+++ EILMELDUNG +++ Möglicher Bombenfund Mehr als 10.000 Personen betroffen: Kölner Veedel droht Mega-Evakuierung

+++ EILMELDUNG +++ Möglicher Bombenfund Mehr als 10.000 Personen betroffen: Kölner Veedel droht Mega-Evakuierung

„Hohes Risiko"Experte schlägt Alarm: Deichsanierungen in NRW dauern viel zu lange

Neuer Inhalt (2)

Holger Friedrich, Sprecher des NRW-Arbeitskreises Hochwasserschutz und Gewässer, kritisiert die Dauer der Sanierung der Deiche in NRW.

Emmerich  – Ärger um die Deichsanierung in NRW. Ein Experte sieht den geplanten Zeitplan der Sanierung der Deiche am Rhein gefährdet. Holger Friedrich, Sprecher des NRW-Arbeitskreises Hochwasserschutz und Gewässer, sieht als Grund dafür unter anderem die strengen Auflagen.

  • Experte sieht Zeitplan der Deichsanierungen in NRW in Gefahr
  • Deichsanierungen kosten mehrere Millionen Euro pro Kilometer
  • Deichsanierung in NRW:  Experte fordert die Landesregierung zum Handeln auf

Es bestehe die Gefahr, dass NRW das selbst gesetzte Ziel einer Sanierung bis 2025 verfehle, sagt Friedrich. „2025 – das wird wahnsinnig sportlich“, so der Experte. 

Die Genehmigungsverfahren würden immer komplizierter, und immer wieder blieben komplett durchgeplante und mit der Bevölkerung abgestimmte Projekte jahrelang bei den Behörden hängen. Sie müssten dann später in Teilen neu begonnen werden.

Alles zum Thema Hochwasser

Experte fordert Landesregierung zum Handeln auf

„Bei allem Verständnis für personelle Engpässe  – das Land muss hier die erforderlichen Fachleute rekrutieren“, forderte Friedrich, der zugleich Geschäftsführer des größten NRW-Deichverbandes Bislich-Landesgrenze am Niederrhein ist. Der Experte nannte als Beispiel ein Deichbauprojekt in Rees-Löwenberg, das bereits 1999 beantragt worden sei.

Nachdem die Bezirksregierung jahrelang nicht reagiert habe, habe der Verband ein neues aufwendiges Antragsverfahren mit Bürgererörterung starten müssen. Der neue Antrag liege nun bereits wieder seit Ende 2018 bei der Behörde.

Friedrich hat kein Verständnis für ökologische Projekte

Er habe auch nur bedingt Verständnis dafür, dass die Deichverbände bei Sanierungen ökologische Ausgleichsprojekte aufsetzen müssten, sagte Friedrich. „Wir würden das Geld lieber in gute Deiche stecken.“

Schließlich entstünden am Ende naturnahe und begrünte Bauwerke, auf denen oft Schafe weideten. Und wenn die Deichbauverbände als Ausgleichsfläche Äcker aufkauften und in Wald oder Grünland umwandelten, fehle die Fläche der Landwirtschaft.

Allein im Regierungsbezirk Düsseldorf gelten 95 von insgesamt 280 Kilometer Deich als Sanierungsfall, weitere 21 Kilometer werden untersucht. Auch im jüngsten Bericht des Umweltministeriums an den Landtag zur Deichsanierung vom April 2020 ist von einem „hohen Risiko“ für die Überschreitung des Zeitzieles 2025 die Rede.

Warum Deiche regelmäßig saniert werden müssen

Die Deiche hätten beim bisherigen Winterhochwasser einen „guten Job“ gemacht, auch die neuen, die erstmals im Wasser gestanden hätten, sagte Friedrich. Allerdings sei dieses Hochwasser ja auch bisher moderat: Bei einem Pegel von 7,51 Meter (Donnerstagmittag) in Emmerich liege es noch sehr deutlich unter dem letzten „Jahrhunderthochwasser“ im Jahr 1995 mit 9,84 Meter in Emmerich.

Deiche bräuchten regelmäßige Sanierung, weil das Wasser die Bauwerke durchnässe und beim Ablaufen immer wieder die Kleinteile aus dem Deich herausziehe, betonte der Fachmann. Sonst lasse die Stabilität langsam aber sicher nach.

Soviel kosten die Sanierungen der Deiche in NRW

Allein am Rhein leben in NRW rund 1,4 Millionen Menschen in Flussnähe. Experten erwarten, dass aufgrund der Klimaveränderungen Extrem-Wetterereignisse und damit auch die Hochwassergefahren zunehmen. Daher unterstütze das Land die Verbesserung der Schutzanlagen, hatte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) vor kurzem gesagt.

Konkret werden Deiche bei den Sanierungen rund 70 Zentimeter höher gebaut und die Grundfläche von rund 30 auf 60 Meter verdoppelt, wie Friedrich erklärt.

Pro Kilometer Deich kostet das laut Friedrich etwa vier bis fünf Millionen Euro. Die Kosten übernimmt zu 80 Prozent das Land, den Rest müssen die Bürger tragen, die im festgestellten Schutzbereich des Deiches wohnen. (dpa)