Was ist da denn los?Dieser kuriose Reit-Wettbewerb ist der neue Mega-Trend
Helsinki – Schwarze Klamotten, rot gefärbte Haare und den selbstwussten Blick eines Stars. Die Finnin Alisa ist für viele Mädchen in ihrem Land ein Idol, dabei ist sie weder Sängerin noch Schauspielerin.
Die 20-Jährige reitet ein selbst gebasteltes Steckenpferd. Hobby-Horsing nennt sich der neue Sport-Trend, der die skandinavischen Länder gerade erobert. Allein in Finnland hat er rund 10.000 Anhänger, vor allem Mädchen und junge Frauen.
Teilnehmer(innen) treffen sich zu richtigen Meisterschaften
Was für Außenstehende nach kindischem Quatsch aussieht, ist für die Reiterinnen eine ernsthafte Beschäftigung. Die meisten basteln und nähen sich ihre Steckenpferde selbst, trainieren regelmäßig mit ihnen und treffen sich zu Wettkämpfen.
Nur die besten schaffen es bis zur Nationalmeisterschaft im Dressur- und -Springreiten auf dem Steckenpferd. Ende April stellten sich rund 200 Teilnehmerinnen in einer Turnhalle Nahe Helsinki den Kampfrichterinnen, zeigten kunstvolle Beinarbeit, beeindruckende Sprünge und grazile Haltung.
„Hobby-Horsing hat eine starke therapeutische Seite“, sagt Alisa, die als junges Mädchen unter der Scheidung ihrer Eltern und Mobbing in der Schule litt. „Es hat mir sehr geholfen, dass ich manchmal einfach nur mit meinen Freundinnen im Wald galoppieren konnte.“
Sogar Dokumentarfilm von oscarnominierter Regisseurin
Dass Hobby-Horsing immer bekannter wird, liegt neben den Social-Media-Diensten, wo die Reiterinnen Tipps und Fotos tauschen, auch an der oscarnominierten finnischen Regisseurin Selma Vilhunen. Ihr Dokumentarfilm „Hobbyhorse Revolution“, in dem Alisa eine der Protagonistinnen ist, zeigt, wie die Mädchen mit Fantasie und Geschick ihre Spielzeugpferde reiten.
Selbst der Chef des finnischen Reitverbandes findet Hobby-Horsing einen positiven Trend. Fred Sundwall: „Es gibt auch jenen Kindern und Jugendlichen, die keine Pferde besitzen, eine Chance, sich fürs Reiten zu begeistern.“
Alisa, die bei der Meisterschaft in der Fachjury saß, sieht noch einen Vorteil: „Es kommen keine Jungs, die uns herumkommandieren oder uns sagen, was wir zu tun haben.“