Sperrstunde in DüsseldorfBilanz nach dem ersten Wochenende

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Polizisten patrouillieren am 17. Oktober an der Düsseldorfer Rheinpromenade, nachdem dort ab 23 Uhr zum ersten Mal die Sperrstunde als Maßnahme gegen die Verbreitung des Coronavirus gilt.

von Michael Kerst (mik)

Düsseldorf – Die Düsseldorfer Altstadt – ein klein wenig scheint es so, als sei sie in dieser Nacht von Samstag auf Sonntag ins Mittelalter zurück versetzt. Damals mag wohl ein Nachwächter durch die Straßen gewandert sein und gesungen haben: „Hört, Ihr Leut’, und lasst Euch sagen: Uns’re Uhr hat Elf geschlagen.“

Seit diesem Wochenende gibt es sie wieder, die Sperrstunde. Schuld sind die Corona-Pandemie und die steigenden Infektionszahlen…

Sperrstunde in Düsseldorf ab 23 Uhr

Die Nachtwächter von heute, sie tragen nicht mehr lange Mäntel, Schlapphüte und in den Händen eine Laterne und eine Hellebarde. Heute sind die Mitarbeiter des städtischen Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) mit Uniform und neonfarbener Leuchtweste ausgestattet, wenn sie an Wochenenden im Dunkeln in die Altstadt gehen.

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Nach der Verhängung der Sperrstunde durch die Stadt auf 1 Uhr und der folgenden Ausweitung durch die Landesregierung auf 23 Uhr brachte das Ordnungsamt an diesem „Premieren-Tag“ gleich mehrere Trupps auf die Straße, die auf Streife gingen, um das Feiern zu beenden. Insgesamt waren – so Stadtsprecher Michael Schirrmacher – über 20 Einsatzkräfte im Stadtgebiet unterwegs.

Düsseldorf: Tanzende Personen auf der Mühlenstraße

„Schon vorab wurden die Betriebe durch die OSD-Einsatzkräfte über die neue Regelung informiert“, so Schirrmacher. „Drei Einsatztrupps haben zeitgleich ab 23 Uhr die Bolkerstraße, die Kurzestraße sowie die Mühlenstraße und die Ratinger Straße kontrolliert, hier gab es keine erwähnenswerten Missstände zu nennen.“

Irritationen gab es nach einem Bericht der RP beim „Naseband’s“ auf der Mühlenstraße: Dort sollen um 23.30 Uhr noch etwa 20 Personen getanzt, gesungen und geraucht haben. Promi-Wirt und Ex-Polizist Michael Naseband habe betont, dass alle Personen Mitarbeiter seien, und zunächst nicht eingesehen, dass er schließen müsse.

Nach Durchsetzung der Sperrstunde wurden draußen naturgemäß die Straßen zunächst einmal voller. „Mit zunehmender Stunde war deutlich eine Fluktuation feststellbar, sodass der Altstadtbereich für eine Dauer von etwa anderthalb Stunden besser gefüllt war“, erläutert der Stadtsprecher.

Düsseldorf: Kritik von den Altstadt-Wirten an Corona-Regeln

Heftige Kritik an den Maßnahmen gab es unterdessen von der Sprecherin der Altstadt-Wirte, Isa Fiedler, die das für ihre Gaststätte, den „Knoten“ so formulierte:

„Die nun erlassenen Maßnahmen lassen einen wirtschaftlichen Betrieb, der schon in den letzten Wochen kaum zu erreichen war, im Grunde nicht mehr zu. Diese Maßnahmen sind purer Aktionismus und treffen erneut Branchen, die nach inzwischen acht Monaten Pandemie und wenig Aussicht auf eine mittelfristige Besserung der Situation ohnehin schon am Rande der Existenz stehen.“

Die Wirte wollen gegen die Sperrstunde vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster klagen.