Ermittlungsbericht zum Fall Mohamed A.Die Wahrheit zur Festnahme in Düsseldorf

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Ein Bild aus dem umstrittenen Festnahme-Video.

Düsseldorf – Die Kundgebung gegen angebliche „Polizeigewalt“ in Düsseldorf am Samstagmittag stockte: Anfangs tauchten Probleme beim Bühnenbau auf. Anstatt der erwarteten 5000 protestierten dann auch vielleicht 300 gegen den umstrittenen Polizeieinsatz vor einer Woche in der Altstadt - am Anfang der Demo waren es sogar nur kaum 120.

Der Grund für die Demo: Ein Video, das im Netz gut 1,3 Millionen Mal angeklickt wurde, dokumentierte kurze Ausschnitte einer Festnahmeaktion nahe „McDonalds“ am Bolker Stern durch zwei Polizisten. Die Beamten hatten einen 15-jährigen Deutsch-Marokkaner namens Mohamed A. zu Boden gebracht, um ihn zu fixieren.

Einer der beiden Beamten drückte den Jugendlichen mit seinem Bein auf den Asphalt. Vieles deutet darauf hin, dass er auf dem Kopf des Randalierers kniete – eine Einsatztechnik, die in schwierigen Lagen erlaubt ist.

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Anders verhält es sich bei einer Attacke gegen den Hals des Delinquenten. Dies wäre strafbar. Auf diese Weise töteten Polizisten den US-Afroamerikaner George Floyd vor drei Monaten in Minneapolis.

Düsseldorf: Polizist scheint entlastet

Seit einer Woche ermittelt die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft gegen einen 29-jährigen Polizeikommissar wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt. Inzwischen aber verdichten sich die Hinweise, die den beschuldigten Beamten entlasten.

In einem Ermittlungsbericht, der dem EXPRESS vorliegt, schildern zwei Mitarbeiter von „McDonalds“ das dreiminütige Geschehen:

  • Wie zunächst eine Gruppe Jugendlicher im Außenbereich randalierte,
  • wie die Kellner die Polizei alarmierten,
  • wie die Streife die jungen Männer mit Platzverweisen vertrieben –

bis zu jenem Moment, als Mohamed A. sich einmischte und die Polizisten angriff.

„Der Zeuge teilte mit, dass der Jugendliche daraufhin zu Boden gebracht wurde“, so der Report. Der Jugendliche habe sich gewehrt und mit den Händen um sich geschlagen. „Einer der Beamten habe auf dem Rücken gesessen“, sein Kollege „habe auf dem Kopf des Jugendlichen gekniet.“

Nach drei Minuten sei der junge Mann abtransportiert worden. „Eine Verletzung habe der Zeuge bei keinem der Beteiligten wahrgenommen“, heißt es weiter. Er „beurteilt das Eingreifen der Polizeibeamten als angemessen und nicht übertrieben.“

Düsseldorf: So war der Zeitablauf

Videoüberwachungskameras vom Tatort bestätigen die Angaben weitgehend. Bis auf eine Minute ist das Geschehen gut sichtbar.

Kurz nach 19.34 Uhr gerieten die drei Protagonisten erneut ins Blickfeld. Dabei zeigte sich –  so der Bericht – dass der „wortführende Beamte den Kopf des Jugendlichen mit dem Bein fixiert“.

Insgesamt gehen die Ermittler davon aus, dass der Randalierer um 19.33 Uhr und 12 Sekunden zu Boden gebracht wurde und um 19.35 Uhr und 30 Sekunden „die Fixierung am Kopf gelöst wurde.“

Düsseldorf: „Experte“ widersprach sich

Der Ermittlungsbefund will so gar nicht zu den Erkenntnissen des Grünen-Lokalpolitikers Samy Charchira passen.

Vergangenen Montag postete er via Facebook, wie schlecht es Mohamed A. „nach der brutalen Festnahme“ gehe. Er sei ins Krankenhaus eingeliefert worden. Von dem Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma ersten Grades war da die Rede und erheblichen Prellungen im Gesicht, am Schädel, im Becken, an der Brust- und an der Halswirbelsäule.

„Der Fall hat inzwischen eine europaweite Relevanz bekommen und muss in unser aller Interesse restlos aufgeklärt werden“, meinte Charchira besorgt.

Düsseldorf: „Vertrauen in die Polizei sinkt“

In etlichen Medien forderte der Kandidat für die Kommunalwahlen in der Landeshauptstadt eine unabhängige Untersuchung des Falles: „Das Vertrauen in die Polizei sinkt in den letzten Jahren seitens der Bevölkerung und vor allem unter Jugendlichen“, behauptete der Sozialpädagoge im WDR.

Kurz darauf folgte eine halbe Rolle rückwärts im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung: „Zwar hat sich der Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma zum Glück nicht bestätigt“, bekannte Charchira, „aber der Junge hat Verletzungen im Gesicht, im Becken und an der Halswirbelsäule erlitten.“

Düsseldorf: Mohamed A. brüstete sich

Pikanterweise sind die kolportierten Schäden nicht auf einem Snapshat-Clip zu sehen, den Mohamed A. am Tag nach seiner Festnahme postete. Der polizeibekannte Intensivtäter, der schon seine Mutter verprügelt haben soll, wirkte dort putzmunter.

Und zwar so, dass er bei einer Auseinandersetzung am späten Sonntagnachmittag zwischen 20 bis 30 Jugendlichen in seinem Viertel in Düsseldorf-Hassels kräftig mitgemischt haben soll.

Als Polizeibeamte eintrafen, prahlte A. mit nacktem Oberkörper damit, wie er am Vortag in diese Sache in der Altstadt „so wie George Floyd“ verwickelt gewesen sei und deutete mehrfach auf seinen Nacken. Verletzt sei er nicht, erklärte er laut Einsatzbericht. „Die Beamten gaben an, dass keine Verletzungen an Kopf, Oberkörper oder Gesicht festgestellt werden konnten.“

Düsseldorf: Bis heute ist kein Attest eingegangen

Doch am Abend desselben Tages kam Mohamed A. zur Beobachtung in eine Klinik.

Kurz darauf setzte der Grünen-Politiker Charchira sein Facebook-Post über den beklagenswerten Gesundheitszustand seines Schützlings ab. Bis heute ist den Strafverfolgern allerdings noch kein ärztliches Attest zugegangen. Somit ist der Grad des körperlichen Schadens völlig unklar – folglich auch die Frage, woher dieser stammen könnte.

In gut drei Wochen stehen die Kommunalwahlen an, da scheinen sich Attacken gegen die Ordnungsmacht gut zu machen. Rathauskandidat Samy Charchira, Landesverdienstordensträger auf Vorschlag der Grünen, hat einst den Integrationsverein „Zukunft Plus“ mitgegründet.

Und da wundert es nicht, dass genau diese Vereinigung die Demonstration gegen „Polizeigewalt“ quer durch Düsseldorf angemeldet hatte.