Nach Rechtsterror in HanauWie groß ist die Gefahr in Düsseldorf?

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Ralf N. (M.), Mitbegründer der Bruderschaft Deutschland aus Düsseldorf, auf einer rechten Demo in Berlin. Er und seine „Brüder" skandierten dort in Richtung der Gegendemonstranten: „Wenn wir wollen, schlagen wir euch tot".

Düsseldorf – 48 Stunden sind seit dem Schock von Hanau (hier lesen Sie mehr) vergangen. Ein rechts terroristischer Anschlag, der zehn unschuldige Leben forderte. Und einen toten Attentäter zurückließ.

Rechtsterrorismus – das ist doch von Düsseldorf ganz weit entfernt? Oder doch nicht?

Rechtsextremismus in Düsseldorf?

In der vergangenen Woche gab es nämlich aus dieser Szene Nachrichten, die einen auch in Düsseldorf erschauern lassen!

Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hatte am 15. Februar in verschiedenen deutschen Städten zugeschlagen und zwölf Rechtsextremisten festgenommen, die als Gruppe unter dem Namen „Der harte Kern“ Terroranschläge auf Moscheen geplant hatten.

Und offenbar kurz davor waren, zur Tat zu schreiten.

Hooligans und Rocker machen gemeinsame Sache

Unter den Verhafteten: Mitglieder der „Bruderschaft Deutschland – Sektion Süd“. Das ist offenbar eine „Ortsgruppe“ der Bruderschaft Deutschland aus Düsseldorf.

Diese Vereinigung als rechtsextremen Fortuna-Hooligans, Türstehern und Männern aus dem Rockermilieu hatte sich im Sommer 2016 gegründet.

„Bruderschaft” in Düsseldorf

Mit T-Shirts uniformiert, patrouillierten etwa 20 bis 30 muskelbepackte, tätowierte Männer durch Eller um angeblich für Sicherheit zu sorgen und die „Migrantenkriminalität“ zu stoppen.

Von Anfang an gab es Hinweise auf die extremistische Gesinnung der Bruderschaft. Mitgründer Kai K. ließ T-Shirts mit einem Reichsadler, der in seinen Krallen die Zahl 18 hält bedrucken.

Ein Szenecode für Adolf Hitler (der erste und achte Buchstabe des Alphabets).

Razzien in Düsseldorf

Aufgrund dieser eindeutigen Nazi-Bezüge kam es zu Razzien und Strafverfahren gegen K., der daraufhin das Logo abänderte und die 18 durch eine 14 ersetzte – Ebenfalls ein Code von Nazis und Rassisten.

Er bezieht sich auf eine aus 14 Worten bestehende Parole, die ihren Ursprung in den USA hat und die Reinheit der weißen Rasse propagiert.

Kraft-Dlangamandla von Bruderschaft bedroht

Erstmals gewalttätig wurden Mitglieder der Bruderschaft bei einer Demo rechtsextremer Strukturen in Unterbilk 2018. Ralf N., Mitinitiator der Bruderschaft, und Fußball-Hooligan Miguel A. verletzten Gegendemonstranten mit Faustschlägen.

Angelika Kraft-Dlangamandla kennt viele dieser „Brüder“ aus unangenehmen Begegnungen. Die Ratsfrau der Linken wohnt in Garath. „In unmittelbarer Nachbarschaft des Treffpunkts dieser Leute.“

Jeder Gang aus dem Haus wurde eine Zeit lang zum Spießrutenlauf. „Ich wurde beschimpft und bedroht. Man hat mich als Ratte bezeichnet, die Garath schnell verlassen soll. In meinem Briefkasten wurde ein Feuer gelegt“, berichtet die Kommunalpolitikerin.

Sie wehrte sich, stellte Strafanzeigen. Und tatsächlich wurde ein Mitglied der Bruderschaft daraufhin zu einer Strafe verurteilt. „Seitdem habe ich Ruhe. Man sieht, dass es sich lohnt, gegen diese Leute aufzustehen und vorzugehen.“

Düsseldorfer Demos gegen Rechts

Das tut auch Oliver Ongaro seit Jahren. Er hat „Düsseldorf stellt sich quer“ mitgegründet, organisiert Demos gegen Rechts und leistet Aufklärungsarbeit. – Vor der Bruderschaft warnt er schon seit Jahren.

„Aber seit 48 Stunden ist alles anders“, sagt er. Die Gefahr, die von diesen Leuten ausgehe, habe auch er unterschätzt. „Es ist wirklich gruselig, dass die wohl mit Schusswaffen und Rohrbomben hantieren.“

Polizei Düsseldorf beobachtet Bruderschaft

Der Staatsschutz der Düsseldorfer Polizei hat die Bruderschaft im Blick. „Es sind etwa um die 90 Leute. Wir kennen die alle namentlich und beobachten sie“, sagt Polizeisprecher André Hartwich.

Doch gegen einen Einzeltäter, der unauffällig agiert, ist man so auch nicht gewappnet. „Ich fürchte Trittbrettfahrer“, sagt Ongaro.

Er macht das gesellschaftliche Klima für diese Terrorismus-Welle verantwortlich. „Durch die AfD und die Vorgänge in Thüringen, glauben diese Leute offenbar, dass sie den Willen des Volkes umsetzen. Dem müssen wir uns entgegenstellen.“

Rechte Gewalt in Düsseldorf

Die Polizei veröffentlicht noch keine offiziellen Zahlen zu rechtsextremistischen Straftaten in Düsseldorf in 2019. Doch durch eine Anfrage im NRW-Landtag sind diese Zahlen jetzt dennoch öffentlich geworden.

Insgesamt 234 Straftaten von Rechtsextremisten wurden registriert, eine Steigerung von 40 zum Vorjahr. Die meisten davon Propagandadelikte oder Volksverhetzung.

16 Gewaltdelikte wurden registriert.

In dieser Zahl von 234 Straftaten finden sich auch 33 antisemitische Delikte wieder. Insgesamt gab es 2019 in Düsseldorf 35 antisemitische Straftaten. Wie man sieht, wird der ganz überwiegende Teil davon durch Neonazis verübt.

Dazu wurden 18 islamfeindliche und 13 flüchtlingsfeindliche Straftaten in der Statistik registriert.

Wie man sieht, ist der Rechtsextremismus also auch in Düsseldorf weiter verbreitet, als man gemeinhin denkt.