Corona-SorgenMathematiker errechnet, wie stark Mutation das Sterberisiko verändert

Corona-Schnelltest Labor

Eine Mitarbeiterin zeigt ein Röhrchen mit der Trägerflüssigkeit für einen Corona-Schnelltest. Eine neue Berechnung zeigt nun, wie sich das Sterberisiko durch die Corona-Mutation aus Großbritannien verändert.

von Sebastian Oldenborg (so)

London – Eine Corona-Infektion geht für jeden Menschen mit einem gewissen Sterberisiko einher. Für die zunächst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7 hat der Stuttgarter Mathematiker Christian Hesse dies nun aufzuschlüsseln versucht.

  • Britische Corona-Mutation breitet sich in Deutschland immer weiter aus
  • Mathematiker berechnet, wie Corona-Mutation Sterberisiko verändert
  • Experten bei Bekämpfung von Virus-Mutationen zuversichtlich

„Das nach Infektion mit der britischen Mutante bestehende Sterberisiko ist für 80-Jährige mehr als 1000 Mal so hoch wie für 20-Jährige“, erklärte er der Deutschen Presse-Agentur zu seiner Rechnung.

Ohne Corona liege dieser Faktor bei Männern bei rund 130, bei Frauen bei 200 – bei einem Senior ist der Tod immer wahrscheinlicher als bei einem jungen Menschen.

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So wirkt sich britische Corona-Mutation auf Sterblichkeitsrisiko aus

Der Wissenschaftler der Stuttgarter Universität bezieht sich bei den Daten auf die sogenannte Infektionssterblichkeit. Das ist der Anteil der Corona-Toten unter allen Infizierten, ob getestet oder nicht.

Für eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung muss dafür unter anderem mittels Blutproben der Immunstatus ermittelt werden, um auch frühere, unentdeckt gebliebene Corona-Infektionen festzustellen.

Auf Basis von britischen Analysen hat Hesse so die Gefährlichkeit des Corona-Typs B.1.1.7 berechnet. Ableiten lässt sich demnach, dass eine Infektion mit der Mutante für 55-jährige Männer und 35-jährige Frauen das normale Sterblichkeitsrisiko in diesem Alter wohl verdoppelt. Für 80-jährige Männer und 60-jährige Frauen werde es verdreifacht.

Corona-Mutation in Deutschland immer weiter auf dem Vormarsch

Wie wichtig es ist, immer mehr über Ansteckung, Verbreitung und Gefährlichkeit des Typs B.1.1.7 zu erfahren, zeigt die Tatsache, dass die britische Corona-Variante in Deutschland immer weiter auf dem Vormarsch ist. Ihr Anteil lag nach Angaben des Verbands Akkreditierter Labore in der Medizin vom Dienstag bei rund 30 Prozent. Zuvor war er laut Robert Koch-Institut von 6 auf rund 22 Prozent gestiegen.

Immerhin: Die aktuellen Corona-Impfstoffe können nach Expertenangaben relativ rasch an mögliche neue Virusvarianten angepasst werden. Die Impfstoffe könnten dann entweder eine neue oder eine zusätzliche Komponente enthalten, sagte Klaus Cichutek, Präsident des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) in einem Pressebriefing des Science Media Center.

Corona: Impfungen schützen auch vor Ansteckung

Und wer geimpft ist, ist deutlich mehr vor dem Coronavirus geschützt. Der Impfstoff von Biontech und Pfizer zum Beispiel verhindert einer Analyse britischer Daten zufolge auch Ansteckungen mit dem Coronavirus.

Das Risiko für eine Infektion sinke nach der ersten der beiden vorgesehenen Dosen wohl um rund 70 Prozent, nach der zweiten um etwa 85 Prozent, teilte die britische Gesundheitsbehörde Public Health England am Montag unter Berufung auf vorläufige, noch nicht von unabhängigen Experten geprüfte Daten mit.

Eine Beobachtungsstudie israelischer Fälle kommt zudem zu dem Ergebnis, dass tödliche Verläufe nach der zweiten Impfdosis nahezu ausgeschlossen seien. (so aus dpa-Material)