Innenminister Reul in SorgeBedrohung durch Reichsbürger nimmt in Coronakrise zu

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Laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) stagniert die Anzahl der Reichsbürger in Nordrhein-Westfalen auf hohem Niveau.

Düsseldorf – In Nordrhein-Westfalen gibt es nach Angaben des Verfassungsschutzes derzeit 3200 sogenannte Reichsbürger. Ihre Zahl verharre damit auf hohem Niveau, berichtete NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) auf dpa-Anfrage.

„Das ist keine Entwarnung, ganz im Gegenteil: Reichsbürger sind eine gefährliche Melange aus Rechtsextremisten, Verschwörungsideologen und renitenten Staatsleugnern. Teile der Szene schrecken selbst vor Gewalt nicht zurück“, sagte Reul.

Auch bei den Demonstrationen der „Querdenken“-Initiative seien Reichsbürger dabei.

Zuwachs der Reichsbürger-Szene in Deutschland

Laut dem „Tagesspiegel” hat der Verbund der Verfassungsschutzbehörden 2020 in der Reichsbürgerszene wie auch in der Szene der Rechtsextremisten mehr Personen festgestellt als im Jahr zuvor.

Demnach wuchs die Anhängerschaft der Reichsbürger 2020 deutschlandweit um 1000 Personen auf aktuell 20.000 Personen. Das rechtsextreme Spektrum wuchs gar um 1200 Personen und zählt demnach zurzeit 33.300 Anhänger.

Die Zahl der Reichsbürger sei im Vergleich zu den beiden Vorjahren konstant geblieben, erklärte der Verfassungsschutz NRW. Die Stagnation weise auf eine erfolgreiche Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung durch die Sicherheitsbehörden hin.

„Die Menschen wissen jetzt, mit wem sie es zu tun haben und erkennen die von Reichsbürgern verbreitete Ideologie“, hieß es. Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz werde dennoch genau beobachten, wie die Szene sich weiter entwickelt.

Großes Gefahrenpotenzial aus Reichsbürger-Szene

Fast 75 Prozent der Anhänger der Reichsbürger-Szene seien Männer zwischen 40 und 60 Jahren. Rund 100 Reichsbürger werden auch der rechtsextremistischen Szene zugerechnet. Reichsbürger seien in ländlichen Regionen stärker verbreitet als in Großstädten.

Die Reichsbürger-Szene berge ein Gefahrenpotenzial, da nicht auszuschließen sei, dass sie sich weiter radikalisiere. Teile der Szene sähen sich im Widerstand und schwere Gewalttaten als gerechtfertigt. Reichsbürger sprechen der Bundesrepublik Deutschland die Existenz ab und nehmen den Fortbestand des Deutschen Reiches an.

Problematisch sei neben der Gewaltbereitschaft die in der Szene verbreitete Waffenaffinität. Deswegen gibt es seit Februar 2020 die Regelanfrage beim Verfassungsschutz, wenn eine waffenrechtliche Erlaubnis erteilt oder verlängert werden soll.

Daneben prüfen die Waffenbehörden bei jedem Anhänger der Reichsbürgerszene in Nordrhein-Westfalen den Entzug von etwaigen Waffenerlaubnissen.

Im vergangenen März hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erstmals eine Reichsbürger-Gruppierung verboten, die „Geeinten deutsche Völker und Stämme“. 150 Polizisten waren dabei in NRW im Einsatz, um fünf Objekte in Bünde, Preußisch Oldendorf und Gummersbach zu durchsuchen. (dpa)