Kollaps in BrasilienSzenen entsetzen die Welt, auch Bundesliga-Clubs geschockt

Manaus – Es sind furchtbare Szenen im Bundesstaat Amazonas, die um die Welt gehen und auch viele Deutsche entsetzen: In Teilen Brasiliens kollabiert erneut das Gesundheitssystem. Besonders dramatisch sieht es in Manaus aus: Dort kursieren Berichte von erstickenden Corona-Patienten und sogar Babys.

Auf Bildern, die um die Welt gehen, stehen Menschen an, um Sauerstoffflaschen für ihre Familienmitglieder im Krankenhaus auffüllen zu lassen. „Diese hier ist für meine Oma“, sagte ein Mann, der eine riesige grüne Sauerstoffflasche mitnahm.

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Angehörige von Covid-19-Patienten, die in umliegenden Krankenhäusern liegen, ergattern Sauerstoffzylinder, um ihre Angehörigen zu retten.

Und während die Bevölkerung weiter gegen Präsident Jair Bolsonaro protestiert, spenden zahlreiche Fußballstars für Covid-Kranke der Region. Auch deutsche Bundesligisten haben einen Aufruf gestartet.

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Kollaps in Brasilien: Luftwaffe liefert Sauerstoff nach Manaus

Nach dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems in der Amazonas-Metropole Manaus hat Brasiliens Luftwaffe Sauerstoff geliefert. Dies berichtete das brasilianische Nachrichtenportal „G1“ unter Berufung auf die Luftwaffe am Freitag (15. Januar). Demnach seien zwei Transportflugzeuge mit 386 Sauerstoff-Zylindern am frühen Morgen in der abgelegenen Stadt mitten im Amazonas-Gebiet angekommen.

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Familienmitglieder von Patienten, die mit dem Coronavirus ins Krankenhaus eingeliefert wurden, stehen mit leeren Sauerstoffflaschen vor der Firma Nitron da Amazonia an, um sie wieder aufzufüllen. Nach dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems in der Amazonas-Metropole Manaus hat Brasiliens Luftwaffe Sauerstoff geliefert.

Gesundheitsminister Eduardo Pazuello hatte in einer Übertragung in sozialen Netzwerken zusammen mit Präsident Jair Bolsonaro am Donnerstagabend bestätigt: „Es gibt einen Kollaps in der Gesundheitsversorgung in Manaus.“

Brasilien eines der am härtesten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder

Demnach warteten dort 480 Covid-19-Patienten auf ein Krankenhausbett.

Brasilien ist eines der am härtesten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder. Bislang haben sich in dem größten Land Lateinamerikas mehr als 8,3 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Mehr als 207.000 Patienten sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.

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Ein Mann reagiert außerhalb des 28 de Agosto Hospital in Manaus auf die Nachricht, dass sein Verwandter an Corona gestorben ist. In Manaus kursieren Berichte von erstickenden Patienten.

Manaus, die Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, registrierte zuletzt die meisten Krankenhausaufenthalte im Zusammenhang mit Covid-19 seit April.

Aufgrund dessen ging der Sauerstoff aus, Patienten werden in andere Bundesstaaten geschickt.

Kollaps in Manaus: 60 Babys müssen verlegt werden

Nach einem Bericht von „CNN Brasil“ müssen mindestens 60 Frühgeborene verlegt werden, die durch den Sauerstoffmangel in Gefahr sind. Demnach forderte der Bundesstaat Amazonas Gouverneure anderer Bundesstaaten auf, die Verfügbarkeit von Aufnahmebetten zu prüfen; der Bundesstaat Maranhão habe bisher zugesagt, zwischen fünf und zehn Babys aufzunehmen.

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Eine Frau, deren Vater mit Covid-19 im Krankenhaus liegt, weint während eines Protests am Donnerstag (14. Januar) vor dem Krankenhaus 28 Agosto in Manaus.

Persönlichkeiten wie der YouTuber Felipe Neto oder der Fußballer Richarlison forderten in sozialen Netzwerken „Oxigenio para Manaus!“ – Sauerstoff für Manaus. Auf einer Prominenten-Plattform spendete Richarlison von Englands Premier-League-Klub FC Everton gleich zehn 50-Liter-Zylinder.

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Die Bevölkerung protestiert am Freitag (15. Januar) in Manaus gegen Präsident Bolsonaro. Sie schlugen mit Löffeln auf Töpfe und riefen „Bolsonaro, tritt zurück“.

Kollaps in Manaus: Fußballprofis kündigen Spenden an

Auch der ehemalige Bremer Spieler Diego (Flamengo) kündigte per Twitter umgehend eine Spende an. Offensivspieler Paulinho von Bayer Leverkusen schrieb wie viele seiner Kollegen ebenfalls auf dem Kurznachrichten-Dienst: „Oxigenio para Manaus“.

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„Bolsonaro, tritt zurück“: Ähnliche Proteste hatte es in Manaus zuletzt Mitte 2020 auf dem ersten Höhepunkt der Corona-Krise gegeben.

Diesen Aufruf wiederholten auch einige Bundesligisten, wie der VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt, auf ihren portugiesischsprachigen Internetseiten.

Der Bürgermeister von Manaus hatte zuletzt bereits angekündigt, mehr als 20.000 neue Gräber bereitzustellen. Ab Freitag gilt im Amazonas eine Ausgangssperre von 19 Uhr bis 6 Uhr.

Kollaps in Brasilien: Menschen protestieren gegen Jair Bolsonaro

In Millionenstädten wie Rio de Janeiro, São Paulo oder Brasília gingen am Freitagabend zahlreiche Menschen auf ihre Balkone, schlugen mit Löffeln auf Töpfe und riefen „Bolsonaro, tritt zurück“.

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Der Bürgermeister von Manaus hatte zuletzt bereits angekündigt, mehr als 20.000 neue Gräber bereitzustellen. Hier graben Bagger am 8. Januar mehrere Gräber.

Manaus war auch in der ersten Welle schon eine der ersten brasilianischen Städte gewesen, in denen Gesundheitssystem und Bestattungswesen an ihre Grenzen gerieten und sich dramatische Szenen abspielten. (AFP/dpa/mg)