MassenkonsumTV-Koch und Düsseldorfer Fleisch-Experte haben eine Mission

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TV-Koch Sebastian Lege (links) und Düsseldorfer Fleischlegende Eddy Leven hatten gemeinsam viel zu besprechen. 

Düsseldorf – Treffen sich zwei Fleischliebhaber in Düsseldorf ... Was der Beginn eines ziemlich schlechten Witzes sein könnte, ist in Wahrheit ein Treffen mit zwei Männern, die sich auch der Liebe zur Umwelt verschrieben haben.

Mit TV-Koch Sebastian Lege (40) und Eddy Leven (30), einem der bekanntestem Metzger Düsseldorfs, sprachen wir über...

... den Grund ihres Treffens

Alles zum Thema Ernährung

Leven: „Ich habe vor ein paar Wochen den »Eddys Premium Beef Club« gegründet. Ein Internet-Blog, der Menschen dazu bewegen soll, über die Themen Ernährung, Tierhaltung, Großindustrie, regionale Produkte, Fleisch und alles was da so zugehört nachzudenken. Es ist toll, dass ich jemanden wie Sebastian Lege treffen kann, der mich dabei unterstützt.“

„Fleisch ist in den letzten Jahren zum Massenkonsumprodukt geworden“

... Fleisch als Massenprodukt

Lege: „Fleisch ist in den letzten Jahren zum Massenkonsumprodukt geworden. Viele Discounter bieten das Schweinenackensteak zur Grillsaison für 2,99 Euro an. Dass da kein Geschmack entstehen kann und der Bauer die Tiere so halten müssen, damit sie am Ende auch noch einen Euro daran verdienen, ist ganz klar. Wenn der Endkonsument nicht bereit ist mehr dafür zu bezahlen, dann kann der Bauer auch das Schwein nicht anders halten. Das ist am Ende einfach eine geschlossene Kette.“

... regionale Produkte

Lege: „Ich persönlich esse kein Import-Fleisch aus Amerika. Das ist nicht mehr ethisch. Ich kaufe mein Fleisch bei mir in Meerbusch um die Ecke beim Metzger meines Vertrauens. Der bekommt sein Rind vom Niederrhein.“

Leven: „Wir haben natürlich noch Import-Ware, das kann man nicht von einen auf den anderen Tag ändern. Aber wir arbeiten mit einem kleinen Familienbetrieb aus der Eifel zusammen. Wenn der Kunde versteht, wo das Fleisch herkommt und warum es mehr kostet, dann macht es am Ende auch Spaß auf dem Teller.“

„Man kann aus Gemüse so viele sexy Sachen machen“

...den Preis für ein gutes Stück Fleisch

Lege: „Als grobe Faustregel gilt: Für ein Kilogramm Huhn sollte man nicht weniger als zehn Euro zahlen. Für Schweinefleisch sind es 15 Euro und für Rindfleisch sollte man mindestens 20 Euro ausgeben.“

...vegane Ernährung

Lege: „Ich bin in der ganzen Welt unterwegs und der vegetarische und vegane Markt wächst immer weiter. Frank Rosin und ich habe auch eine vegane Firma zusammen. Da muss ein Umdenken von 180 Grad in unseren Köpfen stattfinden. Das kann heißen, dass man dreimal pro Woche Fleisch isst und ansonsten fleischfrei. Man kann aus Gemüse so viele sexy Sachen machen. Gemüse an sich hat auch einfach von der Geschmacksvielfalt mehr zu bieten als Fleisch.“

„Da bekomme ich einfach Plack!“

...unsinnige Verordnungen

Lege: „Gemüse wird heutzutage als Hybridware hergestellt. Gurken werden standardisiert, damit sie alle in einer Kiste in eine Reihe passen ...“

Leven: „Da ist das Thema! Ist die Gurke ein bisschen zu krumm, dann darf sie laut EU-Verordnung nicht mehr verkauft werden. Da bekomme ich einfach Plack!“

Lege: „Und dann gibt es noch das Gesetz mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Das ist hier eine totale Katastrophe! Geh mal in Düsseldorf auf den Großmarkt und guck nach, was da alles weggeworfen wird. Das ist ein großes Problem und für mich eine Herzensangelegenheit, das zu ändern.“

...den moralischen Zeigefinger

Lege: „Ich hoffe, dass die Leute durch jemanden wie dich (sieht Eddy an) zum Umdenken angeregt werden. Man darf aber auch nicht vergessen: Wenn man den moralischen Zeigefinger nach oben hält, dann muss man bei sich selber anfangen. Ich kann nicht sagen, dass ich ab jetzt nur noch nachhaltiges Fleisch kaufe und dann mit dem Porsche über die Wiese presche. Dann war ich so nachhaltig wie eine Kuh beim Furzen."

Leven: „Wenn wir regionale Produkte anbieten können, dann sparen wir uns lange Transportwege mit dem Flugzeug oder dem Schiff. Da kommen tausende Faktoren zusammen, aber man muss irgendwo anfangen. Jeder kann etwas verändern.“