Fast-Food-Kette Five GuysWas das Unternehmen in Deutschland für Pläne hat

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Burger, Pommes – und ein paar Getränke. Mehr braucht es laut Jörg Gilcher nicht, um eine erfolgreiche Burger-Kette zu betreiben.

  • Five Guys kommt ab 2020 auch nach Düsseldorf
  • Auch weitere Standorte sind geplant
  • Stars wie Mariah Carty, Justin Bieber und Barack Obama kehrten hier bereits ein

Düsseldorf – Von Düsseldorf aus eines der angesagtestens Burger-Restaurants in Deutschland führen? Genau diese Mission hat sich Jörg Gilcher von Five Guys auf die Fahne geschrieben.

Hier lesen Sie mehr: Das sind die Pläne von Five Guys in Düsseldorf

Im EXPRESS-Interview spricht der „Five Guys Head of Germany“ über Expansionspläne der Burger-Kette, einen beliebten Fehler beim Bestellen und warum Düsseldorf der perfekte Standort für sein Unternehmen ist.

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Allererste Frage an Sie, auch, wenn sie vielleicht banal klingen mag: Wie wird man eigentlich Deutschland-Chef eines internationalen Burger-Imperiums wie „Five Guys“?

Jörg Gilcher: Ich habe das Unternehmen 2010 privat bei einem Besuch in den USA kennengelernt – und es hat mir entsprechend gut gefallen. Dann habe ich das Unternehmen allerdings aus den Augen verloren, weil es in Europa keine Filialen gab. 2013 begann dann die Expansion nach Europa, damals mit der Filiale in London. Und 2016 wurde ich dann per Headhunter kontaktiert und gefragt, ob ich mir den Posten des Deutschland-Chefs vorstellen könnte.

Sie selbst haben vor Ihrer Zeit bei „Five Guys“ in verschiedenen Positionen erst bei Pizza Hut, KFC, Vapiano und Maredo gearbeitet. Was fasziniert Sie an der System-Gastronomie? Jörg Gilcher: Ich habe während meines IT-Studiums in der Gastronomie gearbeitet, damals als Servicekraft. Ab dem Moment bin ich nicht mehr aus der Branche herausgekommen. Die größte Faszination ist die Zusammenarbeit mit Menschen, ich liebe es, Teams zusammenzustellen und zu schauen, wie sie sich entwickeln.

Aber den Aspekt gibt es in anderen Branchen auch. Jörg Gilcher: Stimmt, aber die Restaurant-Branche ist schon besonders geprägt von den Mitarbeitern. Man kann die tollsten Speisen anbieten, aber die Crew vor Ort erweckt jedes Gastro-Produkt zum Leben.

Barack Obama hat mehrfach öffentlich geäußert, dass „Five Guys“ sein Lieblings-Fastfood-Dealer sei. Wie wichtig sind derartige Aussagen für ein Franchise wie Ihres? Jörg Gilcher: Das ist eine tolle Story. Zumal es auch andere Prominente gibt wie Justin Bieber, Ed Sheeran oder David Beckham. In der Berliner Filiale hat aber auch Mariah Carey schon einmal mit Ihrer Crew vorbeigeschaut. 76 Burger wurden damals bestellt…

In München gibt es zwei Restaurants, eines in Frankfurt, in Berlin ebenfalls zwei und in NRW sind mit Oberhausen und Essen ebenfalls zwei Filialen zu finden. Wie wurde die Standort-Auswahl im Vorfeld getroffen? Jörg Gilcher: Wir haben klare Standort-Kriterien. Unsere Zielgruppe findet sich vor allem in bessergestellten Shopping-Centern und Einkaufsstraßen. Gerne sind wir auch in der Nähe von Apple-Stores. Solche Lagen bekommt man aber nicht so einfach, also sind wir zuerst in eben diese Städte, die verfügbar waren. In Düsseldorf wären wir zum Beispiel schon gerne deutlich früher gewesen.

Edlere Shopping-Center gibt es in Düsseldorf auch in großer Menge. Wie sind denn die Expansionspläne? Jörg Gilcher: Wir haben sehr genaue Pläne. Ganz konkret wollen wir in der Altstadt, Ecke Flinger Straße in Düsseldorf eine Filiale etablieren. Da sind wir in den Verhandlungen, es läuft dort aber sehr gut. Wir gehen aktuell davon aus, dass wir Anfang kommenden Jahres dort eröffnen können. Auch die Schadow-Arkaden oder der Kö-Bogen könnten wir uns perspektivisch gut vorstellen.

Der Hauptsitz von „Five Guys“ Deutschland ist Düsseldorf. Warum genau hat sich die NRW-Landeshauptstadt angeboten? Jörg Gilcher: Zunächst einmal ist Düsseldorf eine Stadt mit einer hohen Lebensqualität. Grundsätzlich macht NRW als Standort erst einmal eine Menge Sinn. Man kann sich gut vernetzen von hier aus und hat viele Großstädte in der Nähe. Düsseldorf ist speziell mit dem Flughafen perfekt. Man ist schnell in England und selbst in die USA kommt man sehr gut – wichtig für unser Geschäft. Auch die Philosophie eines Familienunternehmens wie unseres passt besser nach Düsseldorf, als etwa nach München. Es war von Anfang an klar, dass es nur diese Stadt sein kann.

Five Guys: Konkurrenz belebt das Geschäft

In Düsseldorf gibt es ja bereits Dutzende hippe Burger-Lokale. So viele, dass einige in den vergangenen Jahren kamen und auch bereits wieder weg sind. Ist der Markt für „neue“ Burgerketten überhaupt noch da? Jörg Gilcher: Das ist doch super. Die Gäste finden eine große Vielfalt vor, viele unterschiedliche Konzepte, die auch nebeneinander existieren können. Für uns hat die Entwicklung dahin, auch auf hochwertige Burger zu setzen, überhaupt erst den Weg geebnet. Dass viel Bewegung auf dem Markt ist, halte ich für normal. Wir haben festgestellt, dass Five Guys eine eigene Zielgruppe hat, die unabhängig von der Konkurrenz ist.

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Im ausführlichen Gespräch mit dem EXPRESS-Redakteur erläuterte Jörg Glicher die Strategie des Unternehmens.

Wenn Sie von Zielgruppen sprechen – wo zwischen Edel-Burger und den gängigen Ketten, die man auch an Autobahnen findet, siedeln Sie sich an? Jörg Gilcher: Wir verwenden ausschließlich frisches Fleisch, nicht gefrorenes. Wir grillen vor den Augen der Kunden und formen die Patties von Hand. Die Kartoffeln für die Pommes sind ebenfalls frisch aus der Kartoffel geschnitten. Wir geben unser Bestes – unsere Kunden entscheiden dann, ob sie es mögen oder nicht. Mehr können wir nicht tun.

Wenn man auf die Speisekarte schaut, fällt einem auf, dass das Angebot ausgesprochen knapp ist. Burger-Variationen und Pommes, mehr nicht. Chicken-Wings oder dergleichen gibt es nicht. Jörg Gilcher: Weil wir so viele Dinge von Hand machen, dürfen wir uns nicht in Mode-Erscheinungen verrennen. Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken. Außerdem kann man mit verschiedenen Toppings unzählige Individualisierungen vornehmen, sodass wohl jeder etwas findet.

Five Guys: Warnung vor einem beliebten Fehler

Sie werben damit, bis zu 250.000 Kombinations-Möglichkeiten auszuprobieren zu können. Wie viele haben Sie schon? Jörg Gilcher: (grinst) Längst nicht alle. Viele manchen den Fehler, bei der ersten Bestellung alle 15 Toppings gleichzeitig auszuprobieren. Das kann man machen, muss es aber nicht. Ich bin mittlerweile bei drei bis vier davon angekommen. Je nach Tagesform und Lust.

Wie ist eigentlich Ihr Essverhalten, wenn Sie andere Burger-Lokale aufsuchen. Oder gehen sie gar nicht in andere Burger-Restaurants? Jörg Gilcher: Doch, natürlich! Man muss ja schauen, was links und rechts von einem selbst passiert. Ich bestelle dann meist den Cheeseburger. Der ist auch bei uns das meistverkaufte Produkt. Dort hat man eine gute Vergleichsbasis.

Five Guys: Zertifikat für die Burger-Brötchen

Sie werben damit, dass es bei „Five Guys“ überall auf der Welt exakt gleich schmeckt. Ist dem so – und ergibt das überhaupt Sinn? Sind Länder-Geschmäcker nicht auch unterschiedlich? Jörg Gilcher: Viele Gäste, die uns an unseren Deutschland-Standorten besucht haben, kennen uns aus den USA. Für uns ist das größte Kompliment, wenn sie uns sagen, dass die den Geschmack wiedererkannt haben. So haben es sich die Gründer gewünscht.

Wie macht man das? Kartoffeln können ja auch unterschiedlich schmecken, je nach Farm und Sorte. Jörg Gilcher: Wir verwenden viel Zeit darauf, gewisse Qualitätsstandards zu setzen. Immer den gleichen Lieferanten zu nehmen, ist natürlich nicht möglich. Aber in der Rezeptur kann man schon etwas machen. Einer der Gründer fährt übrigens auch einmal pro Quartal nach Europa und kontrolliert das. Das wird schon ausgesprochen ernst genommen. Auch unsere Burger-Brötchen haben eine eigene Rezeptur. Wer diese backen möchte, muss ein bestimmtes Zertifikat bekommen.

Viele Leute wollen genau wissen, woher Ihr Fleisch kommt und wie es mit der Qualität und dergleichen aussieht. Wie ist das bei „Five Guys“? Jörg Gilcher: Wir haben in jedem Geschäft eine Tafel, in der handschriftlich eingetragen wird, von welchem Bauern die Kartoffeln des Tages kommen. Die Herkunft variiert je nach Jahreszeit. Seit Ende vergangenen Jahres haben wir übrigens auch eine eigene Bäckerei für die Brötchen in Deutschland, die in Erlangen sitzt.

Five Guys: Fast-Food-Kette arbeitet mit Testkäufern

Mehr als 1,2 Millionen Fans auf Facebook – brauchen Sie mit solch einer Reichweite bei nur so wenigen Filialen in Deutschland klassische Werbe- und PR-Arbeit? Jörg Gilcher: Interessante Frage. Wenn man in unsere Historie schaut, wird man merken – wir haben noch nie Geld für Werbung ausgegeben. Das Unternehmen steckt sein gesamtes Geld, also nur in die Crew in die Geschäfte und in die Produkte. Das Credo ist, dass wir dem Gast ein tolles Erlebnis bieten wollen und er dann schon darüber sprechen wird – sodass sich unsere Marke verbreitet. Davon abgesehen kommen zweimal pro Woche Testkäufer in die Filialen und testen die Crew und das Essen. Wenn die Bewertung gut ist, bekommt die zu diesem Zeitpunkt arbeitende Crew eine Prämie. Dafür geben wir so viel Geld aus, wie manche für Werbung.

Im Grunde nichts andere als analoge Viralität. Ein mündlich verbreitetes „Like“. Jörg Gilcher: Das stimmt. Uns ist das Menschliche wichtig, daher gibt es auch keine piependen Fritteusen und die Bestellungen werden per Zuruf verteilt. Wir möchten den direkten Kontakt zwischen dem Kunden und dem Team.