Wegen des VerkehrsOffiziell! Düsseldorf ist die zweitlauteste Stadt Deutschlands

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Straßenverkehr in Düsseldorf. In fast keiner anderen deutschen Stadt ist es durch Autos, Laster und Busse lauter als bei uns.

Düsseldorf – Startende Flugzeuge, durchrauschende Züge, ratternde Straßenbahnen, auspuffröhrende Autos. In Düsseldorf versteht man auf der Straße manchmal sein eigenes Wort nicht mehr. Das ist jetzt auch amtlich. Die Europäische Umweltagentur hat festgestellt: Düsseldorf ist die zweitlauteste Stadt Deutschlands.

Die Auswertung ist erschreckend: 45,7 Prozent der Düsseldorfer sind tagsüber Lärmwerten ausgesetzt, die über dem europäischen Grenzwert liegt. Der erlaubt einen Durchschnittswert über den Tag von 55 db(A). In den vergangenen fünf Jahren soll sich die Lärmbelastung in Düsseldorf um 27 Prozent erhöht haben. Eine Entwicklung, die auch durch die eigenen Messungen der Stadt bestätigt wird.

Lärm durch Verkehr: In Düsseldorf ist es tagsüber und nachts einfach zu laut

In der Nacht muss sich immerhin noch ein Viertel der Einwohner mit zu starkem Lärm herumschlagen. In der Schlafenszeit gilt ein Grenzwert von 50 db(A).

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Gemeint ist die Belastung in den eigenen vier Wänden. 55 db(A) entspricht dabei ungefähr einem lauten Gespräch. Für kurze Zeit kein Problem, als Dauerbelastung aber gefährlich.

Denn: Lärm macht krank. Die Umweltagentur hat ausgerechnet, dass zu hohe Lärmbelastung die Deutschen insgesamt 17.000 Lebensjahre nimmt.

Lärm in der Stadt: Düsseldorf ist ein Ballungszentrum mit sehr hoher Verkehrsbelastung

Nur in Hagen ist es innerhalb von Deutschland noch lauter. Auf Platz drei steht die Nachbarstadt Neuss, dann kommen Aachen und Leverkusen.

Doch warum ist es in Düsseldorf so laut? „Wir sind ein Ballungszentrum mit einem stadtnahen Flughafen, großen Bahnlinien, dem Schiffsverkehr auf dem Rhein und viel Autoverkehr“, erklärt Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl im September.

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Allerdings: Die Studie zeigt, dass es vor allem der Autoverkehr ist, der Düsseldorf den Schallschock verpasst. Für sie steht auch deshalb fest: „Düsseldorf braucht die Verkehrswende.“ Allerdings nicht mit den Umweltspuren und mit Zwang. „Ich will ein Angebot machen, das die Menschen dazu bewegt, freiwillig zum Beispiel auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen“.

In 20 Jahren werde auch das Autonome Fahren mit leisen Elektroautos ein Thema. „Dann fällt der störende Parksuchverkehr weg.“ Dazu könne man mit intelligenter Verkehrssteuerung Stop and Go und somit Lärm vermeiden.

Grünen-OB-Kandidat Stefan Engstfeld will auf mehr Radverkehr setzen

Auch Stefan Engstfeld von den Grünen hat das Thema Lärm im Blick. „Ich kämpfe seit Jahren für besseren Lärmschutz in Düsseldorf, siehe mein Engagement bei der Fleher Brücke, beim Runden Tisch RRX/Angermund oder beim Thema Fluglärm. Daher möchte ich die Verkehrswende auch für mehr Lärmschutz weiter vorantreiben und fortentwickeln. Denn für mich ist zukunftsfähige Mobilität leise.“

Und welche konkreten Pläne hat er dafür? Ich will mehr Platz für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen, bessere Verbindungen und Taktung, sowie niedrigere Preise bei Bus & Bahn, Verknüpfung verschiedener Mobilitätskonzepte und emissionsfreier Antriebsarten und mehr Tempo 30-Zonen in der Stadt, sowie ein konsequentes Nachtflugverbot am Düsseldorfer Flughafen.

Auch CDU-Kandidat Keller will eine Verkehrswende

Dr. Stephan Keller tritt für die CDU im Oberbürgermeister-Wahlrennen an. Als ehemaliger Verkehrsdezernent in Düsseldorf hat er die heutige Lage auch mitzuverantworten.

Allerdings will er als OB einiges anders machen: "Wir brauchen Investitionen und Innovationen. Wir müssen massiv in den ÖPNV investieren und ihn so attraktiv machen, dass die Menschen vom Auto darauf umsteigen. Das gilt auch für den Radverkehr. Innovation im Verkehr heißt intelligente Steuerung durch digitale Vernetzung. Wir müssen die digitale Transformation nutzen für eine Intelligente City-Logistik. Digitale Steuerung kann Verkehr flüssiger machen. Und sogar Verkehr vermeiden, etwa durch intelligente Parkleitsysteme."

OB Thomas Geisel hat mit der Verkehrswende schon begonnen - und wird dafür angefeindet

Oberbürgermeister Thomas Geisel hat für die von ihm eingeleiteten ersten Schritte zur Verkehrswende schon starken Gegenwind bekommen. „Aber sie ist unvermeidbar. Auch für den Lärmschutz. Wenn man die Verkehrswende allgemein anspricht, sind immer alle dafür. Werden die Maßnahmen konkret, dann gibt es Protest, weil man liebgewonnene Verhaltensweisen ändern muss“, sagt der OB im Bezug auf die kritisierten Umweltspuren.

Sie sind aber ein Teil der Politik, den „motorisierten Individualverkehr“ aus dem Innenstadtbereich zurückzudrängen.

„Vor allem die Verdrängung von Autos mit Verbrennungsmotoren zahlt auf die Lärmreduzierung, die Gesundheit und damit die Lebensqualität ein. Wir müssen Radwege ausbauen, den ÖPNV beschleunigen und verbessern, sonst saufen wir in Verkehr und damit Lärm ab.“

Hoffnungsschimmer durch Bauarbeiten

Ein Hoffnungsschimmer sind ausgerechnet (vermutlich relativ laute) Bauarbeiten: Durch die Schaffung des „Rhein-Ruhr-Express“ (RRX), ist die Deutsche Bahn gezwungen an weiten Teilen der Hauptbahnstrecke durch Düsseldorf den Lärmschutz zu verbessern.

In Angermund wird es dadurch sogar erstmals überhaupt Lärmschutzmaßnahmen geben. Noch im März gibt es übrigens die sogenannte Offenlegung des neuen „Lärmaktionsplans III". „Dabei können alle Düsseldorfer laute Gebiete benennen und Vorschläge zur Lärmbekämpfung machen", sagt Stadtsprecher Volker Paulat.

Insgesamt gibt die Stadt eine Million Euro pro Jahr für verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung des Straßenverkehrslärms aus.