Nach Dienstwagen-AffäreRheinbahn-Vorständin Sylvia Lier muss gehen

Neuer Inhalt (6)

Für Sylvia Lier ist das Kapitel Rheinbahn wieder beendet.

Düsseldorf – Knapp sechs Monate nach ihrem Amtsantritt ist für Finanzvorständin Sylvia Lier das Kapitel Rheinbahn wieder beendet.

Der Aufsichtsrat entschloss sich wegen der Affäre um ihren Dienstwagen und die Firmenkreditkarte am Donnerstagabend zur Trennung. Allerdings wird sie nicht gefeuert, sondern offenbar weggelobt. Der Vertrag mit der Rheinbahn wurde in „beiderseitigem Einvernehmen" aufgelöst.

Aufsichtsrsatsvorsitzender Thomas Geisel dankte Lier für ihre Tätigkeit, wies darauf hin, dass sie wegen ihrer hohen Fachkompetenz im Bereich „Connected Mobility" als Geschäftsführerin zur noch zu gründenden städtischen Mobilitätsgesellschaft wechseln könne.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Vor etwas über drei Wochen hatte die Berichterstattung im EXPRESS die „Dienstwagenaffäre“ von Rheinbahn-Finanzvorständin Sylvia Lier ans Tageslicht gebracht.

Der Vorwurf: Sie soll mehrere Mietwagen, die die Rheinbahn für sie bezahlte, bis ihr eigentlicher Dienstwagen geliefert war, ihrem Mann zur Nutzung überlassen haben.

Liers Ehemann soll 14.000 Kilometer in ihren Dienstwagen gefahren sein

Fast 14.000 Kilometer soll er mit zwei verschiedenen Mietwagen (einem Jaguar und einem Audi) zurückgelegt haben. Während ihr Mann mit diesen „Dienstwagen“ fuhr, soll sich Sylvia Lier von einem Rheinbahn-Chauffeur mit dem ehemaligen Dienstwagen des ausgeschiedenen Vorstandssprechers Michael Clausecker von zu Hause abholen und wieder nach Hause bringen lassen haben.

Das seien allerdings keine vertraglich abgedeckten Dienstfahrten, sondern Privatfahrten. So steht es in einem juristischen Gutachten, das der Rheinbahn-Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeister Thomas Geisel, angesichts der Vorwürfe hatte erstellen lassen.

Ein weiterer, schwerer Vorwurf gegen die Finanzvorständin: Sie solle ihrem Mann die Firmenkreditkarte überlassen haben, die ihr die Rheinbahn zur Verfügung gestellt hatte.

Hat Sylvia Lier gegen ihre Vermögensbetreuungspflicht verstoßen?

Ihrem Mann soll sie die PIN dieser Karte gegeben haben, was gegen die Nutzungsbedingungen verstieß. Sie hatte einem Fremden so direkten Zugriff auf Rheinbahnkonten gewährt. Ein Verstoß gegen ihre Vermögensbetreuungspflicht als Vorstand Finanzen – so sah es der Gutachter.

Sylvia Lier konnte ihrerseits allerdings keine Fehler bei sich erkennen, schickte Rechtfertigungsmails an Geisel und an die Rheinbahn-Belegschaft. Aufgrund der Wortwahl in letzterem Schreiben, kündigte ihr der Gesamtbetriebsrat die Folgschaft, lehnte eine weitere Zusammenarbeit mit Lier ab.

Lesen Sie hier: Die Dienstwagen-Affäre der Vorstandsfrau

Aufsichtsrat beschloss Trennung von Sylvia Lier in kurzer Sitzung

Deshalb musste der Aufsichtsrat jetzt Konsequenzen ziehen. Am Donnerstagnachmittag traf sich erst der sogenannte „Präsidialausschuss“ des Rheinbahnaufsichtsrats, der neben Geisel aus dem Ratsherrn Andreas Hartnigk (CDU), Betriebsratsvorsitzendem Michael Pink und dem Verdi-Vertreter Dirk Seibel besteht. Dort beschloss man nach kurzer Sitzung die Trennung von Lier.

Direkt im Anschluss tagte der gesamte Rheinbahn-Aufsichtsrat, bestehend aus 16 Vertretern aus Politik, Arbeitnehmerschaft und Gewerkschaftern. Auch hier wurde der Daumen gesenkt. Die Ära Lier bei der Rheinbahn ist beendet, bevor sie richtig begonnen hatte.

Bleibt Sylvia Lier in Düsseldorf?

Allerdings hat die studierte Betriebswirtin und Marketing-Fachfrau offenbar doch noch eine Zukunft in Düsseldorf.

Weil die Rheinbahn die vertraglich garantierte Abfindung in Höhe von 560.000 Euro sparen soll, scheint man Sylvia Lier zur Geschäftsführerin der geplanten Düsseldorfer Mobilitätsgesellschaft machen zu wollen.

Deren Einrichtung soll in der Ratssitzung am 21. November beschlossen werden.

Lier würde allerdings dort wohl maximal die Hälfte von dem verdienen, was sie bei der Rheinbahn bekommen hätte – mit Boni über 300.000 Euro Jahresgehalt.