Tumor statt „Magen Darm“Junge todkrank: Not-OP in NRW – doch es ist noch schlimmer

krankenhaus symbol op

Die Mediziner (hier ein Symbolfoto von 2014) konnten Amirlans Leben retten, doch die Familie steht vor erdrückenden Problemen.

Castrop-Rauxel – Nach einer fatalen Fehldiagnose musste es für den kleinen Amirlan (5) plötzlich ganz schnell gehen. Mit einer Not-Operation können die Mediziner das Leben des Jungen retten. Doch die Situation ist damit noch längst nicht überstanden – jetzt steht die Familie vor erdrückenden Problemen.

  • Fatale Fehldiagnose für kleinen Amirlan aus Kasachstan
  • Im Klinikum Dortmund kommt raus: Er hat Hirnturmor
  • Neben der Diagnose steht die Familie vor weiteren erdrückenden Problemen

Dabei hatte alles mit einem mehr als freudigen Ereignis begonnen. Amirlan Zholamanov und seine Mutter konnten im Herbst 2020 endlich wieder ihre Familie in Castrop-Rauxel besuchen. Die Beiden wohnen im fernen Kasachstan, über drei Jahre hatten sie ihre Verwandten in Nordrhein-Westfalen nicht mehr gesehen.

Amirlan will Geburtstag mit Familie in NRW feiern

Jetzt wollte Amirlan seinen fünften Geburtstag im Kreise seiner Familie feiern. Doch das Wiedersehen gipfelte schnell in einer Tragödie, die dem Fünfjährigen beinahe das Leben kostete.

Schon am Morgen seines Ehrentages fühlte sich der Junge nicht gut und er musste sich übergeben.

Eigentlich nichts Besonderes, wie Amirlans Schwager gegenüber den „Ruhrnachrichten“ berichtet.

„Das hat der Kleine häufig. Man könnte sagen, einmal im Monat muss die Mutter mit Amirlan in Kasachstan wegen Erbrechens zum Arzt“, erklärt Max Gildenberger, bei dem der Junge und seine Mutter zu Besuch waren.

Die Aussage der Ärzte dort sei immer dieselbe: „Magen-Darm“.

Im Klinikum Dortmund kommt raus: Amirlan hat riesigen Hirntumor

Eine fatale Fehldiagnose, wie sich wenig später in einem Krankenhaus herausstellen sollte. Denn am 5. Dezember hatte der Kleine die nächste Attacke, immer wieder musste sich das Kind erbrechen.

Mit einem Rettungswagen wurde der völlig erschöpfte Junge schließlich ins Klinikum Dortmund gebracht. Nach einem MRT folgte die schreckliche Diagnose der Experten. „Amirlan hatte einen Hirnturmor, der bereits so groß wie ein Tennisball war“, so Gildenberger weiter.

In zwei schwierigen Operationen konnten die Mediziner den Tumor entfernen. Zusätzlich musste Amirlan ein Cerebralshunt, ein medizinisches Schlauchsystem, eingesetzt werden, durch das die überschüssige Gehirnflüssigkeit abgeführt wird.

Amirlan geht es nach Not-OP besser, doch es ist noch schlimmer

Seit dem 4. Januar 2021 muss der Fünfjährige nicht mehr auf der Intensivstation überwacht werden. Sein Zustand ist einigermaßen stabil.

Eigentlich eine positive Entwicklung. Doch neben den gesundheitlichen Sorgen, denn Amirlan wird in den kommenden Wochen, vielleicht sogar sein ganzes Leben lang, auf medizinische Betreuung angewiesen sein, steht die Familie vor erdrückenden finanziellen Problem.

Der Kostenvoranschlag für die aktuell anstehenden Behandlungen beläuft sich auf über 160.000 Euro. Ein Betrag, den die kleine Familie aus Kasachstan unmöglich aus eigener Kraft aufbringen kann.

Versicherungen zahlen nicht für Amirlans Behandlungskosten

Und die Versicherung wird voraussichtlich nicht für die Behandlungskosten aufkommen. Zwar hatte die Mutter eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Die sei jedoch am 13. Dezember abgelaufen. Und da sie nicht verlängert wurde, weigere man sich nun, die Kosten zu übernehmen.

Ein ähnliches Problem hat die Familie mit einer Versicherung hier in Deutschland, bei der „Incoming Versicherung“ des ADAC. Denn die wurde erst zu einem Zeitpunkt abgeschlossen, als der kleine Amirlan bereits in Behandlung war.

Familie von Amirlan hilft, Spendenkampagne gestartet

Schwager Max Gildenberger aus Catrop-Rauxel versucht unterdessen, irgendwie die Kosten reinzuholen. Er habe bereits viele Stiftungen angeschrieben, warte aber noch auf Antworten. Auch Freunde und Bekannte hätten ihre Hilfe angeboten.

Mit Erfolg: „Rund 40.000 Euro Spenden haben wir bisher als Spenden gesammelt“, erklärt er. Das mache Mut, sei aber natürlich noch nicht das Ende der Fahnenstange.

Auch durch eine „Gofundme“-Spendenkampagne erhofft sich die Familie, die Behandlungskosten für Amirlan schließlich komplett abdecken zu können. (jv)