Ausschreitungen in LAPlünderer im berühmten Beverly Wilshire Hotel aus „Pretty Woman“

Beverly_HILLS_AFP_1SL1P4

In Beverly Hills wurden am 31. Mai 2020 Edel-Boutiquen geplündert. Auch ins berühmte Beverly Wilshire Hotel drangen Plünderer ein.

Los Angeles – Die heftigen Ausschreitungen nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis (hier lesen Sie mehr) haben Hollywood erreicht. Im berühmten Beverly Wilshire Hotel, bekannt aus dem Film „Pretty Woman“, tummeln sich Plünderer. In der ebenso berühmten Melrose Avenue wüten Feuer. Los Angeles ist ein Pulverfass.

Mittendrin in der kalifornischen Metropole ist unser Reporter Dierk Sindermann. Er schildert, wie er die Nacht in seiner Wahlheimat erlebte.

Mit ein bisschen schwarzem Corona-Humor könnte man es als tragische Ironie sehen. Alle Restaurants in Los Angeles sind zu und dann wird man eingeladen, im Haus eines Freundes mit „Entrecote Jägerschnitzel Style“ von Österreichs Star-Koch Bernhard Mairinger bewirtet zu werden.

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Sperrstunde für ganz LA: Beim Aperitif heult das Handy

Beim Aperitif heult das Handy mit dem für Notfälle programmierten Alarm-Ton auf. Auf dem Display erscheint „Sperrstunde für die ganze Stadt Los Angeles von 20 Uhr bis 5.30 Uhr morgens“. 

Die Uhr zeigt 19.15 und es bleibt keine Wahl: Ab ins Auto und vom verpassten kulinarischen Event in einer Vorort-Idylle zurück ins heimische Hollywood. Begleitet von den Sirenen aus allen Richtungen heranrasender Polizeiautos.

Was wollen die hier? Demonstrationen sind doch in der Innenstadt von Los Angeles gelaufen. Ja, aber sie haben sich in Windeseile ausgebreitet. Daher die plötzliche Sperrstunde.

Plünderer sind ins durch „Pretty Woman“ berühmte Beverly Wilshire Hotel eingedrungen. Bei Gucci auf dem Rodeo Drive von Beverly Hills, dem teuersten Shopping-Pflaster der Welt, bedienen sich viral-maskierte Protest-Piraten. Auch hier ein ironischer Bezug zu Corona: Die Edel-Boutique hatte sich während der Schließung mit Brettern vernagelt und erst am Samstag neues Inventar für die Wiedereröffnung am Sonntag ausgelegt.

Schockirende Szenen in Los Angeles

Und die kriminelle Aktion kommt näher an meinen Wohnsitz. TV-Crews halten vom Hubschrauber ihre Kameras auf den entfernten Boutique-Block von Fairfax Avenue und Melrose Boulevard, ein traditionell jüdisches Viertel, das jetzt mit Popup-Boutiquen die Hip-Jugend anzieht. Die Szenen sind schockierend. Wo jeden Tag Schlangen darauf warten, um sündteure Exemplare aus Kanye Wests Sneaker-Kollektion zu ergattern, schleppt eine Horde von Plünderern - aller Hautfarben und einige ohne Gesichtsmaske eindeutig identifizierbar – ungeniert seine Beute ab. Eine junge Frau lädt eine Einkaufstüte vom „Adidas Superstore“ in einen vorfahrenden Audi S5 Fastback.

Luftlinie 3 Kilometer entfernt bin ich der letzte Bewohner, der noch selbst die Tür zum Gebäude öffnen kann. Dann wird alles verriegelt. Meine 90-jährige Nachbarin Beverly Shae empfiehlt: „Wir sollten Wachpersonal anheuern.“ Sie erinnert sich an die fast auf den Tag genau 30 Jahre zurückliegenden Rodney-King-Aufstände: „Damals saßen hier bei uns in der Lobby drei mit Gewehren bewaffnete Bodyguards.“

Ausnahmezustand in Los Angeles

Die Ausschreitungen begannen am frühen Abend.

Hier der Ticker im Überblick: 

  • 21:16 Uhr: 

CNN-Moderator Don Lemon den Tränen nah

  • 20:49 Uhr:
  • 20:22 Uhr:

Hier lesen Sie mehr: Nach Tod von George Floyd – Demonstranten zünden Polizeiwache an, Notstand ausgerufen

  • 20.15 Uhr:
  • 20.10 Uhr:

Pulverfass Los Angeles

  • 20 Uhr:
  • 19:30 Uhr:

Tod von George Floyd als Auslöser

George Floyd (46) war am Montag (25. Mai) nach einem brutalen Polizeieinsatz gestorben. Einer der vier beteiligten Polizisten wurde am Freitag des Mordes angeklagt und festgenommen: der Beamte, der Floyd sein Knie minutenlang in den Nacken gedrückt hatte. Der Afroamerikaner hatte mehrfach um Hilfe gefleht, bevor er das Bewusstsein verlor, wie von Passanten aufgenommene Videos zeigten.

Mindestens 1 Toter bei Ausschreitungen

Seither gehen die Menschen auf die Straße und protestieren. Inzwischen werden die zunächst friedlichen Demos immer gewalttätiger. In der US-Stadt Indianapolis wurde nach einem TV-Bericht mindestens ein Mensch getötet. Der Fernsehsender NBC News stützte sich dabei am Sonntag auf Angaben der Polizei. Dem Vize-Polizeichef der Stadt, Josh Barker, zufolge gab es mindestens zwei Verletzte. Der Ablauf war zunächst unklar. Auf Twitter schrieb die Polizei, ihre Beamten seien nicht involviert gewesen und hätten nicht geschossen. Man untersuche nun zahlreiche Vorfälle.

In Minneapolis drängten Sicherheitskräfte Demonstranten mit Tränengas zurück, wie der Sender CNN berichtete. In zahlreichen anderen Städten in den USA kam es Medienberichten zufolge zu Unruhen und auch zu Plünderungen.