Krawalle nach „Querdenker“-DemoMassive Barrikadenbrände, Wasserwerfer im Einsatz

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An der Kundgebung gegen die von Bund und Ländern beschlossenen Corona-Maßnahmen nehmen mehrere Tausend Menschen teil.

Leipzig – Im Leipziger Stadtteil Connewitz haben die Krawalle nach der „Querdenker“-Demo bis in die Nacht hinein angedauert.

Die Polizei sehe sich mit „massiven Bränden“ von Barrikaden konfrontiert, die von Demonstranten gelegt worden seien, sagte eine Sprecherin der Leipziger Polizei am Samstagabend (7. November).

Leipziger „Querdenker“-Demo: Krawalle in Connewitz, Wasserwerfer im Einsatz

Die Polizei habe Wasserwerfer eingesetzt, allerdings nicht gegen die Demonstranten, sondern zur Löschung der Brände. Die Feuerwehr habe sich zurückziehen müssen, weil die Lage für sie zu gefährlich geworden sei.

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Wie viele Demonstranten vor Ort waren, konnte die Sprecherin nicht sagen. Zuvor hatte die Polizei mitgeteilt, dass bereits bei Krawallen am Freitagabend (6. November) drei Polizisten durch Steinwürfe verletzt worden seien. Zudem wurden demnach Einsatzfahrzeuge beschädigt.

„Querdenker“-Demo: Festnahme in Leipzig bereits am Donnerstag

Die Steine sowie auch Pyrotechnik seien aus den Reihen einer Spontandemonstration geworfen worden, die sich im Zusammenhang mit der Festnahme einer mutmaßlichen Linksextremistin gebildet hatte.

Die am Donnerstagnachmittag (5. November) in Leipzig festgenommene Frau wird nach Angaben der Bundesanwaltschaft verdächtigt, Mitglied einer kriminellen Vereinigung zu sein. Lina E. soll sich der linksextremen Gruppe spätestens im September 2019 angeschlossen haben.

Deren Mitglieder lehnten den bestehenden demokratischen Rechtsstaat, das Recht auf freie Meinungsäußerung und das staatliche Gewaltmonopol ab, erklärte die Bundesanwaltschaft. E. soll in der Gruppe schnell zur Anführerin aufgestiegen sein, Angriffe geplant und geleitet sowie ihr Auto für die Flucht bereitgestellt haben.

„Querdenker“-Demo in Leipzig: Tausende widersetzen sich Auflösung der Demo

Tausende Demonstranten haben sich in Leipzig der Auflösung einer „Querdenken“-Demonstration widersetzt. Sie marschierten am Samstagabend auf dem Innenstadtring. Wenige Polizisten begleiteten den Zug.

Einige der Demonstranten skandierten „Frieden Freiheit, keine Diktatur“ und „Merkel muss weg“. Im Bereich des Hauptbahnhofes sei eine Sperre geöffnet worden, teilte die Polizei auf Twitter mit.

„Teilnehmer der ehemaligen Versammlung führen einen von der Versammlungsbehörde als verbotenen einklassifizierten Aufzug durch.“

Übergriffe auf Polizisten nach Auflösung von Corona-Demo in Leipzig

An Absperrungen sei es zu „zahlreichen Übergriffen“ auf Polizisten gekommen.

Protestler zündeten Rauchbomben und Pyrotechnik und schossen damit teilweise auf Polizeibeamte.

Zuvor hatte die Stadt Leipzig die Kundgebung, die sich gegen Corona-Maßnahmen richtete, mit nach Polizeiangaben 20.000 Teilnehmern aufgelöst, da diese größtenteils gegen die Versammlungsauflagen verstoßen hatten.

Polizeisprecher Olaf Hoppe sagte, 90 Prozent der Teilnehmer hätten keinen Mund-Nase-Schutz getragen.

Ein Gericht hatte am Morgen die zulässige Teilnehmerzahl auf 16.000 begrenzt. Beobachter gingen davon aus, dass insgesamt weit mehr als die 20.000 von der Polizei gezählten Teilnehmer nach Leipzig gekommen waren.

„Querdenker”-Demo in Leipzig unterbrochen

Zuvor war die Demo wegen des hohen Zulaufs unterbrochen worden.

Die Veranstalter hatten mehrere tausend Teilnehmer aufgerufen, die Veranstaltungsfläche voll auszunutzen. Nach etwa einer halben Stunde ging die Kundgebung weiter.

Rings um den Augustusplatz sei es zu verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten gekommen, teilte die Polizei Sachsen auf Twitter mit. Einsatzkräfte hätten eingreifen müssen, um für Ordnung zu sorgen.

Worum es bei den Auseinandersetzungen ging, gaben die Beamten aber nicht bekannt.

Die Polizei hatte die Versammlungsfläche zuvor deutlich vergrößert. Die für 16.000 Teilnehmer auf dem Augustusplatz angemeldete Kundgebung wurde am Samstagmittag auf den innerstädtischen Ring und angrenzende Straßen ausgeweitet, damit die zahlreichen Demonstranten den Mindestabstand einhalten können.

Kaum Demonstranten tragen Masken

Das taten die zahlreichen Teilnehmer zunächst nicht, fast niemand trug eine Mund-Nasen-Bedeckung. „Die Einsatzkräfte sprechen Personen ohne Maske an, wenn uns ein Attest gezeigt wird, gleichen wir das mit den Angaben im Personalausweis ab“, sagte eine Polizeisprecherin. „Es ist aber schwierig, bei dieser Menge, lückenlos zu kontrollieren.“

Offizielle Angaben zur Teilnehmerzahl machte die Polizei zunächst nicht. Der Augustusplatz war aber schon zu Beginn der Kundgebung um 13.00 Uhr dicht gefüllt gewesen.

„Querdenken“-Gründer Michael Ballweg gab der Polizei die Schuld für das Gedränge, die am Freitagabend und am Samstagmorgen den Aufbau der Veranstaltung gestört habe.

„Querdenken“-Gründer Michael Ballweg macht Polizei Vorwürfe

„Trotz eines schwebenden Rechtsverfahrens durften wir nicht aufbauen“, sagte Ballweg der Deutschen Presse-Agentur.

Die Stadt hatte die Veranstaltung zunächst an den Stadtrand verlegen wollen, erst am Samstagmorgen hatte das Oberverwaltungsgericht Bautzen die Kundgebung in der City genehmigt.

„Wir hätten 19 weitere Lautsprechertürme in den Seitenstraßen installieren können, dann hätten sich die Teilnehmer verteilen können“, sagte Ballweg. (dpa, so, afp)