Covid-19-MüllHeftige Zahlen: Was Menschen schützt, tötet unzählige Tiere

OP Maske

Vor allem OP-Masken werden für Wildtiere oft zur tödlichen Gefahr. Unser Symbolfoto wurde 2020 in Baden-Württemberg aufgenommen.

von Julia Bauer (jba)

Leiden – Mal ist es eine Maskenschnur, die sich um den Schnabel eines Vogels gewickelt hat, mal ein Handschuh, in dem ein junger Fisch feststeckt. Während Masken und andere Schutzausrüstung uns Menschen in der Pandemie schützen, stellen sie für Wildtiere, aber auch Haustiere eine Lebensgefahr dar. Schuld ist das fehlende Umweltbewusstsein vieler Menschen und die unsachgemäße Entsorgung des Mülls.

  • Corona-Schutzmasken und Co. töten Wildtiere
  • Forscher sammelten Fotos von verletzten Tieren
  • Auch Haustiere, vor allem Hunde, schlucken Masken

Vor allem Einweg-Masken können für Wildtiere wie Fische oder Vögel lebensgefährlich werden, mahnt die Deutsche Wildtier Stiftung (DWS).

„Noch ist das ganze Ausmaß, das durch die unsachgemäße Entsorgung von Schutzmaterialien verursacht wird, nicht abzusehen”, sagte DWS-Vorstand Klaus Hackländer. „Doch schon jetzt steht fest, dass Wildtiere durch Covid-19-Müll zu Opfern der Pandemie werden.”

Alles zum Thema Haustier

Er verweist auf eine Untersuchung des Teams um Auke-Florian Hiemstra vom niederländischen Naturalis Biodiversity Center und Liselotte Rambonnet von der Universität Leiden.

Projekt sammelte Fotos von Tieren, die Covid-19-Müll zum Opfer fielen

Sie berichten von einem kleinen Fisch, der mit dem Maul voran im „Daumen” eines Latexhandschuhs steckte. Er sei zum Auslöser für das Projekt geworden.

Nach Berechnungen der Umweltorganisation „OceansAsia” wurden alleine im Jahr 2020 rund 1,5 Milliarden Masken in die Meere gespült – rund 6.200 Tonnen Müll. Zusätzlich zur bereits bestehenden Verschmutzung der Weltmeere. 

Die Forscher um Hiemstra und Rambonnet forderten Menschen auf, ihnen Bilder von Tieren zu senden, die sich in solchen Handschuhen, Masken oder anderer Schutzausrüstung verheddert hatten. Das Team erhielt Fotos und Berichte aus zahlreichen Ländern von Brasilien bis hin zu Malaysia und präsentiert seine Arbeit im Journal „Animal Biology”.

Hunde schlucken Corona-Schutzmasken

Demnach schlucken unter anderem Haustiere, insbesondere Hunde, Schutzmasken. Einige Vögel nutzten sie zum Nestbau. Tiere würden geschwächt, weil sie sich verheddern, sagte Rambonnet. Zudem fülle der Kunststoff ihre Mägen.

Auke-Florian Hiemstra von der Universität in Leinen mahnte im „Focus”: „Einmalmasken werden Hunderte von Jahren brauchen, um sich zu zersetzen. Wir müssen davon ausgehen, dass sie in den kommenden Jahrzehnten, vielleicht sogar für Jahrhunderte, Tieren schaden werden.”

Küken von Singvögeln könnten sich mit den Gummibändern von Schutz-Masken aus dem Nistmaterial strangulieren, sagte Hackländer, der an der Universität Wien forscht.

Er rät: „Abfälle wie Masken und Plastikhandschuhe nie lose wegwerfen, sondern in reißfeste, dichte Müllsäcke geben, fest verschließen und in den Restmüll geben.” (dpa/jba)