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Ist das legal?Chef gibt Nichtrauchern mehr Urlaub – dann kommt Post von Krankenkasse

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Wer öfter eine Raucherpause einlegt, verliert aufs Jahr gerechnet viel Arbeitszeit. Ein Gastro-Betreiber will Nichtrauchern den Gegenwert in Urlaubstagen anrechnen. Unser Symbolfoto aus dem März 2020 zeigt einen Raucher, der zu einer Zigarette greift.

Neustadt-Hambach – „Ich geh kurz eine Rauchen“ – diesen Satz kennt jeder. Im Alltag hört man ihn ziemlich oft, meist von derselben Person, mehrmals am Tag. Schließlich paffen die meisten Raucher im Schnitt eine Schachtel am Tag weg.

Als Reaktion ruft das schon mal ein genervtes Augenverdrehen hervor. Wenn es sich bei dieser Person dann allerdings nicht um einen Freund oder den Partner handelt, sondern um einen Arbeitskollegen, dann kann das durchaus zu Reibereien und sogar Streit führen.

Streit um Raucherpausen: Restaurantchef Helmut Glas mit genialer Idee

Diese Erfahrung hat auch Helmut Glas, Inhaber des Landgasthofs Jägerstübchen in Neustadt-Hambach in Rheinland-Pfalz, mit seinen Angestellten gemacht.

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In seinem Betrieb kam es immer wieder zu Ärger zwischen Rauchern und Nichtrauchern. Die Reibereien zwischen den Mitarbeitern störten nicht nur das Team, sondern auch den Betriebswirt selbst.

Doch anstatt wie viele andere Führungskräfte den Ärger einfach auszusitzen, kam Helmut Glas auf eine ziemlich originelle Idee. Mit der überraschenderweise sogar alle seiner Mitarbeiter zufrieden sind. Sowohl Raucher als auch Nichtraucher.

Zunächst verschaffte sich Glas einen ziemlich genauen Überblick über die Situation und die Stimmung seiner Angestellten, was das Rauchen betrifft. Klar war für ihn, ein Rauchverbot würde er nicht aussprechen. Und den Rauchern die Zeit, die sie mit der Kippe verbringen, abziehen, das kam für ihn ebenfalls nicht in Frage.

Raucher verbringen jährlich bis zu 15 Arbeitstage mit der Zigarette

„Bei uns im Betrieb sind wir tolerant. Die Raucher müssen nicht ausstechen“, erklärt der Restaurantchef RTL.

Also befragte er seine Mitarbeiter, wie viel Zeit sie denn eigentlich pro Tag mit dem Rauchen verbringen. Diese Zeit habe er dann auf das gesamte Jahr hochgerechnet – und kam auf eine ziemlich große Zahl. Zwischen 8 und 15 Arbeitstage werden sie durch ihre Zigarette von ihrer Arbeit abgehalten. Pro Jahr.

Um einen gerechten Ausgleich für alle rauchfreien Mitarbeiter zu schaffen, entschied sich Helmut Glas, fünf Tage Zusatzurlaub zu gewähren, für alle, die während der Arbeitszeit nicht zum Rauchen nach draußen müssen.

Zusatzurlaub für Nichtraucher unter gewissen Bedingungen zulässig

Für die Juristin Nathalie Oberthür ist Mehrurlaub für Nichtraucher grundsätzlich zulässig. „Die rauchenden Mitarbeiter erhalten durch zusätzliche Pausen einen Freizeitvorteil, der bei den nicht rauchenden Mitarbeitern durch die Urlaubstage angeglichen wird“, sagte die Fachanwältin für Arbeitsrecht in Köln.

Allerdings dürfe die Unterscheidung nicht allein danach erfolgen, ob jemand rauche oder nicht, sondern, ob er unbezahlte Raucherpausen in Anspruch nehme. „Wer nur während der offiziellen Pause raucht, müsste die Urlaubstage eigentlich auch erhalten“, betont Oberthür. Eine Differenzierung mit dem Ziel, Rauchen zu bestrafen, wäre unzulässig.

Auch für den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ist die Regelung grundsätzlich okay. „Wenn das mit Einvernehmen aller Arbeitnehmer geschieht, kann man das als Interessensausgleich sehen“, sagt Landeschef Gereon Haumann vom Dehoga Rheinland-Pfalz. Es sei sicher richtig, dass Zeit durch Rauchen verloren gehe.

Lösung für Raucher und Nichtraucher zufriedenstellend

„Das ist eine Lösung, die für unseren Betrieb gut ist“, resümiert Glas daher. Das Klima im Team sei deutlich besser geworden. Zwischen den Mitarbeitern sei es zu keinen Streitigkeiten mehr gekommen – zumindest nicht, was das Rauchen betrifft. Zwar wisse er nicht, ob das für andere Betriebe funktionieren könne. Glas selbst ist jedoch zufrieden, und sein Team auch.

Etwas traurig sei er über anonyme Beschimpfungen im Internet. „Da wird behauptet, ich würde Raucher diskriminieren oder sei ein Spinner, den man verklagen sollte“, erzählt er. Da freue er sich umso mehr über Post von der Krankenkasse. „Die finden die Idee interessant und wollen mehr Informationen – auch zur Gesundheitsvorsorge.“

Schließlich hat die neue Regelung möglicherweise sogar einen positiven Effekt auf die Gesundheit seiner Angestellten. Denn manche hätten sich jetzt dazu entschlossen, mit dem Rauchen aufzuhören und Nichtraucher zu werden. Schließlich sind fünf Tage Zusatzurlaub schon ein verlockender Anreiz, es zumindest zu versuchen. (jv)