete Freikorps die Revolte brutal nieder und machen Jagd auf die Spartakisten.

Rosa Luxemburg taucht mit Karl Liebknecht unter

Aus Angst um ihr Leben tauchen Luxemburg und Liebknecht unter. Am 15. Januar entdeckt sie aber eine „Bürgerwehr“ in der Wohnung eines Freundes – und verschleppt sie ins „Hotel Eden“ am Kurfürstendamm, dem Quartier der Garde-Kavallerie-Schützen-Division. Nach stundenlangen Verhören und schweren Misshandlungen werden sie ermordet.

Die Leiche Luxemburgs werfen die Mörder in den Landwehrkanal, wo sie erst Monate später entdeckt wird. Liebknechts Leichnam geben sie an einer Polizeiwache ab. Beide werden nur 47 Jahre alt. Die meisten Täter werden nie zur Rechenschaft gezogen – oder sie werden freigesprochen.

Der Kommandant, Hauptmann Waldemar Pabst, behauptet später, der Volksbeauftragte für Heer und Marine, Gustav Noske (SPD) habe die Morde telefonisch gebilligt. Beweise dafür gibt es nicht. Pabst, der 1970 in Düsseldorf im Alter von 89 Jahren stirbt, wird auch später noch oft für Schlagzeilen sorgen. So ist er 1920 am gescheiterten, rechtsextremen Kapp-Putsch beteiligt.

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht: Märtyrer der Revolution

Beigesetzt werden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht Seite an Seite auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Ihr „Märtyrertod“ macht sie für die Linke unsterblich und zum Mythos – für Moskautreue wie für weniger dogmatische Sozialisten. Bis heute pilgern alljährlich im Januar Linke aller Couleur zu ihren Gräbern und legen Blumen nieder.