Düsseldorfer BrötchenkönigWarum Heiner Kamps in der Corona-Krise große Chancen sieht

Heiner Kamps mit seiner Ehefrau Ella im Januar 2020 in Kitzbühel.

Heiner Kamps mit seiner Ehefrau Ella im Januar 2020 in Kitzbühel.

von Nathalie Riahi (nari)

Düsseldorf – Mit einer Bäckerlehre begann seine große Karriere. Was folgten, waren ein Meisterbrief, ein BWL-Studium und im Jahr 1982 die Eröffnung seiner ersten Back-Filiale in Düsseldorf. Heiner Kamps wurde im Laufe der Jahre zum Selfmade-Millionär. Sein Spitzname: der Brötchen-König aus Düsseldorf.

Am 24. Mai wird Heiner Kamps 65 Jahre alt. Sein Wunsch: Er wäre gerne noch einmal ein paar Jahre jünger, um beruflich die Chancen zu nutzen, die die Corona-Krise seiner Meinung nach gerade bietet.

Doch noch einmal beruflich neu durchstarten – das will er dann doch nicht. Auch wenn er nie aufhören will, zu arbeiten. Aber seine Prioritäten haben sich im Laufe der Zeit verschoben.

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Heiner Kamps: Privat glücklich mit Frau und Kindern

Seitdem seine dritte Ehefrau Ella (40), die er im Dezember 2012 in ihrer Heimatstadt Thannhausen bei Augsburg geheiratet hat, vor sechs Jahren die Zwillinge Aaron und Gordon zur Welt gebracht hat, genießt er die private Zeit mit der Familie.

Heiner Kamps: „In meine jüngsten Kinder kann ich mehr Zeit investieren, als ich es bei meinen älteren Kindern tun konnte, die Anfang der 1980er Jahre zur Welt gekommen sind. Damals war ich gerade mit dem Aufbau meines Unternehmens beschäftigt.“

Kamps hat zwei weitere Kinder aus seiner ersten Ehe: Sebastian Kamps (38), der mit Moderatorin Gülcan Kamps (37) verheiratet ist, und Tochter Judith (35), die mit ihrem Mann, dem mexikanischen Mulitmillionär Luis Garcia Fanjul (45) und Sohn Julian (6), in Florida lebt.

Heiner Kamps: „Ich habe reichlich Mehl geatmet"

Kamps schaffte ab den 1980er Jahren ein Back-Imperium: Mehr als 400 Bäckerei-Filialen in Deutschland tragen noch immer seinen Namen „Kamps". Dabei hat Heiner Kamps mit der Brötchenkette schon seit fast zwei Jahrzehnten nichts mehr zu tun. Allerdings hat der Düsseldorfer Unternehmer der deutschen Backbranche zur Jahrtausendwende nachhaltig seinen Stempel aufgedrückt.

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„Ich habe reichlich Mehl geatmet“, sagte der Unternehmer damals stolz über sich selbst. Praktisch aus dem Nichts schuf der Bäckersohn Kamps zwischen 1982 und dem Jahr 2000 Europas größtes Backwarenunternehmen.

„Er hat sehr früh, bevor andere wach geworden sind, den Megatrend Ernährung entdeckt“, lobt der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Mark Tüngler, im Rückblick den Unternehmer. „Er war einer der Ersten, die ganz groß in die Filialisierung eingestiegen sind“, ergänzt Branchenkenner Dieter Kauffmann vom Fachblatt „Allgemeine BäckerZeitung“ („ABZ“).

Fünfzehn Jahre später erreichte der Umsatz des Kamps-Imperiums schon über 300 Millionen D-Mark (über 150 Millionen Euro). Doch auch das war dem Unternehmer nicht genug.

Heiner Kamps ging als erster Groß-Bäcker an die Börse

Im April 1998 wagte Kamps als erster Groß-Bäcker den Gang an die Börse und hatte Erfolg damit. Der Kurs der Aktie schoss in die Höhe. Über Nacht wurde der Bäcker zum Börsenstar. „Kamps hat es geschafft, eine Bäckerei-Aktie ähnlich attraktiv zu machen wie ein Internetpapier“, staunt heute noch der Aktienexperte Tüngler.

Mit den durch den Börsengang eingenommenen Millionen ging Kamps einmal mehr auf Einkaufstour. Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren übernahm er elf Bäckerei-Filialketten mit fast 1500 Verkaufsstellen. Kamps kaufte industrielle Großbäcker und wagte den Schritt ins Ausland.

Doch der Höhenflug dauerte nicht lange. Einige Großeinkäufe im Ausland erwiesen sich als schwer verdaulich. Die Aktie brach ein, und der Börsenliebling wurde plötzlich selber zum Übernahmekandidaten.

Im Sommer 2002 übernahm der italienische Nudelriese Barilla die Kontrolle im Kamps-Imperium und zahlte dafür 1,8 Milliarden Euro. Der Gründer verlies wenig später das Unternehmen. Kamps selbst soll damals Zeitungsberichten zufolge durch den Verkauf seines Aktienpakets rund 60 Millionen Euro verdient haben.

Heiner Kamps: Feindliche Übernahme durch Barilla war nicht in seinem Sinn

„Die Kamps-Story war ein großer Erfolg, auch wenn die feindliche Übernahme am Ende sicher nicht in meinem Sinne gewesen ist“, sagt der Millionär selbst heute im Rückblick.

Da eine Konkurrenzklausel im Kaufvertrag weitere Aktivitäten im Backbereich zunächst einmal untersagte, sucht er andere Beschäftigungsfelder, stieg bei der Fischrestaurant-Kette Nordsee ein und übernahm später für einige Jahre die Leitung des Firmenimperiums von Müller-Milch-Gründer Theo Müller.

Seit Anfang 2019 konzentriert er sich wieder ganz auf die eigenen Geschäfte. Von Ruhestand keine Spur. „Ich werde nie aufhören zu arbeiten“, sagt Kamps und sieht sogar in der Corona-Krise neben allen negativen Aspekten auch große Chancen. Das gelte gerade im Bäckereigeschäft.

Heiner Kamps: Corona-Krise bietet Chancen für Cafés und Bäckereien

Denn durch die Krise würden viele Einzelhändler aufgeben müssen und die Mieten in den Innenstädten unter Druck geraten. Für Cafés und Bäckereien eröffneten sich dadurch Möglichkeiten, Geschäfte in attraktiven Lagen zu eröffnen, die sie sich zuvor nicht hätten leisten können.

„Ich wäre jetzt gerne 10 bis 15 Jahre jünger. Dann würde ich diese Gelegenheit nutzen. Aber dafür bin ich jetzt vielleicht doch schon zu alt“, sagt er. Zwar sei er noch bei bester Gesundheit. Aber: „Man braucht doch immer fünf bis sechs Jahre, um etwas Neues aufzubauen, und das ist mir inzwischen wohl doch zu lang.“ (dpa/nari)