Kaufhof-Schließung in DüsseldorfMitarbeiter vermöbeln Pappfigur von Firmeneigner

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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Galeria Kaufhof haben am Tag der Schließung ihrer Filiale (17. Oktober) mit Boxhandschuhen auf eine Pappfigur von Firmeneigner René Benko eingeschlagen und diese zertrümmert. 

von Jonas Meister (meis)Alexandra Miebach (mie)

Düsseldorf – Wie angekündigt gab es am Samstagmittag (17. Oktober) vor der Düsseldorfer Kaufhof-Filiale am Wehrhahn Proteste der Belegschaft.

  • Belegschaft protestiert wegen Kaufhof-Schließung
  • Rund 60 Mitarbeiter versammeln sich in Düsseldorf 
  • Protestler schlagen auf Pappfigur von Firmeneigner ein

Kaufhof: Verdi ruft zur Protestaktion in Düsseldorf auf

Rund 60 Mitarbeiter der Filiale am Wehrhahn versammelten sich am Mittag vor dem Geschäft, teilweise an ihrem freien Tag, wie RP-Online berichtet. Nach 51 Jahren schließt die Filiale für immer ihre Pforten. Zu den Protesten aufgerufen hatte die Gewerkschaft Verdi. 

Während der Aktion schlugen die Mitarbeiter mit Boxhandschuhen auf eine Pappfigur ein, die Kaufhof-Eigner René Benko darstellt. Gebaut hat diese niemand geringeres als Jaques Tilly. Für die gefeuerte Kaufhof-Belegschaft hatte er in etwas mehr als einer Woche eine Großplastik von Kaufhof-Eigner René Benko geschaffen, der das Gebäude am Wehrhahn zertrümmert. Die Belegschaft drehte den Spieß kurzerhand um und zertrümmerte den Firmeneigner. 

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Emotionaler letzter Tag bei Kaufhof in Düsseldorf

Andere Angestellte lagen sich weinend in den Armen, trösteten sich gegenseitig. Es war ein sehr emotionsgeladener Protest. Wie emotional der Tag für die Angestellten war, zeigte sich sowohl im wie auch vor dem Kaufhof.

„Die Kollegen, die noch im Dienst waren, konnte ich teilweise gar nicht sprechen, weil sie nur noch geweint haben“, berichtet Verdi-Gewerkschaftssekretärin Miriam Jürgens. „Wir haben hier bis zu 116 Kaufhof-Mitarbeiter und 30 Kollegen von »Karstadt Sports«, die jetzt vor dem Nichts stehen.“ 

Kaufhof Betriebsrat: „Benko hat viele Existenzen zerstört“

Ganz im Gegensatz zu Investor René Benko, der mit seiner „Signa Holding“ die „Karstadt-Kaufhof“-Gruppe vor einigen Jahren übernahm und nach dem abgelaufenen Geschäftsjahr über 100 Millionen Euro an Dividende ausschüttet – für die Mitarbeiter ein weiterer Schlag mitten ins Gesicht.

Doch in die Wut mischte sich auch ganz viel Trauer. So musste der krisengeprüfte Betriebsrat Herbert Schomberg seine Rede am Megafon immer wieder schluchzend unterbrechen. Und auch sonst lagen sich viele Menschen weinend in den Armen.

„Benko hat viele Existenzen zerstört – einfach so, mit einem Handstreich. Wir bei Kaufhof sind hier am Wehrhahn über Jahrzehnte zu einer Familie geworden, die jetzt einfach auseinander gerissen wird“, berichtet Habibe Shoeuri (46) mit Tränen in den Augen. Sie hatte 1990 als 16-Jährige im Kaufhaus angefangen und steht jetzt wie ihre Kollegen mit leeren Händen da.

Kaufhof-Schließung: Was aus den Mitarbeitern wird ist unklar

„Es ist, als ob die letzten 30 Jahre komplett gelöscht sind. Wenn wir jetzt in eine andere Kaufhof-Filiale wechseln wollen, dann geht das nicht einfach so. Wir müssen uns neu bewerben, so als ob wir nie Teil des Unternehmens waren!“

Was jetzt aus Shoeuri und den anderen Mitarbeitern wie ihrer geliebten Kollegin Ergül Altekin (49) wird, ist unklar. Sicher war nur, dass der Kaufhof am Wehrhahn, der im gleichen Gebäude 1969 als der „Neue Kaufhof“ eröffnete und teilweise Heimat von 1000 Mitarbeitern war, jetzt Geschichte ist. Am Samstag (17. Oktober) um Punkt 12 Uhr mittags, wurden die Türen nämlich für immer abgeschlossen. 

Galeria Karstadt Kaufhof von Schließungswelle überrollt

Die Düsseldorfer Filiale ist nicht die einzige, die ihre Pforten schließen muss. Bereits seit Donnerstag (15. Oktober) ist die Karstadt-Filiale in der Bonner Poststraße dicht. Auch in Essen war am Samstag eine Traueraktion mit Kranzniederlegung vor der Filiale geplant. An weiteren Standorten waren ebenfalls Protestaktionen geplant.

Bis zum Ende des Monats sollen bundesweit rund 35 Galeria-Kaufhof- und Karstadt-Filialen schließen. Einige Häuser hatten bereits am Samstag zum letzten Mal geöffnet. In Nordrhein-Westfalen sind davon unter anderem Filialen in Essen, Dortmund, Hamm, Bonn und Düsseldorf betroffen.

Die Gewerkschaft Verdi warf der Geschäftsführung Missmanagement vor. „Viele sind nicht nur unendlich traurig über ihren Jobverlust, sie empfinden auch berechtigte Wut auf die derzeitige Unternehmensleitung“, sagte die Gewerkschaftssekretärin Miriam Jürgens. (mie/mje/dpa)