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Das große Glück im KleingartenKGV Rather Broich: Bei uns kennt Jeder jeden

Mike Sylvester hat vor fünf Jahren den Garten seiner Eltern übernommen und ist heute der neue Vorsitzende vom „Rather Broich“.

Mike Sylvester hat vor fünf Jahren den Garten seiner Eltern übernommen und ist heute der neue Vorsitzende vom „Rather Broich“.

von Barbara Kirchner (kir)

Düsseldorf – Der Verein „Rather Broich“ beginnt am Robinsonweg in Rath. Dort steht auch das Vereinslokal „Ponderosa“. 1920 wurde das Gelände hinter den Rheinmetallhäusern an der Derfflingerstraße von etwa 80 Familien als Gartenanlage in Beschlag genommen.

Heute misst das Gelände 63.000 Quadratmeter. Die 153 Gärten sind im Schnitt 400 Quadratmeter groß. Einige der Häuser sind noch aus der Nachkriegszeit und haben Bestandsschutz.

Düsseldorfs oberster Kleingärtner Peter Vossen hat hier lange Jahre als Vorsitzender die Geschicke geleitet. Jetzt hat er junge Leute für die ehrenamtlich Arbeit begeistern können.

Mike Sylvester hat vor fünf Jahren den Garten seiner Eltern übernommen und ist heute der neue Vorsitzende vom „Rather Broich“. Um ihn herum ein Team engagierter Vereinsmitglieder.

Als die Uroma kochte

Seit Generationen lebt die Familie Vossen in und um ihren Garten. Die Nachbarn kennen sich seit Jahren und deren Kinder und Kindeskinder auch. Jeder kennt eben jeden. Nach dem Krieg wohnte man in den Häuschen, die Stück für Stück erweitert wurden. Heute stehen die Gärten unter Bestandsschutz.

Im Garten von Düsseldorfs oberstem Kleingärtner, dem Vorsitzenden des Dachverbands Peter Vossen (66), steht noch das Haus, in dem seine Urgroßmutter Caroline Plum (90) sogenannte Kostgänger bewirtete.

Vossen: „Damals gab es bei Rheinmetall keine Kantine oder so. Deshalb verdienten sich die Frauen was dazu, indem sie für die Arbeiter kochten.“ Seine Urgroßmutter hatte sogar eine damals sehr gegehrte Konservendosen-Maschine. Damit wurde das Selbstgemachte eingefüllt und die Dose verschlossen. Essen to go.

„Wir sind hier als Gemeinschaft groß geworden“, so Vossen. „Dieser Zusammenhalt ist wichtig für einen Verein.“

Kinderspaß mit Tante Heidi

Heidi Schamberger (56) ist schon seit Jahren für die Kinderbespaßung zuständig. „Ich habe zwar selbst keine Kinder. Aber wie die Kleinen hier mitarbeiten, finde ich toll.“

Der großen Blumenumzug fiel in diesem Jahr ins Wasser. Aber Heidi fällt immer was ein. Die Kleinen bemalen Stofftüten und basteln. Dazu gibt es jede Menge Gummibärchen. Neben dem Vereinslokal stehen zwei Hüpfburgen und eine Popcorn-Maschine. „Eine Freundin von mir bemalt Kindergesichter.“

Zu Weihnachten wird ebenfalls gebastelt: Tassen bemalen, Karten gekleben, Luftballons rasieren – und dann kommt natürlich auch der Nikolaus. Heidi Schamberger: „Früher waren die Kleinen oft so schüchtern. Heute reißen sie sich darum, Gedichte vor zu tragen oder Lieder zu singen.“

Multikulti am Gartenzaun

Sie sind mitten drin im Vereinleben. Griechin Sophia Efthmidiou-Tierir (54) ist seit 18 Jahren mit dabei. Sie ist Ärztin, und fast alle Vereinsmitglieder lassen sich von ihr behandeln.

Peter Vossen, Ex-Vereinsvorstand witzelt: „An manchen Tagen kann ich bei ihr im Sprechzimmer genauso gut eine Vollversammlung veranstalten.“ Im Notfall findet der Hausbesuch auch mal im Garten statt.

Ibrahim Demir (44) kommt aus der Türkei und ist gelernter Elektriker. „Wenn einer Probleme mit dem Strom hat, helfe ich gerne aus.“

Bei jedem Sommerfest bieten er und sein Landsmann Mehmet Akgül (46) Spezialitäten aus ihrer Heimat an. Samova-Tee aus einer handgearbeiteten Apparatur. Unten wird Holzkohle verbrannt und damit oben die Teekanne beheizt. Und so gibt’s beim Sommerfest nicht nur Bier, sondern auch leckeren, gemütlichen Tee.

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Ein kleiner Zoo

Tierhaltung ist nach dem Bundeskleingartengesetz eigentlich nicht erlaubt. Doch Heidi Altenbeck (70) und ihren Partner Bruno Engel (70) ignorieren das einfach: Denn ihre Tiere sind aus Stein …

Über 100 Skulpturen stehen in alles Ecken ihres Garten. Stille Gesellen in jedem Winkel. Bruno Engel: „In unserem Garten gibt es immer fürs Auge was Neues zu entdecken. Im Herbst, wenn die Blätter fallen, tauchen Figuren auf, die es im Sommer nicht gab.“

Ein Uhu, Frösche, ein Pony, ein Esel und eine Kuh. Eine Gans, Hunde. Viele Katzen, einige lümmeln sich auf dem Laubendach herum. Pinguine, Schmetterlinge, Schaf, ein Wildschwein und jede Menge Gartenzwerge.

Heidi Altenbeck: „Wir waren zu Hause sieben Kinder. Ich hatte keine einzige Puppe für mich. Jetzt tobe ich mich so aus.“

Die meisten Figuren hat ihr Bruno Engel von seinem Geschäftsreisen mitgebracht. „Manchmal schickte er mich in den Garten, was holen. Da hatte er wieder eine Figur entdeckt und in eine Ecke gestellt.“ Langweilig wird dieser Garten nie.

Fliegende Raritäten

Eigentlich hatten Nicolai Wäschle (47) und seine Freundin mit Garten wenig am Hut, als sie sich in Düsseldorf kennen und lieben lernten. Nach dem Kicken auf dem Fußballplatz in der Gegend, gönnte man sich einen Spaziergang durch das Gelände „Rather Broich“. „So was hätten wir auch gerne“, dachten sich die Beiden und meldeten sich beim Verein an. 2008 übernahmen sie ihr neues Glück und bauten kräftig um.

Alles was in der Natur krabbelt und fliegt, interessierte das Paar. Und da Nicolai Wäschle gelernter Handwerker ist, baute er für Insekten ein kleines Paradies. Ein Insektenhotel. Mit Basthalmen, maroden Holz oder löchrigen Steinen.

„Die fliegen da hinein und schmieren sich dann den Eingang selbst zu. Ein ideales Winterquartier“, so der Straßenbahnfahrer. Und so hat sich ein ganz besonderer Gast bei ihm einquartiert. Die seltene Blaue Holzbiene. Mit 28 Millimetern die größte Bienenart in Deutschland. Leider kaum zu sehen. Nur bei Nicolai Wäschle gibt es Exemplare.

Als er das Nest in einem abgesägten altem Kirschbaum entdeckte, schickte er Fotos zu einem Insektenfachmann. Der erklärte ihm, was für eine Rarität in seinem Kleingarten lebt. Aber auch Igel finden bei Nicolai Wäschle einen selbst gebauten Futterplatz. Und unter dem Gartenhäuschen-Dach nistet eine Fledermaus.

Hilfe, eine Bombe in meinem Garten

Am Donnerstagnachmittag nach 16 Uhr kam der Anruf vom Vereinsvorsitzenden: „Wolfgang, Du musst mal zu Deinem Garten kommen – da ist Besuch!“ Als Wolfgang Schönfeld (66) dann ankam, wartet schon das Bombenräumkommando auf ihn.

„Man hatte eine Fliegerbombe in sechs bis acht Metern Tiefe gefunden“, erzählt Schönfeld. Also wurde sein gepflegter Garten mit Flatterband abgesperrt und ein acht Meter tiefes Loch in den Rasen gebaggert. Und als man nichts außer Schrott gefunden hatte, verabschiedet man sich höflich und ließ den fassungslosen Wolfgang Schönfeld mit Krater im Garten und 1,5 Kubikmeter Altmetall zurück.

Später erst erfuhr Wolfgang Schönfeld, wie man auf seinen Garten gekommen war. „Auf amerikanischen Luftaufnahmen hatte man den Trichter entdeckt. Sonden meldeten Metall. Also ging man davon aus, dass hier eine Bombe liegt.“ Tatsächlich hatte man nach dem Krieg den Bombenkrater wohl mit Schrott verfüllt. So kam es zu dieser unfassbaren Verwechslung.