Prozess um Kiosk-EntführungGangster kidnappten Bruder von Wuppertaler Unterwelt-Boss

Landgericht Wuppertal

Vor dem Wuppertaler Landgericht startete am Freitag (29. Mai) der Prozess gegen einen Mann, der zusammen mit seinen Komplizen einen Kiosk-Besitzer entführt haben soll.

von Jonas Meister (meis)

Wuppertal – Es war eine Szene wie aus einem Gangster-Film: Unter großen Sicherheitsvorkehrungen wurde Houdiafa T. (28) am Freitag (29. Mai) ins Wuppertaler Schwurgericht geführt, wo er zum Prozessauftakt hinter dicken Glasscheiben auf der Anklagebank Platz nahm.

Der Grund: Der Niederländer soll zusammen mit fünf weiteren Männern im Mai 2019 einen Kioskbesitzer (26) gekidnappt haben. Bei dem Entführungsopfer handelte es sich allerdings um den Bruder eines Unterwelt-Bosses aus Oberbarmen, dem „König vom Berliner Platz“.

Prozess in Wuppertal: Entführer forderten 500.000 Euro von Drogen-Boss aus Oberbarmen

Laut Anklage hatte sich die Gruppe dazu entschlossen den Büdchenmann zu entführen, weil dessen Bruder wohl noch Schulden aus einen Drogengeschäft bei ihnen hatte. Und die wollten sie in Form von Lösegeld erpressen.

Deshalb hielten sie ihrem Opfer, das kurioserweise schon zum zweiten Mal gekidnappt wurde (hier lesen Sie mehr), vor einem Jahr in seinem Laden eine Waffe unter die Nase, fesselten ihn brutal und verschleppten ihn dann mit einem Audi in eine Lagerhalle nach Rotterdam.

Von dort aus riefen sie den Drogen-Boss über ein „verschlüsseltes Krypto-Mobiltelefon“ an und forderten 500.000 Euro Lösegeld.

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Am Ende wurde dann offenbar eine erste Zahlung von 150.000 Euro und eine zweite innerhalb der nächsten zehn Tage verhandelt. Nach weiteren, hartnäckigen Gesprächen wurde der Kioskbesitzer schließlich am 11. Mai 2019 in der holländischen Provinz Gelderland freigelassen.

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Bitter für die Entführer: Zu diesem Zeitpunkt waren ihnen die Drogenfahnder aus Deutschland längst auf der Spur und überwachten die Freilassung in den Niederlanden sogar per Drohne. Wie die „Wuppertaler Rundschau“ berichtet, konnte die Täter auch deshalb wenige Tage später festgenommen und das Lösegeld sichergestellt werden.

Prozess in Wuppertal: Bruder von Entführungsopfer sitzt wegen Drogengeschäften selbst in Haft

Am ersten von zwölf Verhandlungstagen schwieg Houdiafa T. jetzt gegenüber dem vorsitzenden Richter. Der machte hingegen direkt eine klare Ansage. So könne sich der Angeklagte aus den Vorwürfen nicht herausreden und nur ein Geständnis „könnte ihnen ein paar Jahre Gefängnis ersparen“.

Neben einer Haftstrafe, über die bis Mitte August entschieden wird, soll T. auch noch 30.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Die will sich nämlich der Büdchenmann, der selbst nicht anwesend war, zusätzlich über seinen Anwalt erklagen.

Übrigens: Der Bruder des Entführungsopfers, der Drogen-Boss aus Oberbarmen, sitzt laut „WDR“ aktuell selbst im Gefängnis. Er wurde nämlich mittlerweile festgenommen, als er mit Komplizen Drogen im Wert von 400.000 Euro von Spanien nach Deutschland schmuggeln wollte. Sein Prozess soll bald beginnen. (jme)