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Corona im HerbstBlick in Nachbarländer zeigt, wie schlimm es wirklich um uns steht

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Ärzte kümmern sich im Pariser Krankenhaus Hôpital Lariboisière um einen Corona-Patienten Mitte April: In Frankreich sind die Zahlen der Neuinfektionen derzeit auf einem Höchstwert, Paris ist zu einem Epizentrum der Pandemie geworden.

von Martin Gätke (mg)

Köln – Seit Wochen steigen in Deutschland die Zahlen der Corona-Infektionen, nicht nur bei Reisen ins Ausland, sondern auch in einigen innerdeutschen Regionen ist in den Herbstferien Vorsicht geboten.

Nach aktuellem Situationsbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) überschreiten sechs Kreise den kritischen Durchschnittswert von 50 (Stand: 05.10.) – und zwar Hamm, Remscheid, Berlin Mitte, Berlin Neukölln, Berlin- Friedrichshain-Kreuzberg und Vechta.

Doch ein Blick über die Landesgrenzen hinweg zu unseren Nachbarn zeigt: Zwar steigen bei uns die Zahlen, doch es scheint deutlich besser zu laufen als zum Beispiel in Frankreich. Es könnte viel schlimmer sein. In anderen Ländern sind die Corona-Regeln teils wesentlich strenger als bei uns, die Lage ist deutlich angespannter.

Alles zum Thema Corona

Was macht Deutschland in der Corona-Pandemie besser? Schließlich liegt unsere landesweite Inzidenzzahl bei unter 20 (18,32).

Risikogebiete in Europa und ihre 7-Tage-Inzidenz

Mehr als jedes zweite Land ist in Europa zumindest teilweise ein Risikogebiet. So sieht es bei unseren Nachbarn aus (7-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner laut Tagesschau, Stand: 5. Oktober):

  • Ganz
  • Ein großer Teil der
  • Ganz
  • Ganz
  • In
  • Dänemark
  • Ganz
  • Schweiz
  • Großbritannien

Auch Christian Drosten schaut aufmerksam auf die Entwicklung der Corona-Lage in anderen EU-Staaten. In Deutschland müsse man sich klarmachen, „dass wir, wenn wir die Kurven übereinanderlegen, etwas hinterherhinken hinter Spanien und Frankreich und England“, sagte der Leiter der Virologie an der Charité vor einigen Tagen der Deutschen Presse-Agentur.

Corona in Deutschland: Lage ist noch entspannter als in Spanien oder Frankreich

Es gebe ein paar Details, die grundsätzlich anders sind: Unsere Haushalte seien häufig kleiner als etwa in Südeuropa, „wir haben mehr Einpersonenhaushalte“, sagt Drosten. Es gebe weniger Mehr-Generationen-Familien, in denen das Virus über die Altersgrenzen sehr leicht verbreitet werde.

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Menschen sitzen in Paris Ende September an Tischen im Außenbereich eines Cafés. In den meisten großen Städten Frankreichs herrscht eine hohe Warnstufe aufgrund der Corona-Pandemie.

Die Lage hierzulande ist entspannter als etwa in Spanien oder Frankreich. In Spanien sind viele Regionen wieder zu Epizentren der Pandemie in Europa geworden, dabei gelten Vorsichtsmaßnahmen, die so drastisch sind wie kaum sonst wo in Europa. Besonders betroffen: die Hauptstadt Madrid.

Corona in Europa: Paris ist ein neuer Hotspot

In Frankreich ist Paris der derzeitige Hotspot, dort ist die Lage besonders ernst. Bars sollen von Dienstag an für mindestens zwei Wochen geschlossen bleiben.

Bei unseren Nachbarn schaut man etwas irritiert nach Deutschland, wo es schon wieder so viel besser zu laufen scheint.

Eine mögliche Antwort: Frankreich testet Reiserückkehrer weniger umfangreich als Deutschland – eine Quarantäne- und Testpflicht gilt nur für einige ausgewählte Länder. Auch bei der Nachverfolgung hapert es.

Corona-Lage in Frankreich: Tracking-App wurde ein einziger Flop

Die Corona-Tracking-App „StopCovid“ ist – das muss man so deutlich sagen – ein Flop. Sie wurde mehr als zwei Millionen Mal runtergeladen und hat weniger als 200 Mal angeschlagen, was sogar von offizieller Seite als „lächerlich“ bezeichnet wird.

In Restaurants und Bars gibt es zudem – anders als in Deutschland – keine Formulare, um Kontaktfälle zu identifizieren. Hierzulande werden falsche Angaben sogar mit Bußgeld geahndet.

In den französischen Medien merkt man außerdem an, dass der Mindestabstand in Frankreich bei einem Meter liegt – nicht wie in Deutschland bei 1,50 Meter. Die Bise - also Küsschen – gehören zur Begrüßung dazu, das wegzulassen fällt schwer.

Die Tische einer Bar in Palencia sind am 6. Oktober leer. Wegen stark steigender Corona-Zahlen werden nach Madrid und neun Kommunen im Umland zwei weitere spanische Städte im Nordwesten des Landes weitgehend abgeriegelt.

Die Tische einer Bar in Palencia sind am 6. Oktober leer. Wegen stark steigender Corona-Zahlen werden nach Madrid und neun Kommunen im Umland zwei weitere spanische Städte im Nordwesten des Landes weitgehend abgeriegelt.

Corona in Spanien: Personalmangel in den Behörden

Ein ähnliches Bild in Spanien: Zu viel Fiesta, zu wenig Siesta, meint der angesehene spanische Genforscher Salvador Macip von der Universität Leicester in England. Vor allem im Sommer seien die Spanier mehr als andere Menschen einfach darauf programmiert, zusammenzukommen.

Aber auch die Behörden in Spanien haben Fehler gemacht. So litt das System zur Nachverfolgung der Infektionsketten lange unter Personalmangel. Neue Einschränkungen der Bewegungsfreiheit wurden in Hotspots oft zu spät beschlossen.

Hohe Inzidenzzahl in Tschechien: Nach dem Lockdown kam die Party

Tschechien hat derzeit die höchste 7-Tage-Inzidenz im Vergleich: 167,20 Neuinfektionen. Ein möglicher Grund: Dem Shutdown Mitte März folgte ein „wilder“ Sommer, wie lokale Medien es beschreiben.

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Angespannte Corona-Lage in Prag: Menschen mit Mundschutz stehen am 10. September an der Sammelstelle am Wenzelsplatz Schlange, um sich auf Covid-19 testen zu lassen.

Partys waren in Prag an der Tagesordnung, die Mundschutzpflicht wurde abgeschafft – sogar in Lebensmittelläden. Als Ende August der inzwischen zurückgetretene Gesundheitsminister die Zügel anziehen wollte, pfiff ihn Ministerpräsident Andrej Babiš zurück.

Vorteil in Deutschland: Bevölkerung vertraut dem Krisenmanagement

In Deutschland hingegen vertraut ein Großteil der Bevölkerung dem Krisenmanagement. Ein großer Vorteil.

„Dieses gestiegene Vertrauen führt dann auch zu einer größeren Gesundheitsdisziplin, so muss man sich letztlich die geringere bisherige Dynamik der zweiten Welle erklären", erklärt der ZEW-Europa-Experte in einem Interview mit der DW.

Corona in Deutschland: Politik setzte auf Einsicht der Menschen

Anders als etwa in Frankreich, wo Macron sehr radikal im Lockdown reagiert und Vertrauen verspielt habe, hätten Politik und Behörden in Deutschland mehr auf Einsicht und Selbstdisziplin der Menschen gesetzt. Die deutsche Regierung habe „schnell und trotz enormem Zeitdruck sehr zielgenau reagiert“, so Friedrich und nannte die Kurzarbeiterregeln als Beispiel.

Das „rationale und wissenschaftsbasierte Krisenmanagement der Regierung“, im Zusammenspiel mit einer funktionsfähigen öffentlichen Verwaltung und der „viel gescholtene Föderalismus mit handlungsfähigen Akteuren in der Fläche“ sei ein Segen gewesen. Auch die deutsche Corona-Warn-App habe sich – bei aller Kritik – bewährt.

Christian Drosten mahnt: „Müssen genau beobachten, wie es jetzt weitergeht”

Doch wir sollten uns nichts vormachen, mahnte Christian Drosten, „dass sich das bei uns alles ganz anders entwickelt. Wir machen auch jetzt nicht sehr viele Sachen sehr anders“. So groß nämlich seien die Unterschiede zwischen Deutschland und anderen EU-Ländern auch nicht. „Darum müssen wir da sehr vorsichtig sein und sehr genau beobachten, wie es jetzt weitergeht.“ (mg/dpa)