Auch das nochKabelbrand legt Wuppertaler Schwebebahn mal wieder lahm

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Wuppertal: Eine Schwebebahn fährt Anfang Juli über der Kaiserstraße in Vohwinkel entlang. Am Mittwoch (8. Juli) legte ein Kabelbrand den Verkehr der Hochbahn lahm.

von Jonas Meister (meis)

Wuppertal – Dieser Artikel wurde zuletzt um 14.31 Uhr aktualisiert am 8. Juli 2020. Die Wuppertaler Schwebebahn muss nach dem Sommer ein Jahr lang Pause einlegen (hier lesen Sie mehr), die Mängelliste wird immer länger. Zudem ist eine Klage in Arbeit. Als wäre das nicht schon genug, hat ein Kabelbrand das Wuppertaler Wahrzeichen sehr zum weiteren Ärger der Fahrgäste am Mittwoch (8. Juli) lahmgelegt.

Es habe keinen Funkkontakt zu den Wagen mehr gegeben, der Betrieb sei am Vormittag eingestellt worden, sagte ein Sprecher. Ursache der Störung sei ein Kabelbrand. Etwa zehn Fahrzeuge waren zu dem Zeitpunkt auf der gut 13 Kilometer langen Strecke, die zum großen Teil über der Wupper verläuft. Ein Ersatzverkehr mit Bussen werde bereitgestellt, erklärten die Stadtwerke.

Mehr als 80.000 Menschen steigen normalerweise an Werktagen ein. Doch das ist bald vorbei.

Auslöser des ganzen Dramas sind wohl die Radreifen der neuen Züge. Die nutzen sich viel schneller ab, als geplant und beschädigen dabei die Schienen. Doch das ist bei weitem nicht das einzige technische Problem. Mittlerweile haben die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) über 200 Mängel festgestellt!

Wuppertaler Schwebebahn: 31 Züge kosteten 122 Millionen Euro und haben trotzdem immer mehr Probleme

Extrem bitter: Der erste Zug der neuen Wagengeneration wurde erst vor vier Jahren geliefert. Insgesamt kosteten die 31 Schwebebahnen 122 Millionen Euro. Aktuell können laut WSW überhaupt nur zehn Züge eingesetzt werden.

Um alle Fehler zu beheben und die Schwebebahn wieder flott zu machen, braucht es eben jetzt die Mega-Pause. Das Hauptaugenmerk wird dabei auf den Radreifen liegen, doch die Techniker in den Depots müssen sich auch mit vielen weiteren Baustellen beschäftigen.

Denn wie der WDR berichtet, wurden schon Ende 2019 erste Schwachstellen an den Waggons deutlich. So mussten acht Bahnen für sechs Monate komplett stillgelegt werden, weil es Probleme mit Klebestellen am Dach gab.

Wuppertaler Schwebebahn: Stadtwerke wollen Hersteller der neuen Züge verklagen

Hört sich wie eine Kleinigkeit an, ist aber dramatisch. So sind die tonnenschweren Fahrgestelle nicht an die Wagen geschraubt, sondern eben geklebt. Und nicht nur die. Auch die Klimaanlagen sind so befestigt und drohten wegen des technischen Fehlers abzustürzen!

Problem dabei: Offenbar hatte der Hersteller der neuen Schwebebahnen, Kiepe Electric, nicht die technische Zulassung um die Bauteile neu zu verkleben. Deshalb standen die acht Züge auch ein halbes Jahr still.

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Warum die Schwebebahn zu so einem Problemfall wurde, dürfte wohl bald ein Gericht klären. Die WSW bereiten aktuell nämlich eine Klage gegen den Düsseldorfer Fahrzeughersteller vor, „Schlechterfüllung und Schadensersatz“.

„Die Klage ist das letzte Mittel, aber nach einem vierjährigen Leidensweg für uns und unsere Fahrgäste sehen wir keine andere Möglichkeit mehr“, erklärte der WSW-Aufsichtsratsvorsitzende Dietmar Bell.

Dazu könnte laut Wuppertals OB Andreas Mucke (SPD) eine Expertenkommission eingesetzt werden, die das Drama von vorne bis hinten untersuchen soll.

Kiepe Electric betonte, dass der Betrieb von den Aufsichtsbehörden geprüft und zugelassen worden sei. Es sei nun zu klären, ob der Verschleiß der Räder innerhalb des zu erwartenden Maßes liegt oder abweicht und was die Ursachen dafür sein könnten. Dafür seien tiefergehende Analysen notwendig, die Kiepe Electric unverzüglich in die Wege geleitet habe.

Aus fahrzeugtechnischer Sicht bestehe kein Grund, den Betrieb einzuschränken, hieß es. Dies sei nur der mangelnden Verfügbarkeit von Ersatzrädern geschuldet. Die rechtzeitige Beschaffung sei aber Sache des Betreibers. Kiepe Electric habe großes Interesse an der Aufklärung des Vorgangs - auch, weil sich früher erhobene Vorwürfe nach gutachterlicher Prüfung als nicht haltbar herausgestellt hätten. (jme)