Corona-Angst in NRWGroßer Aufwand: Wie sich die Isolierstation in Essen rüstet

Essen – Wenn es nicht gut läuft, können Corona-Infizierte auch im Krankenhaus landen. So gut es geht, werden sie dort behandelt - und isoliert. Das Universitätsklinikum Essen hat dafür eine eigene Klinik. Ein Corona-Patient wurde dort bislang noch nicht behandelt, auch wenn es seit Sonntag den ersten bestätigen Coronavirus-Fall in Essen gibt (hier lesen Sie mehr).

  • Unterdruck und Schutzkleidung: Isolierstation in Essen betreibt großen Aufwand bei Patienten mit hochansteckenden Krankheiten.
  • Stationsleiterin Canan Emcan bleibt auch angesichts der Ausbreitung des Coronavirus entspannt.
  • „Wir sind gut vorbereitet, es herrscht keine Panik“, sagt Oberarzt , Sebastian Dolff zum Coronavirus.

Alltag auf der Isolierstation der Uniklinik Essen, auch ohne Corona-Infizierte: Wenn Stationsleiterin Canan Emcan in ein Patientenzimmer will, in dem ein Mensch mit einer hochansteckenden Krankheit liegt, muss sie erstmal Schutzkleidung anlegen. Dunkelgrüner Kittel, hellblaue Handschuhe, hellgrüne Haarhaube und natürlich Mundschutz. Kategorie FFP3, mit Filter, Farbe Weiß.

Vor das ganze Gesicht kommt noch eine durchsichtige gebogene Plastikscheibe, ein sogenanntes Face Shield. Alles für ein einziges Betreten des Zimmers, in dem etwa ein Patient mit offener Tuberkulose oder Influenza liegt, also echter Grippe. Alles nur für einmaligen Gebrauch. Ohne Eigenschutz geht nichts.

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„Man produziert viel Müll. Es ist ein unheimlicher Ressourcenaufwand, den wir tagtäglich betreiben“, sagt der Leitende Oberarzt der Klinik für Infektiologie, Sebastian Dolff (39). Dies sei jedoch essenziell, damit die Mitarbeiter geschützt seien. Die Maßnahmen gelten für alle, die die Zimmer betreten. Dolff schätzt, dass er selbst am Tag des Interviews bis zum späten Vormittag bereits rund 15 Einmal-Kittel verbraucht hat.

Coronavirus in NRW:  Isolierstation der Uniklinik Essen ist besten gerüstet

Trotz des großen Aufwands: Die 31-jährige Stationsleiterin ist vor dem Hintergrund der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus relativ entspannt. „Wir sind bestens vorbereitet“, sagt sie. Das Team habe Erfahrung mit solchen Fällen. „Im Prinzip ist das wie bei Influenza.“ Angst vor einer Infektion durch den Umgang mit den Patienten hat sie nicht: „In den letzten sieben Jahren hat sich kein einziger Mitarbeiter angesteckt.“

Zwei Stationen hat die Klinik. 35 Betten gibt es insgesamt. „Zu 95 Prozent sind wir immer ausgelastet“, sagt Dolff. Kommen neue, schwere Fälle, würden leichtere Fälle auf andere Stationen verlegt. „Wir können jederzeit Bettenkapazitäten schaffen.“

Für Patienten mit hochinfektiösen Krankheiten gibt es auf den beiden Stationen 13 spezielle Patientenzimmer, in denen dauerhaft Unterdruck herrscht - „um die Keimzahl in der Luft so gering wie möglich zu halten“. Die Luft wird abgesogen und durch spezielle Filter gereinigt. „Die Fenster lassen sich nicht öffnen.“

An der Uniklinik Essen herrscht „keine Panik“ vor dem Coronavirus

Auf dem Flur zeigen grüne Leuchten an, ob das Unterdrucksystem funktioniert. Vor jeweils zwei Zimmern gibt es einen Vorraum, der als Schleuse dient. Er wird durch eine massive Schiebetür betreten. In dem Vorraum ziehen alle Beschäftigten ihre Schutzkleidung an, wenn sie in die Zimmer wollen.

Neben jeder Zimmertür erinnert ein ballgroßer farbiger Punkt die Mitarbeiter, welche Schutzmaßnahmen bei diesem Patienten einzuhalten sind: Während bei Grün keine besonderen Maßnahmen erforderlich sind, erfordert ein gelber Punkt das Tragen von Kittel und Handschuhen. Bei Rot ist dann das volle Programm nötig.

Die Schwestern und Pfleger müssen allerdings nicht für jede Aktion in die Zimmer. So kann vom Vorraum aus per Fernsteuerung etwa der Blutdruck gemessen, der Puls abgefragt oder ein EKG gemacht werden.

Und Corona? „Wir sind gut vorbereitet, es herrscht keine Panik“, sagt auch Dolff. Regelmäßig sei man in Kontakt mit dem Gesundheitsamt der Stadt Essen, „jetzt natürlich intensiver als sonst“.

Persönlich habe er keine Sorge, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. „Man sollte schon das Risiko von Infektionskrankheiten grundsätzlich kennen und nicht leichtsinnig werden und auf Schutzmaßnahmen verzichten.“ (dpa)