Scheu verloren?NRW: Wieder ein Pony gerissen, Experten haben Verdacht

Shetlandpony

Shetlandpony „Ella“ wurde möglicherweise von einem Wolf oder gleich mehreren Tieren gerissen.

Hünxe – Haben Wölfe in NRW zugeschlagen? In der Nacht zum Montag, 4. Januar, wurde in Hünxe die siebenjährige Shetlandponystute „Ella“ gerissen.

  • Landwirte fordern Abschuss von Wolf „Gloria“
  • LANUV warnt DNA-Test abzuwarten
  • BUND Landesverband NRW bezeichnet Abschussbefürworter als „Populisten“ 

Vermutlich handelt es sich bei der hungrigen Angreiferin erneut um die bereits bekannte Wölfin „Gloria“. Doch sicher ist das nicht.

„Uns ist der Fall bekannt und er wurde aufgenommen. Ein Mitarbeiter war vor Ort und wir warten nun auf die Ergebnisse des DNA-Testes“, erklärt Wilhelm Deitermann vom Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW dem EXPRESS.

Wolf-Riss in Hünxe: Bauern und Bürger wütend

Klar ist jedoch, dass die Wölfin bereits eine ganze Weile im Kreis Wesel unterwegs ist und Weidetiere gerissen hat.

Erst im Dezember 2020 dokumentierte eine Fotofalle, dass die Wölfin Nachwuchs bekommen hatte.

Das Pony „Ella“ wurde auf der Weide am Hardtbergweg in Hünxe getötet. Die Landwirte und Mitglieder des Bürgerforums Gahlen sind wütend.

Hünxe: Attacke mehrerer Wölfe vermutet

Ein Sprecher sagte, es handele sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Attacke mehrerer Wölfe. Das etwa 150 Kilogramm schwere tote Pony sei mehrere Meter weggezogen worden. „Das schafft kein Wolf alleine.“

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärt der Bauer Bernhard Steinmann (67), der Mitglied des Bürgerforums ist, dass bereits mehr als 140 Weidetiere durch  „Gloria“ gerissen worden seien.

„Ist ja auch bequemer, als im Wald Rehe und Hirsche zu jagen“, sagt Steinmann.

Wolf-Riss in Hünxe: Landwirte fordern Abschuss der Tiere

Die Diskussionen über einen Abschuss der Tiere werden immer lauter. „Solche auffälligen Wölfe müssen jetzt entnommen werden“, forderte der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV), Bernhard Conzen, nach der Nachricht von dem Wolfsnachwuchs kurz vor Weihnachten.

„Gloria“ habe offensichtlich ihre natürliche Scheu verloren und werde das womöglich an ihre Jungen weitergeben. „Irgendwann passiert es und sie greift auch Menschen an“, sagte Conzen.

Tierschützer argumentieren für Erhalt der Wölfe

Der BUND Landesverband Nordrhein Westfalen hält das für falsch. „Wer den Abschuss von Gloria fordert, ignoriert die Rechtsgrundlage und die wissenschaftliche Faktenlage, ist insofern rein populistisch unterwegs“, sagte der BUND-Landesvorsitzende Holger Sticht in einem offiziellen Statement. 

„Solange zu wenige und nicht umfassende Herdenschutzmaßnahmen umgesetzt werden, werden sich die Übergriffe auf Weidetiere dauerhaft wiederholen, egal von welchem Wolf“, sagte Sticht. Daher sei ein Abschuss von Gloria sinnfrei. (kiba/dpa)