118 Jahre alte AufnahmenSo haben Sie die Schwebebahn noch nie gesehen

Schwebebahn 1902

von Jonas Meister (meis)

Wuppertal – Im Bergischen Land fliegen die Züge – seit 119 Jahren. Doch so haben die Wuppertaler ihre geliebte Schwebebahn wohl noch nie gesehen. In einer neuen Serie zeigt das weltberühmte Museum of Modern Art (MoMA) aus New York historische Filme, darunter auch den vom „Flying Train“ aus dem Jahr 1902!

Wuppertal: Schwebebahn „flog“ im Jahr 1902 über Pferdekutschen statt über Autos

Die Strecke ist exakt die gleiche, doch die Welt drumherum ist eine ganz andere. Statt Autos sind es Kutschen, die unter der Schwebebahn in Vohwinkel fahren, während an den Haltestellen geduldig Schaffner mit Zylindern auf dem Kopf auf die Fahrgäste warten. Und die dürften die Fahrt in zwölf Metern Höhe über der Wupper immer noch staunend genießen.

Schließlich war die Schwebebahn zum Zeitpunkt der Aufnahme gerade einmal ein knappes Jahr alt. Nach nur wenigen Monaten Bauzeit und der ersten Probefahrt 1898, durfte das Wunderwerk der Technik, das der geniale Ingenieur Eugen Langen in Wuppertal geschaffen hatte, am 1. März 1901 erstmals mit zahlenden Passagieren an den Start.

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Wuppertal: So haben sich die Stadt und die Schwebebahn in knapp 120 jahren verändert

Im Film, den das „MoMA“ zunächst digitalisiert und dann Anfang August auf YouTube hochgeladen hat, führt die Fahrt aus Richtung der Endstation Vohwinkel kommend zunächst über die heutige Kaiserstraße und Sonnborner Straße, vorbei an Gründerzeithäusern, die auch im Jahr 2020 noch an gleicher Stelle stehen, Richtung Zoo. Hier biegt die Schwebebahn wie auch knapp 120 Jahre später noch auf den Flusslauf der Wupper ein.

Dabei ändert sich nicht nur unter, sondern auch neben dem Gleisgerüst die Szenerie. Statt dem noch sehr ländlich wirkenden Vohwinkel wird es nach der Passage des Sonnborner Viadukts, das auch heute noch von den Zügen der Deutschen Bahn auf dem Weg von und nach Düsseldorf gequert wird, schon richtig „städtisch“.

Wuppertal: Youtuber machte aus einem stummen Schwarz-Weiß-Film ein Farbvideo in 4K

So sind in Elberfeld die Ufer der Wupper durchgehend mit Häusern und Fabriken gesäumt. Dazu gibt es auch Wahrzeichen zu sehen, die im 21. Jahrhundert viele Wuppertaler wahrscheinlich schon längst vergessen haben. Oder kennen Sie noch die große Bismarck-Statue an der Ohligsmühle oder das beeindruckende Stadttheater am Brausenwerth hinter dem Döppersberg, direkt gegenüber vom Hauptbahnhof?

Was in den Aufnahmen von 1902 nicht überliefert ist, ist hingegen die Lautstärke der Schwebebahn. Es handelt es sich nämlich um einen Film ohne Ton.

Der ist bei diesen faszinierenden Bildern aber gar nicht nötig, zumal Youtuber Denis Shiryaev den ursprünglich auf 68mm gedrehten Schwarz-Weiß-Film mit Hilfe eines Algorithmus so bearbeitet hat, dass es ihn jetzt auch in hochauflösendem 4K und in Farbe gibt!