Düsseldorfer AltstadtPolizist Waffe an Kopf gehalten – Kripo-Chef mit heftigen Details

Karneval in Düsseldorf – Jugendliche feiern am 26. Februar 2022. Die Polizei beobachtet die Feiernden.

Karneval in Düsseldorf – Jugendliche feiern am 26. Februar 2022. Die Polizei beobachtet die Feiernden.

Die Düsseldorfer Altstadt: tagsüber ein Paradies für alle, die Bummeln, Shoppen und Genießen lieben. Nachts aber oft einfach nur die Hölle. Randale, Alkoholexzesse, Prügeleien, Messerstechereien.

von Marion Steeger (MS)

Die Polizei der Landeshauptstadt hofft, durch gute Vernetzung mit anderen Behörden die schlimmen Zustände besser unter Kontrolle zu bringen. Doch Kriminaldirektor Frank Kubicki gab EXPRESS.de jetzt eine schonungslose Analyse der aktuellen Situation. Mit einem krassen Beispiel von vor wenigen Wochen.

Frank Kubicki ist Leiter der Direktion Kriminalität bei der Polizei Düsseldorf. Er schildert eigentlich Unfassbares. „Zum Hintergrund: Es kommt immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Altstadt bis hin zu vollendeten Tötungsdelikten. Das ist in den letzten beiden Jahren auffälliger geworden. Das Leben spielte sich Corona bedingt mehr im Freien ab, Jugendliche brachten sich Alkohol in die Altstadt mit oder kauften ihn am Büdchen. Wir mussten in dieser Zeit eine zunehmende Aggression gegenüber Polizei und Ordnungsamt feststellen. Es kam und kommt zu Provokationen mit enormen Auswüchsen.“

Waffen-Horror in der Düsseldorfer Altstadt

Dann wird Frank Kubicki deutlich: „An Karneval zum Beispiel hat ein Jugendlicher einem Polizeibeamten eine als solche nicht zu erkennende Spielzeugwaffe an den Kopf gehalten. Er war vollkommen uneinsichtig, als ihm sein Fehlverhalten vorgehalten wurde.“

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Der Kriminaldirektor blickt zurück auf weitere schlimme und auch tödliche Vorfälle: „Im Oktober 2021 kam es zu einem versuchten und einem vollendeten Tötungsdelikt. Der Täter, der das Opfer letztlich tödlich mit einer abgebrochenen Glasflasche in der Herzgegend verletzte, konnte schnell ermittelt werden. Im Fall eine Woche darauf, als es zu einer Messerstecherei durch eine Gruppe junger dunkelhäutiger Männer mit einer Stichwaffe kam, dauerten die Ermittlungen länger. Der 16-jährige Tatverdächtige stammte aus Essen.“

Kriminaldirektor Frank Kubicki spricht von organisierter Randale

Kubicki erläutert: „Unsere intensiven Ermittlungen in vielen dieser Fälle haben uns gezeigt, dass sich Jugendliche, überwiegend mit Migrationshintergrund, in Städten um Düsseldorf herum organisiert haben. „Party machen“ in Düsseldorf bedeutet für sie ein Schaulaufen: Sie präsentieren sich in sozialen Netzwerken. In Düsseldorf ist viel los, hier treffen die Jugendlichen auf ihresgleichen, Burgplatz und Freitreppe mit Sonnenuntergang bieten eine schöne Fotokulisse. Die Jugendlichen wollen Bilder erzeugen.“

aus Düsseldorf Der Düsseldorfer Top-Polizist erklärt, was die Täter antreibt, in den sozialen Medien präsent zu sein: „Dazu gehören regelrechte Ranglisten-Kämpfe mit anderen Gruppen, wie man sich vor Ort mit anderen Gruppen, Polizei und/oder Ordnungsdienst angelegt hat. Wenn Fäuste dann nicht mehr reichen, endet das dann leider auch in Messerstechereien. Zwei Drittel der Täter, aber auch der Opfer kommen nicht aus Düsseldorf.“

Düsseldorfer Polizei: Kampf gegen gewalttätige Gruppen

Die Düsseldorfer Polizei stellt sich immer wieder neu auf die eskalierenden Vorfälle ein, erläutert der Kriminaldirektor: „Bei einer Sicherheitskonferenz im letzten Jahr mit Stadt, Bundespolizei und Justiz haben wir beschlossen, uns auf allen Ebenen besser zu vernetzen. Viele Täter kennen wir als Düsseldorfer Polizei in der Regel nicht. Sie agieren somit in der Anonymität, was es problematisch macht, sie hinterher zu ermitteln.“

Diese Vernetzung laufe mit Städten wie Köln, Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld, Duisburg, Essen, Oberhausen und Wuppertal. Kubicki: „Auffällige Gruppen und potenzielle Gewalttäter sollen zum Beispiel schon an ihrer Heimatadresse von der örtlichen Polizei oder bei der Anreise mit dem ÖPNV über die Bundespolizei angesprochen werden. Das ist ein erster Schritt, um sie aus der Anonymität herauszuholen, um sie rechtzeitig zu kontaktieren. „Reisebewegungen“ von gewaltbereiten Jugendlichen werden uns mitgeteilt, oder wir checken sie über soziale Netzwerke, haben solche Gruppen dann „auf dem Schirm“.“

Kriminaldirektor Frank Kubicki fasst zusammen: „Über diese Vernetzung mit anderen Behörden sollen aber nicht nur Straftaten verhindert, sondern auch Taten schneller aufgeklärt werden.“