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Es wäre eine PremiereSyrien-Flüchtling aus NRW will in den Bundestag

Tareq Alaows

Tareq Alaows ist 2015 aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. Seither setzt er sich als Grünen-Politiker aus Bochum für Menschenrechte ein. Um den zahlreichen Geflüchteten in Deutschland eine Stimme zu geben, kandidiert Alaows nun für einen Platz im Bundestag.

Oberhausen / Bochum – Abgeordnete mit Migrationshintergrund im Bundestag? Das ist bisher noch eine Seltenheit. Doch der Grünen-Politiker und syrische Flüchtling Tareq Alaows aus Bochum will genau das ändern.

  • Syrien-Flüchtling will in den Bundestag
  • Der Bochumer Grünen-Politiker Tareq Alaows kämpft für Menschenrechte
  • Sein Einzug in den Bundestag wäre eine Premiere

Mit dem Ziel Menschenrechte für Geflüchtete zu verbessern, kandidiert der 31-Jährige für einen Platz im Bundestag – eine Premiere und die Chance auf einen neuen Blick.

Oberhausen: Syrien-Flüchtling Tareq Alaows kandidiert für Bundestag

Bereits in Syrien kämpfte er für Menschenrechte, dann musste er seine Heimat verlassen. In einem Schlauchboot kam er nach Lesbos, von dort über die Balkanroute nach Dortmund und landete schließlich in einer Turnhalle in Bochum.

Alles zum Thema Twitter

So sah Tareq Alaows‘ Weg nach Deutschland aus. Nun will er für bessere Lebensbedingungen für Geflüchtete in Deutschland kämpfen.

Aus diesem Grund kandidiert Tareq Alaows (31) als erster Geflüchteter aus Syrien für die Grünen für einen Platz im Bundestag. Als Abgeordneter für Oberhausen und Dinslaken im Ruhrgebiet will er Hunderttausenden, die nach oft unvorstellbaren Fluchtgeschichten in Deutschland leben, eine Stimme geben.

„Ich setze mich für eine Gesellschaft ein, in der alle gehört werden und keiner ausgegrenzt wird“, sagte Alaows in einem Interview mit dem WDR.

NRW: Syrien-Flüchtling gibt Bundestagskandidatur über Twitter bekannt

Anfang Februar hat der 31-Jährige in einem Video auf Twitter seine Kandidatur für das Parlament für Oberhausen und Dinslaken im Ruhrgebiet angekündigt und damit bundesweit ein starkes Echo hervorgerufen.

Er will für Menschenrechte kämpfen und sieht nicht ein, dass manche Flüchtlinge in Deutschland auch nach Jahren noch in Lager-Unterkünften wohnen, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Migration solle nicht als Problem gesehen werden - sie existiere seit Jahrtausenden, appelliert Alaows. Flüchtlinge bräuchten hier mehr gesellschaftlichen Anteil und bessere Lebensverhältnisse.

Premiere und Chance: Syrien-Flüchtling kandidiert für Bundestag

Diesen Blick will er ins Parlament einbringen. In einem Interview des Redaktionsnetzwerkes Deutschland hatte er gefordert, die Inschrift „Dem Deutschen Volke“ am Reichstagsgebäude in „Für alle Menschen, die in Deutschland leben“ zu ändern.

Nach heftiger Kritik bei Twitter ruderte er zurück: „Es geht nicht um die Inschrift, es geht um die Taten.“

Jedenfalls will Alaows eine andere Politik - im In- wie im Ausland. Der Grünen-Politiker stammt aus Damaskus und hat in seiner Heimat bis zum letzten Semester Jura studiert, einen Abschluss hat er noch nicht.

Für mehr Menschenrechte: Grünen-Politiker Tareq Alaows will in den Bundestag

In seinem Herkunftsland habe er als Mitarbeiter des Roten Halbmondes in Kriegsgebieten humanitäre Nothilfe geleistet und Menschenrechtsverletzungen dokumentiert.

Dann habe er sich durch seine Arbeit und die Teilnahme an Demonstrationen zunehmend unbeliebt gemacht, erzählt er. Den Ausschlag für seine Flucht habe eine Einberufung zum Wehrdienst gegeben.

Der heute 31-jährige kam vor fünf Jahren in Deutschland an und wurde zunächst in einer Turnhalle in Bochum untergebracht. „Seitdem kämpfe ich dafür, die Lebensbedingungen geflüchteter Menschen zu verbessern“, sagt er in dem Twitter-Video.

Deutsch hat er sich nach seiner Flucht aus Syrien im Selbststudium auf dem Handy beigebracht - nun spricht er nach fünf Jahren nahezu perfekt.

Bochum: Syrien-Flüchtling kämpft für bessere Bedingungen für Geflüchtete

Schon wenige Monate nach seiner Ankunft sei er erneut politisch aktiv geworden und habe die selbstorganisierte Gruppe „Refugee Strike Bochum“ mitbegründet. 2018 organisierte er demnach die ersten Seebrücken-Demos mit.

Aktuell besitzt Alaows eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis für Deutschland, er hoffe aber bald auf die deutsche Staatsangehörigkeit.

NRW: Tareq Alaows kandidiert für einen Platz im Bundestag

Bei einem am 10. und 11. April geplanten Parteitag der NRW-Grünen in Dortmund will er sich daneben für einen Platz auf der Bundestagsliste der NRW-Grünen bewerben.

„Jemanden der selbst geflüchtet ist, den haben wir so noch nicht im Bundestag“, sagt der Leiter der Grünen-Geschäftsstelle in Oberhausen, Peter Kremer-Plew. „Deswegen kann uns keiner besser vertreten.“

Alaows Bewerbungsvideo wurde auf Twitter von zahlreichen Grünen-Politikern positiv kommentiert. Er habe gute Chancen auf einen aussichtsreichen Listenplatz, hieß es aus Parteikreisen. (dpa/mh)