Bordell Rethel 77Letzter Blick in Bertis Puff-Imperium

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So war es früher: Puff-Daddy Bert Wollersheim (r.) mit Gattin Sophia und Gästen der Rethel.

Düsseldorf – Gelesen und gehört hat man viel über die ehemaligen Bordelle von Bert Wollersheim an der Rethelstraße 73–77. Doch von innen gesehen hat sie kaum jemand (behaupten jedenfalls die meisten).

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Designerin Dorothee Barnewitz  (M.) kam passend in roten Lackstiefeln.

Bald werden die Häuser abgerissen. Am Samstag öffnete der Puff ein letztes Mal die Türen. Publikumsverkehr. Designer der Künstlergruppe „Düsselgold“ zeigten ihre wertvollen Stücke.

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Im orientalischen Zimmer fühlte sich Dominika am wohlsten, nur die Betten waren  ihr zu hart.

Schon zum Start um 14 Uhr drängelten sich die Besucher an den Eingängen. Heinz Rüsing, an diesem Tag für den Publikumsverkehr zuständig, musste das ein oder andere Mal den Einlass stoppen. Marion und Joachim Liese durften rein.

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Zwischen Plüsch und Puffdeko präsentierte Schmuckdesigner und Goldschmied Patrick Moroder seine schönen Stücke.

Marion: „Als ich gesagt habe, ich gehe zu einer Schmuckausstellung, da wollte mein Mann nicht mit. Aber als ich ihm sagte wo die Ausstellung stattfindet, hat er spontan seine Meinung geändert.“

Die schummerige Bar gleich rechts vom Eingang. Die vielen Zimmer, hinter deren Türen die Damen ihren Liebesdiensten nachgingen.

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Die Küche des Bordells: Hier zählte Bert einst  das Geld. Jetzt ist nicht nur die Küche kalt.

Afrikazimmer, Herzchenzimmer in Lackrot, römisches Zimmer. Kopfkino. Da wurden die ausgestellten, wertvollen Schmuckstücke auch mal zur Nebensache.

„Ich wusste gar nicht, dass hier mal ein Bordell war. Eigentlich wollte ich mir den ja Schmuck anschauen“, meinte Dominika. Völlig begeistert war sie vom Orientzimmer. „Sieht zwar alles ein bisschen kitschig aus, aber genauso habe ich es mir im Puff immer vorgestellt.

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Das Herzchenzimmer: das Herzchen  vorne, der Rest in rotem Lack.

Und die vielen Badewannen, klasse. Alles richtig kitschig und gemütlich. Bis auf die Betten, die sind mir etwas zu hart.“ Dabei waren die ein nicht ganz unwichtiger Betriebszweck des Unternehmens.

Für Anja Einwag war alles eine Spur zu viel: „Das ist total verrückt hier, aber von allem irgendwie ein bisschen zu viel Plüsch, Figuren und Glitter.“

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Die Treppe zu den Liebeszimmern – ein Schild weist den Weg: „Boulevard  der bösen Buben“.

Ausstellerin Anemone Tonsch hat ihre Ausstellungsstücke der besonderen Atmosphäre angepasst und erzählt lachend: „Ich verkaufe Vogelkäfige, denn hier ging’s ja früher rund – und ich habe extra noch Seifenpenisse besorgt.“

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Wegen der „besonderen Atmosphäre“ brachte Schmuckdesignerin Anemone Tonsch zur  Abschiedsausstellung Vogelkäfige und Penisse aus Seife mit.

Reißenden Absatz fand auch das Inventar. Marilyn Monroe-Bilder ab 30 Euro. Spiegel – und davon hatte Wollersheim reichlich – ab 10 Euro. Champagnerkübel, T-Shirts oder Bademäntel für 40 Euro, gebraucht gab es sie schon für 20 Euro.

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Die berühmte Bar der Rethel 77. Hier wurde gestern auch das komplette Inventar samt Schampus und Sektkübeln verhökert.

Um 22 Uhr war Schluss. Und Bertis berühmter Puff ist endgültig Geschichte.